Saga von Dray Prescot 17 - Vallian-Zyklus 03 - Dayra von Scorpio
überzeugt.
»Der Nordosten steht jedenfalls voll gegen dich; dort sammelt sich eine Armee ...« Ich schilderte der Versammlung meine kürzlichen Abenteuer. Barty hatte sich nicht nach Vondium durchschlagen können. Vermutlich war sein Flugboot defekt geworden. In diesen schlimmen Tagen, da ein ganzes Reich unterging, mußte Barty Vessler selbst für sich sorgen. Vielleicht war er nach Hause zurückgekehrt. Von meiner Tochter Dayra, die auch Ros die Klaue genannt wurde, sagte ich nichts.
»Trylon Udo, also schön«, sagte der Herrscher. »Für ihn steht der Galgenbaum bereit. Und was diesen Zankov angeht, den werden wir erledigen, wenn er hier eintrifft. Ich bin der Herrscher, und ich verstehe solche törichten Pläne. Bei Vox! Meine Gesandten sind bereits unterwegs und werben in Übersee Tausende von Paktuns für uns an.«
»Bis die hier eintreffen, ist alles längst vorbei«, sagte Chuktar Wang-Nalgre-Bartong und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Ihm war nicht wohl bei den Worten, die er aussprechen mußte. »Meine Männer sind loyal. Die Roten Bogenschützen sind ausgesuchte ...«
»Ja«, warf ein Pallan zornig ein. »Und die übrigen Rasts haben sich bestechen lassen!«
Der Chuktar war der letzte einer ganzen Reihe von Kommandeuren der Roten Bogenschützen. »Wir haben gekämpft!« protestierte er. »Wir haben gekämpft, wie es nur die Bogenschützen aus Loh vermögen. Aber wir sind mehr als einmal in einen Hinterhalt gelockt worden – fragt mich nicht, wie das möglich war, denn ich weiß es nicht. Unsere Pläne müssen verraten worden sein. Wir hatten keine Chance. Ich kann also nur bedauernd wiederholen, daß ich keinen anderen Ausweg sehe, als ehrenvoll zu kapitulieren.«
Die Vallianer starrten ihn aufgebracht an. Er war ein Söldner, ein Paktun, dessen Pakzhan golden an seinem Hals schimmerte.
Leise sagte der Herrscher: »Und was wird aus uns, wenn du ehrenvoll kapitulierst und dich unseren Feinden verdingst?«
»So geschieht es nun mal, wenn Reiche auseinanderfallen«, antwortete Chuktar Bartong. »Im großen Vaol-Paol ist doch alles eins.«
»Und wie steht es im Nordwesten?« fragte der Herrscher energisch. Als einziger schien sein Mut ungebrochen zu sein. Er strahlte eine Willenskraft aus, die ich von ihm nicht erwartet hätte.
»Dort haben die Racter das Sagen«, antwortete ein Pallan. »Die letzten Berichte sind noch nicht bestätigt. Die Schwarzen und die Blauen Berge sind in Blut gebadet. Was dort geschieht, ist noch ungewiß.«
Ich spürte eine seltsame Beklemmung. Die Schwarzen Berge waren Inchs Kovnat, und die Blauen Berge ... Ich zwang mich dazu, nach Einzelheiten zu fragen. Es war aber lediglich bekannt, daß der Nordwesten eine Streitmacht gegen Vondium schicken wollte und daß die Jungs der Blauen Berge und die Kämpfer der Schwarzen Berge das Ausrücken verhindert hatten.
Die Pläne der Racter waren also nicht so gelaufen, wie sie erwartet hatten ... Die Schwarzweißen warteten nun in anderen Gebieten ab, warteten auf den richtigen Zeitpunkt nach dem großen Zusammenbruch. Nun ja, die Onker hatten keine Ahnung, daß Phu-Si-Yantong ihnen dabei zuvorkommen würde. Ich hatte es bisher nicht für ratsam gehalten, den Herrscher zu informieren, daß für mich der mächtige Zauberer aus Loh hinter allen Problemen stand. Am besten kämpfte er gegen unsere Gegner, ohne von einer alles überlagernden Furcht gebeutelt zu werden. Andererseits ...
»Ich möchte euch bitten, gewisse Überlegungen nachzuvollziehen, die ich in diesem Kreis ausbreiten möchte.« Ich hatte die Stimme erhoben und stand auf. »Stellt euch Vallia vor. Ein mächtiges Reich und ein starker Herrscher, der dennoch die zahlreichen Interessengruppen innerhalb seines Machtbereichs gegeneinander ausspielen muß. Dagegen der Ehrgeiz eines anderen Mannes, eines Mannes von gleichem oder größerem Einfluß, eines Mannes mit – außerordentlichen Fähigkeiten. Jemand, der über große Entfernungen wirken und böse Kräfte für seine Ziele einsetzen kann. Jemand der Vallia in seine Gewalt bringen und es durch seine Marionetten beherrschen will.«
»Und was für ein Mann sollte das sein? Den gibt es doch gar nicht?« rief Crimahan.
Ich fuhr unbeirrt fort, unentschlossen, wieviel ich den Anwesenden offenbaren konnte, überzeugt, daß sie mir nicht glauben würden.
»Die zahlreichen Aufstände haben doch irgendwie miteinander zu tun. Hinter allem steht ein umfassender Plan. Herrscher, wo ist dein persönlicher Zauberer,
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