Saga von Dray Prescot 21 - Jikaida-Zyklus 03 - Ein Schicksal für Kregen
– sehr schnell! Wir müssen es schaffen!«
Kov Loriman der Jäger, ein primitiver, unangenehmer, sklaventreibender Kerl, Anhänger des Hinrichtungs-Jikaida, sagte: »Natürlich gehe ich als letzter.«
»Kov, sag mir eins«, erwiderte ich. »Was hast du zu Meister Scatulo gesagt, als du das Hinrichtungs-Jikaida verlorst?«
Er riß die Augen auf. »Du warst dabei?«
»O ja.«
»Ich sagte ihm, er habe noch eine Chance, dann würde ich ihn hinunterschicken und die Rolle des Pallans der Schwarzen übernehmen lassen.«
»Sehr gut. Ich gehe als letzter.«
»Möchtest du um die Position mit mir kämpfen?«
Mich rettete schließlich die Unmöglichkeit der Situation. Im Grunde war mir egal, was aus ihm wurde. Oder? Auf welchen Weg seine Ehre ihn auch zog – mein Weg mußte ins Licht der Sonnen von Scorpio führen und dem Wohl und Wehe Vallias gewidmet sein.
»Selbstverständlich, selbstverständlich – ich überlasse dir die letzte Position.«
»Wie es sich geziemt.« Und er betastete sein Schwert und warf einen finsteren Blick auf das Tentakelmonster.
Andere mutige Abenteurer hatten bis hierher vordringen können und waren, mit Schätzen beladen, durch die Tore geschritten. Vielleicht unterschied sich dieser Moder von anderen, vielleicht hatten die beiden Erfolgreichen aus Jikaida-Stadt ein einfacheres Grab geplündert. Denn genaugenommen waren wir alle Grabräuber, auch wenn hier der Einsatz geradezu unerhörte Ausmaße annahm. Trotzdem war anderen das Entkommen aus diesem Saal gelungen, davon war ich überzeugt. Das Monster mußte sich irgendwie übertölpeln lassen. Das konnte nur bedeuten, daß uns in der Flammensäule noch schlimmere Dinge erwarteten.
»Jetzt?« fragte Loriman.
Ich konnte nicht behaupten, daß ich den Mann mochte. Aber auf seine primitive Weise war er mir ... nützlich. Dabei wußte ich nicht einmal, wo seine kregische Heimat lag. Er hatte sorgfältig vermieden, davon zu sprechen.
Mein Blick fiel auf die letzten wartenden Männer. Ich brüllte: »Sobald das Tor sich öffnet – lauft! Wer stolpert, muß zur Seite geschoben werden und dann die Nachhut bilden! Also, Doms – stolpert lieber nicht!«
Loriman rief: »Ich werde am Tor Posten beziehen. Wer sich vordrängen will, wird niedergemacht!«
Prinz Tyfars Gesicht hatte sich hellgrün verfärbt. Ich ging zu ihm. »Prinz, zieh du mit deinen Männern voran! Wir schließen dann das Tor.«
»Aber ...«
»Los!«
Er schaute mich bedrückt an, wie ein gescholtenes Kind. Ich wandte mich ab und gab ihm keine Gelegenheit für weitere Einwände.
»Alles bereit?«
»Alles bereit!«
Das Tor klappte auf. Die Männer liefen hastig hindurch und verschwanden sofort aus unserem Blickfeld. Tyfar war fort. Seine Männer folgten. Die ganze Schlange geriet ins Laufen, die verängstigten Männer atmeten keuchend, drängten vor, hielten brüllend die Reihe. Loriman stand mit erhobenem Schwert neben dem Tor. Sein Gesicht war eine Maske des Hasses.
Ich marschierte an der anderen Seite entlang, trieb die Männer zur Eile an, ermutigte sie.
Laut fauchend kippte das schleimige zuckende Tintenfischwesen aus dem Tank und huschte auf uns zu.
»Kein gehirnloser Haufen Tentakel wird uns besiegen!« brüllte Loriman. »Mag er auch noch so unverwundbar sein, wenn man mit ehrlichem Stahl dagegen kämpft! Lauft, ihr Hulus, lauft!«
Aufschreiend geriet ein Mann ins Stolpern, und ich packte ihn am Kragen und schleuderte ihn durch. Durch das silberne Tor stürmten die Gestalten, zu zweit nebeneinander, sofort verschwindend. Fauchend und daherschwänzelnd raste das Monster über den Marmor auf uns zu. Kein verräterisches Bogenmuster verschlang es. Die Tentakel wirbelten schleimig herum, begannen sich auszustrecken ...
Nur noch ein halbes Dutzend ... Nodgen und Hunch waren durch ... zwei mehr, dann die letzten beiden ... ich wandte mich Loriman zu.
Er stand auf der Schwelle, gebannt im Hochgefühl des Augenblicks, das Gesicht eine rubinrote Flamme, in seinen Augen ein mörderisches Funkeln. Ich glaubte schon, er würde bleiben und aus reiner Jagdlust den Kampf gegen das Ungeheuer aufnehmen.
Doch schon packte ich ihn am Arm und zerrte ihn mit, so wie ein Klansmann seine Vove über einen brennenden Graben springen läßt. Gemeinsam stürmten wir durch das silberne Tor, das ich hinter uns zuknallte. Der Klang war Musik in unseren Ohren.
Vor uns erhob sich die Feuersäule; sie hatte ihren Ursprung in einer Art Steinbrunnen. Männer liefen von uns fort, den anderen
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