Saga von Dray Prescot 19 - Jikaida-Zyklus 01 - Ein Leben für Kregen
eindrangen.
Nebelschwaden wallten über bleigrau ruhenden Wasserflächen, die hier und dort mit grünem Schaum bedeckt waren und Teppiche für unsere Füße vortäuschten, die uns kopfüber in den stinkenden Tiefen hätten versinken lassen, wären wir so töricht gewesen, uns auf den ersten Eindruck zu verlassen. Blasenworts platzten in willkürlich scheinender Folge, wenn wir an ihnen vorbeikamen, und es klang wie ein königlicher Salut auf der Erde. Allerdings verbreiteten sie einen kaum zu ertragenden Gestank. Wir wickelten uns Tücher um die Nasen und folgten den schwammig-weichen Pfaden, so schnell es ging. Inky der Chops ging uns mit seinen großen Ohren voraus. Mit einem langen Tufastock, den er sich abgeschlagen hatte, ertastete er den Weg, den er nehmen wollte, und von Zeit zu Zeit blieb er stehen und schnüffelte und bohrte sich in der Nase und spuckte Schleim aus, und schlug dann einen neuen Weg ein. Ich setzte mein Vertrauen in Zair und folgte dem Mann und überließ es der Zorca, wohin sie ihre Hufe setzen wollte.
Aschbäume überragten die Wege, die wir beschritten; ihre gespenstischen Äste waren fleckig und ließen allerlei grünen und orangeroten Schleim herabtropfen. Hier und dort erhoben sich Schwärme dürrer schwarzer Vögel, die unser Eindringen mit entrüstetem Krächzen zur Kenntnis nahmen. Sie erfüllten mich mit Sorge. Ein aufmerksamer Wächter hätte anhand dieser verräterischen Zeichen unsere Annäherung erspüren können. Genaugenommen hatten sie eine gewisse Ähnlichkeit mit den Magvögeln Magdags, Bewohnern eines Landes des Verrats, wie ich es für mich nannte.
Nach einiger Zeit blieb Inky der Chops stehen. Der Weg, wenn man ihn so nennen konnte, erstreckte sich vor uns zwischen Wassergräsern und Binsenkräutern und Inseln schwimmender Gewächse. Der Gestank machte Mensch und Tier gleichermaßen zu schaffen. Nebel wogte in Schwaden, ein Dunst, der absolut nichts Silbriges mehr hatte.
»Na, Inky?«
»Hier in der Gegend wird's ein bißchen schwierig«, sagte der Mann und ließ seine spitzen Zähne aufblitzen. »In einigen offenen Gewässern müssen wir mit Risslacas rechnen. Wirklich üble Biester.«
Risslacas gab es auf Kregen in einer phantastischen Vielfalt von Größe und Formen, und nur wenige erinnern an die irdischen Dinosaurier. Links von uns sah ich einen Leeptix zuckend hinter einem Fisch herschwimmen. Öliger Nebel wogte auf der anderen Seite hernieder, und über den feuchten Pfad neigte sich ein gewaltiger knirschender Baumriese, dessen Namen ich nicht kannte. Ich schaute Inky an.
»Soll ich vorausgehen?«
Doch ehe er antworten konnte, hatten sich schon Korero und Targon und Naghan und Dorgo und Magin vorbeigedrängt, um die Position an der Spitze einzunehmen. Ich ließ es zu, daß mein Mundwinkel zuckte.
»Geh nur, Inky. Nun wirst du von Speeren beschützt.«
»Speere!« Er spuckte aus – und traf zielgenau eine Libelle. »Wenn wir einen wirklich großen Burschen erwischen, soll mir keiner in die Quere kommen, wenn ich ausreiße!«
»Tue ich bestimmt nicht«, beruhigte ich ihn. Ein liebenswürdiger Gauner, dieser Inky der Chops, typisch für so manchen kregischen Freigeist, der mir über den Weg gelaufen ist.
Wir marschierten noch eine Weile weiter, und meine Männer wechselten sich in der gefährlichen Führungsposition ab. Ich achtete darauf, daß ich den Kontakt zur Kolonnenspitze nicht verlor. Den Monstren ringsum gefiel unser Eindringen gar nicht, und sie zeigten sich immer unruhiger. Als es schließlich zu einem Zwischenfall kam, bekleckerte sich niemand von uns mit Ruhm. Das Labyrinth schwankender Pfade und unsicherer Trittstellen im angesammelten, verdichteten Boden zwischen Baumwurzeln wurde immer komplizierter. Doch Inky schien zu wissen, wohin er wollte. Wir erreichten eine freie Stelle, die festen Boden zu verheißen schien. Überhängende Bäume ließen grünen und orangeroten Schleim herabsinken, der Nebel wallte, und kein Vogelschrei war zu hören.
Aber die Risslacas warteten schon auf uns.
Gleichermaßen an Land und im Wasser zu Hause, griffen sie uns mit krallenscharfen Schwimmfüßen an, die ihnen auf der unsicheren Sumpfoberfläche besten Halt boten. Schuppige Körper funkelten in orangeroten und grünen Tarnfarben, und helle funkelnde Augen starrten uns abschätzend an. Krallen fuhren herab. Im Nu waren wir mit unseren Speeren und Schwertern in einen Kampf auf Leben und Tod verwickelt, bei dem es gegen Krallen und Reißzähne ging.
Es gab
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