Saga von Dray Prescot 21 - Jikaida-Zyklus 03 - Ein Schicksal für Kregen
sie eine etwas andere Aufgabe erfüllen als sonst, wenn sie sich um jeden Spieler kümmern mußten, der zu fliehen versuchte. Heute sollten sie die Männer in Schwarz unterstützen.
Ein junger Bursche – sein Gesicht war dermaßen angstverzerrt, daß ich einen Augenblick brauchte, um zu erkennen, daß er ein Apim war – begann loszurennen, kaum daß er auf sein Feld gestellt worden war. Er wußte nicht, wohin er flüchtete. Schreiend und mit gesenktem Kopf versuchte er dem Schrecknis zu entkommen – und lief den Schwarzen in die Arme, in die Arme eines viel schlimmeren Schicksals.
Was die Männer in Schwarz mit dem jungen Mann anstellten, ließ alle anderen Gefangenen starr auf ihrem Quadrat verharren, als wären sie mit dem Sand verwachsen.
Trompeten erklangen. Banner wehten. Die Zuschauer drängten sich vor, als die weißen Spielfiguren aufmarschierten. Und nun hatten wir Gewißheit, welche Art Hinrichtungs-Jikaida hier gespielt werden sollte. Ich stand auf meinem Feld und fühlte ... nun ja, ich sagte mir, daß ich auf Kregen so manches Auf und Ab erlebt hatte, jähe, schwindelerregende Stürze aus höchsten Höhen in tiefste Abgründe der Katastrophe. Und immer wieder hatte ich mich mühselig wieder hochkämpfen können, um nur wieder erneut in die Tiefe gestoßen zu werden. In diesem Punkt war die Situation nicht neu; doch sah es diesmal so aus, als sollte ich meinen letzten Niedergang erlebt haben. Als sei für mich das endgültige Aus gekommen.
Die weißen Spielfiguren wurden nicht ebenfalls von Männern dargestellt, die zum Tode verurteilt waren. Vielmehr handelte es sich um Soldaten in prächtigen Ausgehuniformen, übersät mit weißen Symbolen. Sie trugen Waffen. Sie waren außer Dienst und kamen mit diesem Einsatz einer Verpflichtung nach, die sie eingegangen waren, als sie sich verpflichteten; außerdem konnten sie hier einen hübschen Bonus verdienen.
Wenn sie eine Figur der Schwarzen besiegten, streckten sie ihn – oder sie – rücksichtslos nieder. Wenn der Schwarze siegte, so marschierte er einfach vom Spielfeld, um sich auf die Auswechselbank zu setzen und den Rest des Spiels anzuschauen.
Als Pallan stand ich neben unserer Prinzessin.
Sie ließ die Schultern hängen und war überaus bleich. Ich erkannte in ihr die Frau, die ich vor den galoppierenden Totrix-Hufen hatte retten wollen. Sie trug einen schwarzen Lendenschurz und – weil sie eben die Prinzessin war – eine zerzauste Krone aus schlaffen Federn auf dem Kopf.
Ich schaute noch einmal hin. In den Armen hielt sie das Kind.
Die Dreckskerle hatten auch dem Kind ein schwarzes Tuch um die dürren Rippen gebunden. Mir wurde übel.
Wenn ich das Spiel verlor, dann lief das Hyrkaida nicht auf ein einfaches zivilisiertes Schachmatt hinaus, sondern auf einen tödlichen Schwertstreich für die Frau – und ihr Kind.
»Wie heißt du, Doma?«
Sie zuckte zusammen, als hätte ich sie angegriffen. Verstohlen schaute sie zur Seite. Ihr Gesicht färbte sich rot. Sie schüttelte den Kopf.
»Es macht nichts, wenn wir uns leise unterhalten.«
»Ja ... Ich bin Liana, die einst Elfe genannt wurde.«
»Lahal, Liana die Elfe. Ich bin Jak.«
»Lahal, Jak – wird es ganz ... ganz schrecklich kommen?«
»Auf manche Swods und Deldars und auch einige der höheren Steine wartet ein schlimmes Schicksal. Aber du wirst in Sicherheit sein ...«
»Es sei denn, du verlierst!«
»Ja.«
Hoch oben räkelte sich das vornehme Publikum auf bequemen Sitzen und starrte begierig herab. Es wollte mir nicht in den Kopf, daß ein solcher Kampf einem Menschen Freude machen konnte. Obwohl ich Kazz-Jikaida verabscheute, bei dem die Spielfiguren um den Besitz der Felder kämpfen mußten, hatte der einzelne doch eine gewisse Chance. Hier aber stand man einfach herum und wartete darauf, abgeschlachtet zu werden! Und zu fliehen war sinnlos. Die Männer in Schwarz mit ihren unsäglichen Instrumenten paßten gut auf.
Ein erregtes Stimmengemurmel umgab das Spielfeld. Im Grunde waren sie alle krank, krank bis auf den tiefsten Grund ihrer Seele!
Und der kränkste von allen war der Spieler der Weißen.
Er – oder sie – hatte bestimmt eine Riesensumme für das Privileg bezahlt, ein Hinrichtungs-Jikaida leiten zu dürfen. Ich schaute auf den weißen Thron am anderen Ende und die winzige strahlende Gestalt, die darauf saß.
Allein schon die Position verlieh einen großen Vorteil, denn von dort oben vermochte man das Spielbrett zu überschauen. Von hier unten würde ich
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