Saga von Dray Prescot 18 - Vallian-Zyklus 04 - Goldenes Scorpio
... willkommen, was für ein Dämon auch in dir stecken mag.«
Ich trabte zum Fenster und nahm das Breitschwert wieder an mich. Dann schaute ich nach draußen. Jemand mußte den Lärm gehört haben und wollte sich erkundigen. Ich fuhr herum.
»Ein Teufel mag ich ja sein, aber uns beiden drohen die Eisgletscher Sicces, wenn wir uns nicht sputen. Hier, hilf mir, diesen Burschen auszuziehen! Er sieht groß genug aus.«
Gemeinsam zogen wir der Leiche die mit Eisen verstärkte Rüstung aus und streiften sie mir über. Ein Helm aus dem in der Ecke liegenden Haufen landete auf meinem Kopf. Die raffinierten Metallplättchen fielen vor meinem Gesicht herab. Ich warf mir den alten Pelz über die Schulter und schaute durch die Augenschlitze.
Der Kildoi hatte ein anderes Fell an sich genommen und wickelte sich darin ein.
So sprangen wir durch die Fensteröffnung ins Freie, wo ich Lumpy bestieg.
»Nimm die Zügel! Führ uns fort – langsam! Senk den Kopf!«
Stumm kam er meiner Aufforderung nach. Auf dem Rücken des Benhoff sitzend, von einem bekümmerten Sklaven geführt, ritt ich gelassen auf die Straße hinaus. Einige Radvakkas galoppierten herbei, um nachzuschauen, was es mit dem Lärm auf sich hatte. Einer zog seine Zügel an und öffnete den Mund, um etwas zu sagen.
»Ein übler Bursche!« sagte ich und ließ meine mürrische Stimme noch gröber und böser klingen als sonst. »Bei der Eisernen Faust Getranchis! Der ist lange gestorben!«
»Hai!« erwiderte der Eiserne Reiter. »Hast du was gewonnen?«
»Aye.«
Wir ritten weiter.
So schnell wie möglich bog ich von der Hauptstraße ab und ließ die Lagerfeuer hinter uns. Nikwald war nicht sonderlich groß, und einer wirklich umfassenden Verfolgung konnten wir innerhalb der Siedlung nicht entgehen. Wir mußten ganz fort von hier, und es würde noch etwa eine Bur dauern, bis die Sonnen untergingen. Angestrengt lauschte ich, um zu hören, ob das Massaker schon entdeckt worden war; doch als wir uns der niedergerissenen Mauer der ehemaligen Festungsstadt näherten, war außer dem üblichen Lärm des Kriegerlagers nichts zu vernehmen.
Den zweiten Benhoff fanden wir am Fuße der Mauer angeleint. Ein Radvakka, der sich erkundigen wollte, warum wir das Tier losbanden, ging zu Boden. Ich nahm nicht an, daß er sich wieder erheben würde. Der Kildoi bestieg das Tier, und ich bemerkte, daß er die Steifheit der Schnitt- und Prellwunden mit der phlegmatischen Gelassenheit eines Mannes erduldete, der Schmerzen und Ungerechtigkeiten des Lebens gewöhnt war.
»Wir müssen warten, bis die Sonnen untergegangen sind. Die Frau der Schleier geht erst eine Stunde später auf. In dieser Zeit ...«
»Aye, Dom. In dieser Zeit reiten wir.«
»Richtig. Bis dahin bleiben wir außer Sicht.«
Das war in einem bewegten barbarischen Lager nicht allzu schwer, auch als schließlich der erwartete Lärm ausbrach, der der Entdeckung folgte. Horden von Eisernen Reitern galoppierten in alle Richtungen. Obwohl es in der verfügbaren Zeit kaum zu schaffen war, den Kildoi richtig zu verkleiden, mußten wir es versuchen.
Stumm standen wir im Schatten der zerstörten Stadtmauer neben unseren Tieren, bereit loszureiten. Ein Radvakka hatte das Pech, in unsere Nähe zu geraten, ohne uns zu sehen. Er wollte die Mauerlücke in unserer Nähe erkunden. Die Sonnen waren beinahe untergegangen. Jadegrünes und rotes Licht strahlte gebündelt durch die Lücke und warf lichtgeränderte Schatten auf den Schutt. Ich wollte mich des Eisernen Reiters schon annehmen, als der Kildoi sagte: »Ich glaube, er gehört mir, Dom.«
»Bitte sehr.«
Seine Schwanzhand, die sehr an die eines Pachaks erinnerte, zuckte hoch, legte sich um den Hals des Radvakkas und riß ihn aus dem Sattel. Der Kildoi hatte die erbeutete Rüstung zur Hälfte übergezogen und mühte sich noch mit seinen gelenkigen Schultern, als die Patrouille erschien. Wir erstarrten. Im Schutz der Schatten mochten wir unentdeckt bleiben – doch wenn einer unserer Benhoffs auf die Anwesenheit der anderen Tiere reagieren sollte ...
Sorgsam tätschelten wir die Benhoffs, massierten ihnen die Fettpolster, um sie mit angenehmen Empfindungen abzulenken und ruhigzustellen.
Die Reiter setzten ihren Weg fort, und ich atmete auf.
Die Sonnen waren beinahe untergegangen; in zwiefarbener Pracht senkten sie sich dem Horizont entgegen.
»Das war knapp«, sagte ich und starrte auf die Schatten, in denen der Hufschlag der Truppe verklang.
»Knapp! Ich bin Korero, Dom.
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