Saga von Dray Prescot 19 - Jikaida-Zyklus 01 - Ein Leben für Kregen
Ordnung. Sie war zwar geschlossen, und die Ärzte in Vondium hatten ihr Erstaunen über die schnelle Heilung zum Ausdruck gebracht. Doch wenn ich ihm jetzt irgendeine unsinnige Geschichte auftischte, hätte er keinen Grund mehr, nicht loszupreschen. Die Bedrängnis Vondiums wäre für ihn kein Hindernis – ich wäre ebenso losgezogen, wenn ich Delia hätte suchen müssen. Also ...
Bis jetzt hatte ich mir noch einreden können, wenn ich ihm nicht von Thelda erzählte, verhinderte ich, daß er sich selbst umbrachte, indem er mit der schlimmen Wunde nach ihr suchte. Nachdem er nun wieder auf den Beinen war – konnte ich ihm die Nachricht da noch guten Gewissens vorenthalten? Die Hälfte der Neuigkeit? Verflixt nicht noch einmal! Ich durfte ihm nichts von Lol Polisto erzählen. Doch noch schlimmer würde es sein, wenn er die Wahrheit auf irgendwelchen Umwegen erfuhr.
Bei den widerlich stinkenden Eingeweiden Makki-Grodnos! Aber da stieg plötzlich der helle Klang einer Trompete hoch in die Luft und ließ aus einem nahegelegenen Wald Vögel aufflattern, als hätten die Töne Flügel bekommen. Ein Zorcareiter galoppierte über die Anhöhe und hielt auf uns zu.
Er war von unserer Vorhut ausgeschickt worden: offenbar hatte eine unserer Patrouillen etwas zu berichten. Wir hatten zwar keine geflügelten Kundschafter, doch schickten wir unsere Kundschafter weit voraus. Der Mann brachte die Meldung, die ich erwünscht, aber kaum erhofft hatte: Der fünfhändige Eos-Bakchi lächelte auf uns hernieder, und seine Würfel waren gut gefallen.
»Ha!« rief Seg, als der Reiter zu Ende gesprochen hatte. »Nun haben wir den Cramph am Schlafittchen!«
»Wir haben die Gelegenheit, ihn zu packen«, sagte ich mäßigend. »Nun müssen wir die Möglichkeit nur noch in die Tat umsetzen!«
»Umsetzen! Aye, wir werden Colun und seinen Bösewichtern den Kopf auf dem Hals umsetzen!«
Colun, der das Aufrücken seiner Nachhut erwartete, war gut vierzig Meilen davon entfernt. Wenn wir in die Lücke vorstoßen und uns einer Streitmacht widmen konnten, ehe beide Gruppen zusammenfanden, hatten wir eine Chance. Das Kräfteverhältnis war schlecht ausgewogen. Wie würde es auskommen?
»Greif Kov Colun an!« riet mir Nath Nazabhan nachdrücklich. Er hatte seine geliebte Phalanx verlassen, um uns bei der Vorhut zu unterstützen. Unsere Vorhut bestand ausschließlich aus Kavalleristen oder berittenen Infanteriekämpfern.
»Seine Hauptstreitmacht ist uns fünf zu eins überlegen, Nath.«
»Das mag sein«, antwortete Seg und zeigte wieder einmal hinter der zur Schau gestellten Kühnheit sein praktisches Denken in solchen strategischen Dingen. »Vielleicht wäre es besser, ihm zunächst die Nachhut abzuschlagen; die ist uns nur zwei zu eins überlegen. Ich meine, er wartet auf Vorräte und Ausrüstung. Danach wäre er isoliert, und sollte deine Phalanx rechtzeitig zur Stelle sein, Nath ...«
»Sollte? Sollte!«
»Na, sobald – sobald sie dann zur Stelle ist, trampeln wir ihn wie eine verfaulte Gregarianfrucht in den Boden.«
»Ich würde am liebsten sofort losschlagen«, sagte ich. »Colun hat mindestens fünfzigtausend Kämpfer bei sich – und zwanzigtausend in der Nachhut. Wir bringen beinahe viertausend Kavalleristen und sechstausend berittene Infanteristen auf. Und in der Nachhut – da stimme ich Seg zu – finden wir sicher Artillerie, Proviant, Rammgeräte.« Ich schaute in die Runde der loyalen, klugen, erfahrenen Männer, die mich umstanden. »Es geht also gegen die Nachhut!«
Nath schnaubte durch die Nase und nickte. »Also gut, bei Vox! Ich mache mit, Majister. Aber wenn meine Dritte anrückt – also, dann schnappen wir uns Colun ...«
»Das tun wir, Nath. Wir greifen an, so energisch wir können.«
Nachdem die Befehle ausgegeben waren, kam wieder Bewegung in die Vorhut – zehntausend Jutmänner auf dem Rücken einer klirrenden, hufedröhnenden Masse aus Zorcas und Totrixes und Nikvoves. Den Regimentern, die das Debakel bei Sicces Tor überlebt hatten, hatten wir noch jeweils eine Einheit der drei wichtigsten Satteltiere angefügt. Segs Bogenschützen aus Loh ritten Zorcas und waren als berittene Infanterie eingesetzt. Sie trugen dunkelrote Uniformen mit leichten bronzebesetzten Lederpanzern, und ich setzte große Hoffnung auf sie, auch wenn es nur dreihundert Mann waren. So ritten wir durch das zweifarbig herabstrahlende Licht von Antares. Und Jiktar Nath Karidge sagte schweratmend und mit gesträubtem Bart: »Bei den Sporen
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