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Saga von Dray Prescot 18 - Vallian-Zyklus 04 - Goldenes Scorpio

Saga von Dray Prescot 18 - Vallian-Zyklus 04 - Goldenes Scorpio

Titel: Saga von Dray Prescot 18 - Vallian-Zyklus 04 - Goldenes Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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hamalische Späher, die das von Radvakkas besetzte Nikwald auskundschaften wollten. Nach den Bemerkungen der Eisernen Reiter zu urteilen, sehnten sie sich nach der Möglichkeit, diese prächtigen Flugobjekte mit dem Speer zu durchbohren – nur wußten sie nicht, wie sie das anfangen sollten.
    Aus der Hausruine vernahm ich plötzlich Geräusche, als würde ein Stück Holz in eine Handfläche geschlagen. Ich kümmerte mich nicht darum. In meinem Versteck schien es mir angebracht, die Sturmholzkassette loszuwerden, die sich nicht gut tragen ließ. Ich nahm den Ring heraus. Den Ring des Geschicks. Er sah eigentlich ganz normal aus: Eingefaßt waren zwei Smaragde, ein Ronil und ein unbestimmter weißlicher Stein, kein Diamant. Die Steine wurden mit Goldkrallen festgehalten. Ich verstaute das Stück sicher in meinem Lendenschurz.
    Das seltsame Klatschen ging weiter, und ich zog mich noch tiefer in die Schatten zurück und schaute durch die Lücke eines ehemaligen Fensters, das jetzt vom Boden bis zum Himmel klaffte. Der festgetrampelte Boden im Hausinnern wurde von den tiefstehenden Sonnen gut ausgeleuchtet.
    Angewidert biß ich die Zähne zusammen.
    Eine Horde Radvakkas hatte sich im Kreis aufgebaut; sie waren mit Peitschen, Holzstücken und Eisenstangen bewaffnet. In der Mitte erhob sich ein Pfahl. Ein Mann war mit dem Schwanz an den Pfahl gebunden und wurde immer wieder geschlagen. Für die Umstehenden kam es darauf an, ihn um den Pfahl herumlaufen zu lassen; sein Schwanz war an einem Eisenring befestigt, der es ihm ermöglichte, den Hieben auszuweichen, sich zu ducken, hin und her zu schwanken. Ein Stück entfernt verzeichnete ein Radvakka Wetten auf einem Holzstück. Die Arbeit brachte die Eisernen Reiter ins Schwitzen, doch verrichteten sie ihr Werk lautlos. Vermutlich gehörten also auch die Schmerzensschreie zu den Wetten, und natürlich wollte man nichts verpassen.
    In einer Ecke lagen tote Gestalten – ausnahmslos Diffs.
    Der Mann, der gerade zum Vergnügen der Teilnehmer gefoltert wurde, rannte nicht im Kreis. Vielmehr verharrte er auf der Stelle, die vier Arme an den vier Ellenbogen auf dem Rücken zusammengebunden. Auf seinem Gesicht malte sich düsterer, leidenschaftlicher Haß auf die Radvakkas. Es war ein braunes Gesicht mit braunen Schnauzern und einem goldenen Bart, ein wildes, edles, leidendes Gesicht. Dabei gab der Mann keinen Laut von sich. Er stand dort in der Mitte, und ich bestaunte die Art und Weise, wie er sich bewegte, wie er seinen Körper mit einer Geschmeidigkeit auf den Beinen verdrehte, die mich an die Methoden erfahrener unbewaffneter Kämpfer erinnerte, die ihren Disziplinen nachkommen – eine fließende, schnelle Bewegungsanmut, die ihm half, vielen Hieben auszuweichen. Viele aber trafen ihr Ziel. Sein nackter Körper, mit Muskeln bepackt und doch schlank und beweglich, wies blutige Schnitte und Schwielen und Prellungen auf.
    Dieser Mann war das reinste Wunder. Er entstammte den Kildoi, einer Diff-Rasse, die, da sie hauptsächlich in Balintol lebte, kaum bekannt war. Der unglaublich kräftige Körperbau, die fließenden Bewegungen, das Wogen und Strecken seiner Muskeln – all dies förderte die klare, intelligente Vorbereitung auf jeden Hieb und setzte ihn in die Lage, die Folter zu ertragen, die weniger starke Männer längst in Tränen und Schreikämpfe getrieben hätte. Doch in der Vorausschau jedes neuen Hiebes lag mehr als nur Intelligenz. Über die mystischen Mittel, mit denen ein Mann einen Hieb auch mit Augenbinde erahnen kann, wird viel Unsinn geschrieben – dabei ist viel daran. Auf jeden Fall weiß ich über manche Disziplinen sehr viel. Die Krozairs, die natürlich die wichtigsten waren, und die Khamster-Syples der Khamorros, die velyanischen Techniken der Kriegerischen Mönche von Djanduin und viele, viele mehr. Viel sinnloses Zeug wird über den Mystizismus im Kampf geschrieben und geglaubt; es bleibt aber ein Kern von Wahrheit. In diesem Burschen, in diesem Kildoi erkannte ich einen Mann, der ein Hoher Adept war, ein Wahrer und Erprobter Meister.
    Aber die ganze Sache ging mich nichts an. Weshalb rührte ich mich gleichwohl nicht von der Stelle?
    Die Szene vor meinen Augen offenbarte doch etwas anderes als den gedankenlosen Tritt, den der Radvakka dem Khibil-Sklaven auf der Straße versetzt hatte. So etwas passierte einem Sklaven tagtäglich – eine Unterdrückung, die Delia und ich so bald wie möglich beenden wollten, eine undankbare, schwierige Aufgabe, bei Opaz!

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