Saga von Dray Prescot 21 - Jikaida-Zyklus 03 - Ein Schicksal für Kregen
Anführer, die auf gleicher Stufe miteinander konferieren konnten.
Neun ist die heilige und magische Zahl auf Kregen.
Es bereitete mir ein großes Vergnügen zu beobachten, daß inmitten der prächtigen Gruppierungen mit ihren Zorca- und Swarth-Herden, mit den schönen Kutschen, Wagen und Horden von Packtieren und der Vielzahl von Sklaven der alte Deb-Lu-Quienyin mit seinem Reit-Preysany, dem Pack-Calsany und dem einsamen kleinen Och-Sklaven als einer der neun Karawanenführer gleichwertig behandelt werden mußte.
Unter dem hohen Funkeln der Sterne umgab uns die aufragende Masse des Hügels. Der Moder schien sich in der sternenvollen Nacht zu bewegen, schien sich zu neigen und auf uns stürzen zu wollen. Die Sklaven wagten nicht oft den Blick zum Himmel.
Die leise Konferenz der neun Anführer ging zu Ende. Tarkshur stolzierte in unser Lager und rief laut nach Galid dem Krevarr, dem Jiktar seiner fünf verbleibenden Paktuns. Zumindest nahm ich an, daß es sich um Söldner handelte, vielleicht waren es auch Untergebene aus seinen Besitzungen im unbekannten Klardimoin.
Was Tarkshur zu sagen hatte, wurde den Sklaven offenbart, nachdem wir gegessen hatten. Es war ein sehr gutes Essen.
Dann mußten wir vor dem Herrn aufmarschieren.
Er schritt auf uns zu, und die Jungfrau mit dem Vielfältigen Lächeln leuchtete in den von Steinmauern umschlossenen Hof und übergoß die Szene mit ihrem verwaschenen rosaroten Licht.
Tarkshur blieb vor dem ersten in der Reihe stehen, einem lässigen Rapa mit verbogenem Schnabel. Diesem versetzte er einen heftigen Hieb in die Mitte. Der Rapa klappte zusammen und erbrach sich in den Staub. Tarkshur schnaubte verächtlich durch die Nase und begab sich zum nächsten Sklaven. Es handelte sich um Nodgen. Tarkshur schlug ihm kräftig in den Unterleib. Nodgen ächzte und torkelte, blieb aber auf den Beinen.
»Der«, sagte Tarkshur.
Galid und die anderen Katakis führten den Brokelsh Nodgen zur Seite.
Tarkshur schritt weiter die Linie ab und traktierte jeden mit einem Schlag. Er erwählte neun, die die Attacke am besten wegsteckten. Neun Sklaven in zerfetzten grauen Lendenschurzen standen schließlich abseits. Ich gehörte dazu.
»Legt euch jetzt hin, Sklaven. Ruht euch aus. Morgen früh wird geklettert.«
Und wir kletterten.
Jeder der großen Karawanenherrn mit Gefolge hatte neun Sklaven ausgewählt – natürlich mit Ausnahme des alten Zauberers aus Loh. Wir erstiegen einen Steinpfad, während die Sonnen ihre Hitze verbreiteten.
Unter uns breitete sich das Panorama des Gekrümmten Landes aus, Hunderte von Modern, die wie Geschwüre aus der Tiefebene ragten.
Jeder Sklave schleppte eine schwere Last. Ich plagte mich mit einem riesigen aufgerollten Seil, etlichen Spitzhacken und Schaufeln, verdrehten Fackeln und einem Sack Proviant. Außerdem baumelte an einem um meine Schulter führenden Ledergurt ein halbes Duzend Wasserflaschen. Es war ein anstrengender Aufstieg, das kann ich Ihnen sagen!
Wir begaben uns an einen ... Ort, wo Gold und Magie zu finden sein sollten, und mehr als einmal fragte ich mich, wer von diesem Ausflug lebendig zurückkehren würde.
Von Zeit zu Zeit konnte ich einen Blick auf Deb-Lu-Quienyin werfen, dem der Weg viel Mühe bereitete. Er behalf sich mit einem schweren Stock. Außerdem gebot er über vier neue Sklaven, die er sich wohl von einer der anderen Expeditionen ausgeliehen hatte; später sollte sich meine Vermutung als richtig erweisen, daß Prinz Nedfar der Leihgeber war.
Vegetation versperrte uns oft den Blick, doch endlich erreichten wir freigeräumtes Terrain und erblickten ein eckiges Tor, den Zugang zu dem turmreichen Bauwerk, das den Gipfel des Moder krönte. Die Torflügel bestanden aus bronzebeschlagenem Lenkenholz und waren geschlossen.
Die Zwillingssonnen standen strahlend am Himmel; gleichwohl war das in einer Nische über dem Tor leuchtende Licht deutlich zu erkennen. Vor diesem Schimmer zeigte sich eine Frauengestalt – eine Frau mit durchscheinendem goldenen Haar. Ihre Stimme klang tiefer und weicher als die ihrer Schwester, die das untere Portal bewachte.
»Seid willkommen, Reisende! Wünscht ihr einzutreten?«
Ohrenbetäubend klang das »Aye« auf.
»Aus eigener, freier Entscheidung?«
»Aye!« Und: »Aye!«
»Dann tretet ein und lebt wohl.«
Das Tor öffnete sich, und wir schritten hindurch. Kaum hatte die letzte Person den sich hinter dem Eingang erstreckenden und von Fackeln erleuchteten Saal betreten, da knallten die Türen
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