Saga von Dray Prescot 18 - Vallian-Zyklus 04 - Goldenes Scorpio
denen niemand bei den Roten Bogenschützen gedient hatte. Dieses Korps ließ ich nicht wiederbeleben, denn ich hatte gewisse konkrete Vorstellungen in dieser Richtung.
Viel Zeit war vergangen, und wir waren schon ziemlich tief in den Nordosten eingedrungen, auf Hawkwa-Gebiet. Der Kampf, den wir führten, begann sich grundlegend zu ändern. Die Notwendigkeit, Männer anzuwerben und auszubilden, ließ nach. Wir marschierten über Land, wir waren die Phalanxen. In dem Maße, wie wir Regionen und Städte befreiten, vernichteten wir die Horden der Eisernen Reiter und drängten all jene, die vor uns flohen, weiter zurück. Unsere Aktion entwickelte sich immer mehr zu einer gewaltigen Kampagne für Vallia. Gelkwa wurde befreit. Im Schatten der schräg hinter mir aufragenden Lanzenspitzen ernannte ich einen Hawkwa-Edelmann, Strom Hafkwa, zum neuen Trylon von Gelkwa. Er akzeptierte die Ernennung, stellte mir aber gleichwohl die Frage: »Mit welchem Recht tust du dies?«
Ich genoß diesen Augenblick, gab es dazu doch so manche Parallele.
Ich deutete auf die Phalanx, auf die endlosen Reihen der scharfen Lanzen.
»Dort ist mein Mandat.«
Natürlich fügte ich hinzu, daß ich im Auftrag eines herrschaftlichen Justitiars arbeitete und darin die Berechtigung meines Tuns sähe. Trylon Hafkwa gehörte zu den Männern – und es gab viele, die seinem Beispiel folgten, wie ich es auch schon unter ähnlichen Umständen in Djanduin erlebt hatte –, die zunächst vorsichtig, aber dann immer lauter die Forderung erhoben, nach Vondium zu marschieren, den Verräter Seakon zu stürzen und mich, Jak der Drang, als Herrscher einzusetzen.
Ich lächelte.
»Vielleicht irgendwann einmal. Mir geht es nicht um den persönlichen Aufstieg.« Und bei Krun, das war die Wahrheit! »Zunächst müssen wir ganz Hawkwa von den Radvakkas säubern.«
Die Hawkwas, die die Ernennung ihres neuen Trylons verfolgt hatten, nickten; ihre Reaktion läßt sich zusammengefaßt in diesen Worten wiedergeben: »Wir schulden dir viel, Jak der Drang. Alle Hawkwas werden dir beistehen, denn du zwingst uns keine fremden Herrscher auf, obwohl du es angesichts deiner Macht könntest. Wir akzeptieren deine Verfügungen.« So ungefähr brachte man es zum Ausdruck.
Ich gab mir Mühe, nicht mit Leuten in Berührung zu kommen, die mich aus jener hektischen Zeit kannten, die ich früher hier verbracht hatte. Im Grunde war ein Wiedererkennen nicht zu erwarten, doch wollte ich das Risiko nicht eingehen. Noch nicht.
Heute bin ich davon überzeugt, daß Korero zwei und zwei zusammenzählte und die richtige Antwort kannte. Doch er respektierte meine Wünsche und behielt die Erkenntnis für sich. Nath Nazabhan wußte ebenfalls Bescheid. Eines Tages entfuhr es ihm, und auf Rückfrage gab er zu, daß ihm sein Vater, der Justitiar, die Wahrheit offenbart hatte, damit er sich mir gegenüber richtig benähme. Ich lächelte – wieder lächelte ich.
»Dann hast du Schweigen bewahrt, Nath, und wirst dies auch weiterhin tun. Aber ich kann dir jetzt schon sagen, daß dir eine herrschaftliche Provinz sicher ist, sobald wir dieses Chaos ausgeräumt haben.«
Seine Antwort überraschte mich. »Ich folge dir, Herrscher«, sagte er, dieser kampfstarke, gertenschlanke junge Kämpfer. »Und zwar aus zwei Gründen. Erstens um Vallia zu säubern und seine Feinde zu bekämpfen. Und zweitens deinetwegen.«
Ich verfolgte das Thema nicht weiter, und wir wandten uns dem Problem von Freischärlern zu, die uns ungebeten auf unserem Marsch folgten. Nath war zum Kommandeur einer Phalanx befördert worden, während die zweite von Nev kommandiert wurde, der als Therminsaxer von Anfang an bei uns gedient und ein hervorragendes Können bewiesen hatte. Früher war er als Nev die Flasche bekannt gewesen; doch heute rührte er keinen Tropfen mehr an, und ich hatte ihn zum Kyr Nev ti Redonsmot ernannt, ein Titel, der sich aus der Stadt herleitete, in der seine Jodhri gegen eine beinahe unbesiegbare Übermacht durchgehalten und die Eisernen Reiter schließlich sogar noch zurückgeschlagen hatte.
Ja, ja, es gab viele Kämpfe und Märsche, und zuweilen ermüdete einem der Arm, verwirrten sich die Gedanken; doch wir hielten durch und befreiten Vallia von den Radvakkas.
Die Freischärler – ich nannte sie so, weil sie noch nicht in die Armee integriert worden waren – brachten uns Probleme. Vallianer vom Lande und aus den Städten, folgten sie uns auf den Fersen. Sie ahmten uns nach, bauten sich Flechtschilde und
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