Saga von Dray Prescot 18 - Vallian-Zyklus 04 - Goldenes Scorpio
trugen lange Speere und setzten sich Voskschädelhelme auf den Kopf. Mehr als einmal stürzten sie sich mitten im Kampf schreiend und brüllend auf die Flanken der Radvakkas und unterstützten uns auf diese Weise. Ich hatte Befehl gegeben, die Freischärler medizinisch mitversorgen zu lassen, und die Ärzte unseres Gefolges versorgten die Freischärler ebenso wie unsere Brumbytes und Hakkodin. Obwohl wir den Ambulanz- und Krankendienst von Anfang an vorgesehen hatten, gab es relativ wenig für diese Helfer zu tun; gleich bei jener ersten unvergeßlichen Schlacht von Therminsax zeigte sich die Tatsache, daß, waren die Schilde erst einmal verschränkt und die Lanzen gesenkt, unsere Männer relativ wenige Ausfälle beklagen mußten. Dies gab uns allen Mut.
Während ich dies spreche, steigen zahlreiche lebhafte Erinnerungen an jene Zeit in mir auf. Ich wünschte, ich hätte die Ruhe und tausend Kassetten, um sie im einzelnen niederzulegen; doch immer wieder richteten sich meine Gedanken fiebrig in die Zukunft, auf das Ziel, das ich mir gesetzt hatte: die Befreiung Vallias und die anschließende Rückkehr zu Delia.
Wenn Männer Jahr für Jahr zusammen marschieren und kämpfen, verändern sie sich, wandelt sich ihr Charakter im Feinen wie im Groben. Die Überlieferungen von Napoleon und Alexander sind ein klares, bedauerliches Beispiel hierfür. Deserteure machten uns keine Mühe. Wer nicht weiter mit uns marschieren wollte, konnte gehen. Schließlich hatten wir keinen Kämpfer einberufen, sondern waren eine nationale Befreiungsarmee, beflügelt von dem Wunsch, unser Land zu säubern. So schuf ich absichtlich ein System, nach dem in den Kolonnen gewisse Wechsel stattfanden: Auf diese Weise konnten Männer nach Hause geschickt werden, während andere nach gründlicher Ausbildung aufrückten und ihre Plätze einnahmen. Ich wollte nicht, daß meine kleine Armee die Lust verlor, wie es anderen Armeen in der Vergangenheit passiert war.
An einem sonnigen Tag nach einer flotten kleinen Konfrontation, nachdem sich ein Flügel gegen zwei große Radvakka-Horden vielleicht ein wenig zu weit vorgewagt hatte und von einer Kavallerieattacke in die Flanken der Eisernen Reiter erlöst werden mußte, schaute ich zum Himmel auf und sah ein Flugboot kreisen und in der Nähe landen. Unsere Flieger benutzten wir zum Kundschaften; vermutlich war er das einzige Flugboot auf tausend Meilen im Umkreis. Nun tauchte dieser zweite Voller auf. Er war in den Farben Grau, Rot und Grün geflaggt, durchkreuzt von einem schwarzen Streifen. Dies zeigte mir an, daß der Flieger aus Calimbrev kam, einem Inselstromnat südlich von Veliadrin, und ich wußte auch, wer da über die Reling sprang und durch das zertrampelte Gras auf die Reitergruppe unter dem scharlachroten und gelben vallianischen Banner zugelaufen kam. Diesen schlanken, glattgesichtigen, angesehenen jungen Mann hätte ich überall sofort wiedererkannt.
Wenn er vor meinen Offizieren meinen Namen herausbrüllte ...
Er hastete auf uns zu und schwenkte die Arme und stolperte dabei beinahe über sein Rapier und seinen Clanxer (dies reizte mich halb zum Lachen), schien aber doch in jenen hektischen Tagen, die wir in den Kwan-Bergen und in Gelkwa und später auf der hektischen Jagd durch Draks Stadt in Vondium miteinander verbrachten, etwas gelernt zu haben, denn er brüllte nur: »Jak! Jak! Ich bin's!«
Trotz allem hätte der junge Barty Vessler, Strom von Calimbrev, meinen Namen nicht aussprechen sollen. Sein Glück, daß ich hier denselben Decknamen verwendete, nur daß ich damals Jak Jakhan geheißen hatte. Ich spornte meine Zorca an und zügelte sie neben Barty, der keuchend und mit rotem Gesicht vor mir stand. Er strahlte vor Freude. Er war ein munterer, kluger, eifriger junger Mann, angefüllt mit edlen Kavaliersvorstellungen, die der rauhe Umgang mit mir nicht hatte unterdrücken können.
»Barty!« rief ich freundlich, denn sein Anblick erfreute mich. »Strom! Du bist herzlich willkommen. Lahal.«
»Lahal und Llahal, Jak. Ich bin hier. Ich werde kämpfen. Ich habe gehört ... Del ... ich meine, eine Nachricht ...« Er geriet ins Stocken.
Ich senkte die Stimme. »Ich bin hier Jen Jak der Drang. In einer Bur in meinem Zelt. Und halt um Opaz willen den Mund, Barty!«
Er nickte und zeigte mir das verschlagen-ironische Grinsen eines Mannes, der begreift, daß er hier in eine Scharade gerät. Mit seinem glatten, schimmernden Gesicht sah er beinahe aus wie ein Apfel, der beim Obsthändler
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