Saga von Dray Prescot 20 - Jikaida-Zyklus 02 - Ein Schwert für Kregen
nicht, daß ich in absehbarer Zukunft noch einmal das Vergnügen haben werde, von dir in den höheren Weihen des Jikaidaspiels unterrichtet zu werden.« Ich streckte mich und spürte, wie das Blut meinen Körper bis in die Fingerspitzen und Zehen lebhafter zu durchströmen begann. »Dies bekümmert mich wirklich. Doch solange ich Vallia als Jikaidabrett vor mir sehe ...«
»Du kannst immer auf meine Hilfe zählen, Majister, du brauchst nur zu befehlen.«
»Sie ist mir unschätzbar!« rief ich daraufhin und spürte, daß ich schon wieder Spaß fand an meiner lauten Stimme, die ich auf so manchem irdischen Vormast hatte üben können. »Emder!«
Emder trat ein und freute sich sichtlich über meine Genesung. Hastig organisierte er das Wesentliche. Ein sehr wertvoller und selbstloser Mann war dieser Emder, den man Leibdiener und Butler nennen könnte – das Wort ›Dienstbote‹ war mir zuwider. Ein Mann, den ich als Freund schätzte.
Kurze Zeit später waren Enevon Ob-Auge und sein Schreiber-Korps damit beschäftigt, Befehle auszuschreiben. Die Pallans wurden empfangen und mußten Bericht erstatten. Das Presidio trat zusammen, faßte zahlreiche Entschlüsse, konnte sich zu etlichen Fragen aber auch nicht einigen – alles in allem ein gesundes Verhältnis.
Ich habe nicht die Absicht, die nun folgenden Aktivitäten im einzelnen zu beschreiben. Doch die Aufgaben eines Herrschers, selbst wenn es sich nur um ein so kleines Reich handelt, nehmen mehr Zeit in Anspruch, als Opaz zwischen Sonnenaufgang und -untergang zur Verfügung stellt.
Seg meldete, daß er die Klansleute in Atem hielt und mit Filbarrkas Zorcareitern immer wieder aus der Reserve lockte. Die mit kurzem Beinstand versehene Zorca konnte mit ihrer Wendigkeit die massigeren achtbeinigen Voves mühelos ausstechen; doch war mir das unangenehme Kribbeln nicht fremd, das jeder empfindet, der sich mit Vove-Reitern von den Segesthes-Ebenen einläßt. Seg hatte die Zweite Phalanx nach Vondium zurückgerufen, und Lord Farris beförderte sie mit einer Sondereinheit seiner Himmelssegler-Flotte.
Und Kyr Nath Nazabhan begleitete die Zweite auf ihrem Flug!
Delia und ich und eine Gruppe Offiziere erwarteten seinen Segelflieger, der auf dem Drinnik von Voxyri niederging. Die weite Fläche außerhalb der Mauern vor dem Voxyri-Tor war von Staubwolken überzogen, die Sonnen schimmerten und verbreiteten ihr vermengtes rubinrotes und jadegrünes Licht, und ein kregischer Morgen verbreitete seinen süßen Geruch.
Auf diesem Gelände hatten die Freiheitskämpfer und die Phalanx gegen die Hamalier gesiegt und das stolze Vondium wieder in vallianische Gewalt gebracht.
Nath Nazabhan sprang zu Boden und marschierte energisch auf uns zu. Er trug eine Kriegsrüstung, die matt und abgenutzt war, und sein offenes, ehrliches Gesicht war nicht ohne Spuren von Sorge. Abgesehen davon war er munter und frohgemut wie immer – ein Mann, den ich als Freund und Feldherrn ungemein schätzte. Zwar fiel es ihm schwer, das Debakel an den Sicce-Toren zu vergessen, wo die Klansleute seine Phalanx niederkämpfen konnten, doch hatte er diese Niederlage inzwischen mehr als wettgemacht.
Wir hatten uns seit dem Kampf am Kochwold nicht mehr gesehen.
»Majestrix! Majister!« Dröhnend prallte seine Faust auf den eisernen Kax, der seinen Torso umschloß. »Lahal und Lahal!«
Wir begrüßten ihn, zuerst Delia, und es waren freundliche, gefühlvolle Lahals. In enger Gruppe bestiegen wir die Zorcas und ritten in die Stadt. Es gab viel zu erzählen.
Er berichtete, er habe eine gründliche Untersuchung angeordnet, warum die Zweite Phalanx während des Kampfes Unsicherheiten gezeigt hatte. Dies amüsierte mich. Die Vorstellung, daß jemand erforschen wollte, warum Kämpfer vor voveberittenen Klansleuten zurückwichen, war im Grunde lächerlich; Nath aber lagen Ruf und Kampfkraft seiner Phalanx ungemein am Herzen. Und nachdem er damit nun so überzeugende Siege errungen hatte, war ihm und seinen Leuten nicht mehr auszureden, daß die Phalanx und die Hakkodin mit jeder Armee der Welt fertig werden konnten.
Die Kämpfer der Phalanx mochten davon überzeugt sein; ich machte mir insgeheim meine Gedanken.
Aber darüber konnte man mit Nath nicht sprechen.
Bei unserem Ritt durch die belebten Straßen, in denen die Leute uns kurz zujubelten und sich dann wieder ihrer Arbeit zuwandten, waren wir von den ernsten Männern der Schwertwache des Herrschers umgeben. Gegen das Volk von Vondium brauchten sie ihre
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