Saga von Dray Prescot 17 - Vallian-Zyklus 03 - Dayra von Scorpio
beschrieb einen tödlichen Bogen nach dem anderen. Die Mauern dämpften mit ihrer Höhe und Dicke jedes Geräusch. Wir trampelten durch das Gras, und ich mußte mich sehr wendig anstellen, denn die Chuliks sind zu Recht als vorzügliche Kämpfer bekannt. Ohne die Rüstung des toten Rapa-Paktuns wäre ich mehr als einmal böse verwundet worden. Doch schließlich kämpfte ich alle Gegner nieder und konnte einen Augenblick lang Luft schnappen.
Die Chuliks trugen die Farben Gelkwas – silberne, schwarze und gelbe Kreise auf grünem Untergrund. Ich suchte mir eine Tunika, die nicht zu blutig war, und tauschte sie gegen Rojashins Umhang aus. Darüber legte ich Brust- und Rückenpanzer, die mir gut gedient hatten. Daß ich die Schultergurte hatte auslassen müssen, konnte die Wirksamkeit der Rüstung nicht beeinträchtigen. Ich entspannte die Sehne des Langbogens und steckte ihn in seine Hülle. Wie lange ich ihn als Speer getarnt mitführen konnte, blieb abzuwarten; bis jetzt war alles gutgegangen. Ich setzte mir einen frischen bunten Helm auf und warf einen letzten Blick auf die Szene.
Ein Innenhof, gefüllt mit toten Chuliks. Übelriechendes Blut. Fliegen. Und ich, Dray Prescot, der seine Tochter suchte, während Vallia in Flammen stand.
Durch ein Tor am anderen Ende erreichte ich den Bezirk vor dem Tempel und mischte mich unter die abwandernden Menschenmassen. Die Leute hatten nur ein Thema. Ich schritt mit gesenktem Kopf dahin, als hätten mich die Ereignisse im Tempel von Hockwafernes gebührend beeindruckt.
Ja, für meine Begriffe stand Vallia in Flammen. Ließ sich der Herrscher nur eine Schwäche anmerken, wurde nur ein Streich erfolgreich gegen seine Autorität geführt, würden aus vielen Schatten Leute hervortreten und ihn offen angreifen. Sie kennen bereits viele Parteien und Interessengruppen; aber es gab noch viel mehr feindliche Elemente, Personen, die entschlossen waren, ihren Willen durchzusetzen, ohne Rücksicht auf das Vallianische Reich, ohne Rücksicht auf ihre Gegner. Es war zu einer Schlacht gekommen, und der Herrscher war besiegt worden. Ich fragte mich, ob er persönlich dabeigewesen war oder einen General geschickt hatte. Ich fragte mich, ob er überhaupt noch am Leben war.
Mein weiterer Weg lag nun klar vor mir. Ich hatte Dayra zu finden versucht und nichts erreicht. Nun mußte ich zwischen Dayra und Delia wählen – eine unangenehme Entscheidung. Aber die Waagschale neigte sich zu Gunsten meiner Frau. Ja, ich mußte mich überzeugen, daß sie in Sicherheit war. Wenn ihr Vater der Vernichtung anheimfiel, würde Delia zum Opfer schleichender Leems werden.
Tief in mir spürte ich, daß Dayra den wilden Haufen, dem sie sich angeschlossen hatte, zu meistern wußte. Sie würde nicht plötzlich in Lebensgefahr geraten, nur weil ich sie hier verfehlt hatte. Warum sollte mein Hiersein für sie einen Unterschied machen? Schließlich hatte ich bisher wenig genug mit ihrem Leben zu tun gehabt.
Ich brauchte ein Flugboot; ich war nicht ungeübt darin, Voller zu stehlen und mich damit zu verdrücken.
Trylon Udos Armee bot ein ganz anderes Bild als noch am Tag zuvor. Wo es bisher ein Sammelsurium von Einzelkämpfern gegeben hatte, durchsetzt von nur wenigen erfahrenen Profis, herrschte nun große Einheit – die Streitmacht war zusammengeschweißt, beflügelt durch ein vibrierendes Selbstvertrauen, das die Männer durch alle Verluste zum Sieg führen würde.
Trotz aller Bedeutung, die Kampferfahrung und eine gute Ausrüstung haben, hängt doch auch viel von der Moral, von der brennenden Motivation einer Armee ab – von dem festen Glauben der Unverwundbarkeit, der diesen Männern und Frauen eingegeben worden war.
Und der Herrscher war bereits einmal besiegt worden.
Ich wurde dringend in Vondium gebraucht. Es war meine Pflicht, dort bei der Abwehr des zweiseitigen Angriffs Phu-Si-Yantongs zu helfen.
Ich marschierte gelassen durch das Lager, wobei ich allerdings um mein altes Zelt einen Bogen machte. Dabei bemerkte ich Flugboote am Himmel, die langsam an Höhe verloren und zur Landung ansetzten. Die Transportmittel wurden zusammengezogen. Ich verfolgte das Schauspiel und zählte und schätzte und rechnete hoch. Die Zusammenstellung einer Luftflotte dieser Größe und mit Vollern solchen Fassungsvermögens überstieg die Möglichkeiten eines Trylon im Nordosten Vallias. Wieder einmal zeigte sich der Einfluß des Zauberers aus Loh.
Tragisch war in diesem Zusammenhang, daß Udos Ehrgeiz sich darauf
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