Saga von Dray Prescot 18 - Vallian-Zyklus 04 - Goldenes Scorpio
Reiter teilten sich in drei Gruppen oder Divisionen – jeweils tausend Kavalleristen.
Mir fiel kein Angriffssignal auf. Trompetentöne erklangen. Die vorderen Benhoff-Reihen setzten sich in Bewegung, unförmige graue Tiere, die wie eine graue Brandung lostobten. Die mittlere Division ritt dabei immer schneller. Die Armbrustschützen schossen Pastang um Pastang, und die Bolzen wirbelten wie Regen vom Himmel, doch die Benhoffs griffen weiter an. Einige wenige, nur sehr wenige, stürzten und lagen zuckend am Boden, während die Kampfgefährten weiterstürmten.
Die mittlere Division galoppierte mit vollem Tempo durch die betroffene Zone und prallte auf die hamalische Infanterie. Die beiden vorderen Reihen gaben sofort nach. Infanteristen wurden in hohem Boden zur Seite geschleudert. Die massigen sechsbeinigen Ungeheuer stürmten weiter. Schwerter wurden erhoben und senkten sich wieder. Schilde zersplitterten. Erst jetzt traten die Flügel der Totrix-Kavallerie in Aktion – hohnlachend niedergekämpft von den linken und rechten Keilformationen der Radvakkas. Unter schrecklichem Lärm wurde gleich darauf an der gesamten Front gekämpft. Doch nur einen Moment lang, dann wich die hamalische Armee immer schneller zurück. Reiterlose Totrixes galoppierten vom Schlachtfeld. Die Infanterie wurde total vernichtet. Unaufhaltsam stürmte der Kampfkeil der Eisernen Reiter vor.
Überall entwickelten sich lebhafte Einzelkämpfe – dabei bekam ich das Ende des Zorcaregiments gar nicht mit. Es hörte einfach auf zu existieren. Die Hamalier wurden in die Flucht geschlagen. Reiter lösten sich aus den Gruppen, begannen zu jagen und zu töten.
Die Zeit wurde knapp, und ich hätte mein Ziel beinahe nicht erreicht.
Mein Einsatz war also doch noch gefordert.
Der Schecke machte einen Satz, und seine acht Hufe begannen auf das Gras einzutrommeln. Eine Gruppe Rapas wollte mich am Tor aufhalten, doch strömten bereits Flüchtlinge in die Stadt und ließen die Situation eindeutig erscheinen. ›Rette sich, wer kann‹, war die Devise. Ich hatte keine Mühe, nach Cansinsax hineinzugelangen.
Drinnen war es schon schwieriger festzustellen, wohin sich die Gruppe gewendet hatte, die ich schon einmal retten konnte. Welches Individuum dieser Reisegruppe den Herren der Sterne besonders am Herzen lag, wußte ich nicht – das hieß, daß ich den ganzen Haufen schützen mußte.
Die Stadt war in schrecklichem Aufruhr. Männer und Frauen liefen durcheinander – Bürger, die vallianische Kleidung trugen. Sklaven, die allerlei Habe schleppten, wurden mit der Peitsche zur Eile angetrieben. In wirrem Strom drängte man auf das Westtor zu. Wie die Leute zu entkommen hofften, da doch die Benhoffs der Radvakkas keine Mühe haben würden, sie einzuholen, schienen sie sich noch nicht überlegt zu haben. Durch das schreckliche Chaos drängte ich mein Tier.
Eine schlimme Zeit, wenn eine Stadt vor dem Untergang steht, eine schlimme Zeit.
In diesem Fall, davon bin ich überzeugt, griffen die Herren der Sterne ziemlich direkt ein. Ich weiß noch, wie ich den gleichgültigen Himmel mit einem Fäusteschütteln bedachte und einige forsche Makki-Grodno-Flüche ausstieß (ein Verhalten, auf das die von Panik ergriffenen Masse ringsum in keiner Weise reagierte) und wie ich dabei plötzlich eine scheckige Nikvove aus dem aufgebrochenen Tor einer Villa galoppieren sah. Die Menschenmenge drängte vorbei, und ich erreichte die Nikvove und legte eine Hand an ihr Geschirr. Mit Hilfe meines eigenen Tiers brachte ich das verängstigte Wesen zum Stehen und vermochte es sogar zu wenden. Gemeinsam galoppierten wir auf das Grundstück der Villa. Sklaven waren dabei, den Besitz zu plündern – was unter den gegebenen Umständen nur angemessen war.
Die Frau, die zornig schreiend in der Haustür stand, trug Reitkleidung und hieb mit einem Thraxter um sich. Sie mochte eine der drei Frauen sein, die aus der Kutsche gestiegen waren. Es wurde gelärmt, Menschen kreischten, aus den Fenstern geworfene Möbelstücke zerbarsten krachend im Vorhof, lebhaftes Fußgetrappel war zu hören. Die Gerüche waren ebenfalls interessant. Ich ritt auf die Frau zu. Sie hob den Kopf.
Sie schaute in meine Züge. Ihr Gesicht, auf dem sich jener besondere, bittere aristokratische Haß malte, wie er typisch ist für die Mächtigen dieser Welt, wenn sie Sklaven ausbrechen sehen oder ihnen nicht sofort gehorcht wird, erschlaffte jäh. Ich sprang vom Rücken meines Schecken.
»Hier, meine Dame, ein
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