Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saga von Dray Prescot 21 - Jikaida-Zyklus 03 - Ein Schicksal für Kregen

Saga von Dray Prescot 21 - Jikaida-Zyklus 03 - Ein Schicksal für Kregen

Titel: Saga von Dray Prescot 21 - Jikaida-Zyklus 03 - Ein Schicksal für Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
Spielern, ohne die perspektivische Entzerrung der Höhe, ließ sich durch die Fähigkeit ausgleichen, alle Positionen auswendig zu wissen. Blind-Jikaida und Simultan-Jikaida hatten mich darauf vorbereitet.
    Es wäre sinnlos, das Spiel Zug um Zug – oder Hieb um Hieb – nachzuzeichnen. Jedesmal wenn Weiß einen schwarzen Stein schlug, starb ein Mann oder eine Frau. Für mich war es lebenswichtig, ja, spielentscheidend, daß ich mich auf das große Ganze konzentrierte und mich nicht von den Schrecknissen der Situation anstecken oder schwächen ließ.
    Ich hatte Liana der Elfe leere Worte gesagt. Ich nahm nicht an, daß ich eine Siegeschance hatte – und wenn ich verlor, würde sie sterben.
    Mir kam ein schändlicher Gedanke: einmal angenommen, es wäre meine Delia, die dort stand! Einmal angenommen, es wäre Delia aus Delphond, Delia aus den Blauen Bergen, die dort in dem schwarzen Lendenschurz aufrecht vor mir stünde. Was dann? Oder meine abtrünnige Tochter Dayra, die auch den Namen Ros die Klaue trug? Oder meine andere Tochter Lela, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte? Warum sollte in ihrem Fall meine Reaktion anders ausfallen? Waren sie nicht auch Frauen wie Liana die Elfe? Galt meine Pflicht nicht ihnen allen?
    Während das Spiel seinen Fortgang nahm und ich Scatulos Taktik erkundete, wurde ich von einem Gefühlssturm ergriffen, der in der Gestalt unserer Prinzessin Liana Delia und alle wunderschönen und hilflosen Frauen zweier Welten vereinte.
    Aber warum nur die schönen Frauen? Wieso mißachtete ich all jene, die die Götter nicht mit attraktiven Gesichtern und Figuren beschenkt hatten? Waren sie nicht alle Frauen? Manche Frauen sind die reinen Teufel, das war mir bekannt; doch sie gehörten nicht zu den Hilflosen auf zwei Welten. War es recht von mir, sie nur deswegen auszuschließen?
    Scatulo versuchte, auf der rechten Seite einen raffinierten Zug anzubringen, und ich konterte, wie ich in vergleichbarer Lage gegen Meister Hork in Vondium gespielt hatte. Auf den Tribünen wurde ein anerkennendes Raunen laut. Zu den Eisgletschern Sicces mit euch allen! Am liebsten hätte ich den selbstgefälligen Scharen diese Worte entgegengeschleudert.
    Scatulo mußte längst erkannt haben, daß er in ein ernsthaftes Spiel verstrickt war. Allerdings hatte ich mehrmals den Eindruck, als hielte sich Kov Loriman der Jäger für einen guten Spieler und schlüge die Empfehlungen seines Jikaidasten in den Wind, denn manche Züge kamen mir sehr seltsam vor. Bei einem dieser unerwarteten Vorstöße versuchte ich meine Chance zu nutzen und zeuntete einen Kapt über eine Reihe, der dann gute Chancen hatte, in zwei weiteren Zügen an die gegnerische Prinzessin heranzukommen.
    Zunächst konnte der Kapt nicht geschlagen werden. Scatulo rückte eine Figur quer herüber, die zwar seinen nächststehenden Kapt blockierte, die aber beim übernächsten Zug meinen Kapt bedrohen konnte.
    Ich schaute mir die Situation in meinem Kopf an, denn der Vorgang spielte sich am anderen Ende des Spielfeldes ab. Die blauen und gelben Felder zogen sich im Zickzack über die Fläche, die schwarzen Figuren standen apathisch, verzweifelt, bebend in ihren Feldern – doch alle hielten getreu die angeordnete Position, aus Angst vor den Attacken der schwarzgekleideten Männer. Die weißen Spieler standen lässig und dachten an den Bonus, den sie sich verdienten. Auf den Rängen war es still geworden, denn man ahnte einen entscheidenden Zug voraus.
    Meister Hork hatte viele berühmte Spiele der Vergangenheit mit mir durchgesprochen. An eine Partie erinnerte ich mich besonders. Vor meinem inneren Auge schaute ich mir die Situation an und machte dann den erforderlichen Zug. Wenn Scatulo nicht mit dem einzigen richtigen Gegenzug antwortete, der ihm offenstand, hatte ich ihn in der Klemme.
    Ich darf hinzufügen, daß mich dies sehr überraschte.
    Während ich darauf wartete, daß Scatulo oder sein Auftraggeber den nächsten Zug ansagte, überkam mich eine seltsame Empfindung. Scatulo hatte die Gefahr erkannt, sehr schnell reagiert und einen beginnenden Angriff aufgegeben. Mir ging auf, daß das Spiel mich in seinen Bann schlug. Bei Zair, das war auch wirklich nötig! Inzwischen hatte sich mir diese einmalige Chance eröffnet. Irgendwie hatte ich das Gefühl, als träte ich aus einer dunklen Höhle ins Licht und würde daran erinnert, daß es eine Welt dort draußen gebe, daß über dem Land das Tageslicht liege, daß nicht die ganze Welt von Mauern und

Weitere Kostenlose Bücher