Saga von Dray Prescot 21 - Jikaida-Zyklus 03 - Ein Schicksal für Kregen
hineingezogen.
»Tor!«
Die Reihe drängte vor. Hinter der Frauengruppe wartete eine Horde Chuliks. Einer von ihnen stand offenkundig unter Alkoholeinfluß und stolperte beim Vorrücken über die eigenen Füße. Einige Kameraden sprachen sich dafür aus, ihn liegenzulassen, dann faßten sie aber doch einen schnellen Entschluß, warfen seine Beute fort und hoben ihn einem bereits schwerbeladenen Kameraden auf die Schulter. »Wenn er sein Leben will, so schenken wir ihm das – nicht aber seine Beute ...«
»Nun wird er den Paktun nie schaffen«, sagte ein anderer Kämpfer. Die Schlange schob sich weiter. Die kleine Szene löste eine Verzögerung aus und schuf in der Reihe eine Lücke, in die die Chuliks energisch vorstießen und damit hinter sich einen Abstand entstehen ließen. Ich behielt das Tentakelmonstrum im Auge. Die Schlangenarme zuckten über den Rand, und ein schildgroßes, rotes Auge starrte uns verächtlich an. Ich hatte den Eindruck, daß das verdammte Ding jedesmal schneller emporstieg. Ich wollte kein Risiko eingehen. Als sich der Insektenschnabel über dem unförmigen Körper vorwärts zu bewegen begann, brüllte ich: »Tor schließen!«
Und fuhr herum, als es vorn Geschrei gab.
Tyfar und seine Männer zerrten am Tor, doch auf der Schwelle drängten sich drei Chuliks und versperrten den Weg. Sie wollten unbedingt noch durch. Das Tor klaffte auf und ließ sich nicht schließen. Das Monster hinter mir begann bereits zu fauchen.
»Raus da, ihr Cramphs!« brüllte Tyfar.
Ich lief los. Ich hastete zum Tor und gab dem mittleren Chulik einen dermaßen kräftigen Stoß in den Rücken, daß er kopfüber zu Boden ging und hinter dem Tor verschwand. Seinen beiden Gefährten griff ich energisch in die lockigen Haare und schob sie kräftig voran. Tyfars Leute knallten das Tor zu.
Ich trat zurück. Solche Dummheiten ärgerten mich immer wieder.
Das Ungeheuer fauchte und begann abzusteigen – aber sichtlich widerstrebend ...
»Bei Krun, Notor Jak! Wenn du dich einsetzt, dann mit voller Kraft!«
»Onker!« sagte ich. »Get-Onker!«
»Nächstes Mal ...«
»Nächstes Mal gibt's eine Lektion mit Stahl!«
Und ich stapfte fort.
Kov Thrangulf musterte mich, als hätte ich den Verstand verloren.
»Es war Prinz Tyfar, mit dem zu sprechen du eben die Ehre hattest ...«, sagte er.
»Ich weiß. Und wenn er sich nicht sputet, wird er bald im Innern dieses Tentakelmonsters Prinz sein!«
Kov Loriman marschierte herbei. Er hatte beschlossen, zur letzten Gruppe zu stoßen, was mich nicht überraschte. Trotz aller Schrecknisse, die hier lauerten, hatte ich den Verdacht, daß er sich gefreut hätte, seine Klinge in eines der roten Augen zu stoßen.
»Der Prinz erhielt seinen Auftrag, weil er Prinz ist und Sohn eines Prinzen. Aber wenn er es nicht schafft ...«
»Er wird es schaffen«, sagte ich. »Kov, beunruhige dich nicht.« Dann fügte ich finster hinzu. »Wenn wir an der Reihe sind, wird sich das Biest nicht mehr friedlich in seinen Tank zurücksinken lassen.«
Er warf einen Blick auf meinen Bogen – ich muß dazu sagen, daß ich diese Waffe fortgesteckt hatte, als ich mich meiner neuen Aufgabe zu widmen begann – und brummte vor sich hin. »Ich schlage vor, Notor Jak, du erledigst das mit einem Pfeil.«
Aus dem Mund des Jagenden Kov war das eine ungemein höfliche Äußerung.
»Ja«, sagte ich, »vielleicht versuche ich ihm mal einen Pfeil zu verpassen, sobald das Ding mal wieder seine häßliche Schnauze zeigt.«
»Versuchen wir es alle, beim Blinden Bogenschützen!«
Als das Tor erneut geöffnet wurde, schossen alle noch verbleibenden Bogenschützen auf den grellroten Augapfel des Tentakelmonsters. Es war schwer zu sagen, ob die Pfeile überhaupt trafen. Sie prallten ab und wirbelten zur Seite. Wenn dies mit einem Schaft geschieht, der von einem lohischen Bogen abgeschossen wurde, dann weiß der Schütze, daß er ein besonderes Ziel vor sich hat.
»Das verdammte Ding steckt in einer Art Rüstung!«
»Kov – hättest du Lust, dein Schwert dagegen auszuprobieren?«
Loriman begriff sofort, was ich meinte. Die Adern in seiner purpurnen Nase schwollen an, und er warf mir einen bösen Blick zu. »Wenn der Befehl gegeben wird, das Tor zu öffnen – dann werde ich ...« Er zögerte und sagte schließlich: »Ich will's versuchen.«
Kov Thrangulf zog sein Schwert. »Wenn du das tust, Kov, will ich an deiner Seite kämpfen und dir um keinen Hieb nachstehen.«
»Dabei bist du mir willkommen, Kov. Stellen
Weitere Kostenlose Bücher