Saga von Dray Prescot 19 - Jikaida-Zyklus 01 - Ein Leben für Kregen
gesehen, Barty?«
»An Trakons Säule. Jhansi sollte sie dort in einer Sommervilla des alten Kov treffen.«
»Ach, der«, sagte Seg und schnaubte durch die Nase. »Mir wäre nicht unlieb, wenn der alte Naghan Furtway sein opazverfluchtes Kovnat zurückbekäme!«
»Kennst du den Ort, Seg?«
»Ja, ein mieses, heruntergekommenes Pestloch. Furtway war ein großer Jikaida-Spieler – das weißt du, Dray –, und die Anlage wurde wie ein Jikaidabrett angelegt. Sehr seltsam. Und auch teuflisch. Ich könnte dich hinführen. Aber unterdessen verlieren unsere Freunde da draußen die Geduld.«
Und schon bald zeigte sich, daß die belagernden Söldner Verstärkung erhalten hatten, seitdem Hikdar Douron nach Vondium aufgebrochen war. Gewiß, auch wir hatten Männer mitgebracht; aber waren wir stark genug, den Ring zu durchbrechen? Barty sprach sich dafür aus, schnellstens loszuschlagen. In den unteren Etagen waren Satteltiere untergebracht. Aber der Jiktar, der seine Wachen befehligte, ein Muster des erfahrenen, seit frühester Jugend arbeitenden Berufskämpfers, schüttelte den Kopf.
»Ich finde, wir sind immer noch zu wenige«, sagte Jiktar Noronfer.
»Hm«, meinte Seg.
»Wir müssen einen Ausfall machen!«
Barty sank auf die Decken. Es schien ihm nicht gut zu gehen.
Jiktar Noronfer offenbarte wieder einmal die nervenaufreibende Fähigkeit des Profis, so zu reden, als bestünde hier keine lebensbedrohende Situation, die ihn nicht minder betraf als alle anderen: »Ehe der Flieger aus Vondium Hilfe holen kann, wird man in die Feste eingedrungen sein.«
Wieder flog ein Eisenschaft in hohem Bogen über die alten Steinwehre und prallte auf. Der teer- und bitumengetränkte Flachs loderte auf. Wie ein Komet auf Kollisionskurs rutschte das Geschoß über die Pflastersteine auf uns zu.
Barty stieß einen leisen Schrei aus. Jiktar Noronfer brachte sich mit einem Sprung in Sicherheit. Wie eine verspielte Zorca hüpfte das brennende Geschoß daher, funkensprühend, zischend wie ein Käfig voller Schlangen.
Ich sprang auf Barty zu. Seg – dieser Idiot! – ergriff den Speer, den Noronfer losgelassen hatte, und fuhr zu der flammenden Masse herum. Als ich Barty hochriß und aus der Bahn des Feuergeschosses hievte, vollführte Seg einen wunderschön anzuschauenden kleinen Sprung, stemmte die Speerspitze unter das eiserne Ende des Bolzens und hievte das Gebilde empor. Im nächsten Moment machte er einen Riesensatz, um sich in Sicherheit zu bringen. Sein Umhang stand in hellen Flammen. Er landete und ließ sich abrollen, und ich setzte Barty so sanft wie möglich ab. Während das Feuergeschoß emporwirbelte und sich über die Steine hinter uns ergoß, stürzte ich mich auf Seg. Mit bloßen Händen schlug ich auf die Flammen ein, riß ihm den Mantel von den Schultern und warf ihn fort. Dank Zair erlitt ich keine Verbrennungen – nun ja, keine großen, nichts Nennenswertes.
Seg richtete sich auf.
»Vielen Dank, alter Dom. Es war wirklich hell genug, daß ich nicht auch noch als lebendige Fackel dienen mußte.«
»Du verrückter erthyrischer Dummkopf! Warum bist du nicht von dem Ding fortgesprungen?«
»Hätte es nie für möglich gehalten, daß du den jungen Mann rechtzeitig aus der Bahn bekommst. Ein verdammt schneller Bursche bist du.«
»Nicht so schnell, wie du, du ...«
Seg verzog schmerzhaft das Gesicht, und sein Blick verlor an Schärfe. Der Fackelschein ließ seine Wangenknochen schattenhaft hervortreten.
»Zieht ihm die Tunika aus! Und den Kax! Deine Wunde, aus der Zeit, als du noch Sklave warst ...«
»Aye, Dray, aye. Sie macht mir zu schaffen, der Teufel soll sie holen.«
Segs Wunde war aufgeplatzt, und das blutige Schauspiel ließ mich erschaudern. Bartys Chirurg wurde gerufen, und ich faßte einen Entschluß.
Ich tat dies nicht als Herrscher Vallias, nicht als Dayras Vater und auch nicht als Freund des jungen Barty. Ich faßte einen Entschluß, weil Seg sofortige fachkundige Pflege brauchte, die der hiesige Arzt nicht leisten konnte. Er vermochte mit Akupunkturnadeln Segs Schmerz zu lindern, doch war es damit nicht getan. Ein neues Hindernis ragte vor mir auf – und wie üblich mußte es berechnet und der bestmögliche weitere Weg festgelegt werden.
Obwohl Seg sehr nachdrücklich protestierte, blieb ich ganz fest.
»Jiktar Noronfer«, sagte ich betont, und mein Gesicht war sicher so gnadenlos und hart wie irgend möglich. »Ich sehe, daß du Shebov-Jiktar bist. Wenn du die drei restlichen Karrieresprossen
Weitere Kostenlose Bücher