Saga von Dray Prescot 22 - Jikaida-Zyklus 04 - Ein Sieg für Kregen
wie die Scheußlichkeiten, die im Innern der künstlichen Berge lauerten.
Wir dösten und hielten Wache, und das Wasser blieb in den Flaschen. Nachdem die ersten kleinen Schlucke ihn nicht erfrischt hatten, machte Prinz Tyfar Anstalten, meinen Rat in den Wind zu schlagen.
»Prinz«, sagte ich nachdrücklich, »wenn du jetzt trinkst, schwitzt du die wertvolle Flüssigkeit nur wieder aus. Warte, bis die schlimmste Hitze vorüber ist.«
»Aber mein Mund scheint in Flammen zu stehen ...«
»Saug an einem Kiesel.« Mit einem Kopfnicken deutete ich auf die Pachaks, deren Gesichter entstellt wirkten von den dicken Steinen, die sie im Mund hielten.
Er ging auf meinen Vorschlag ein, denn er war so vernünftig, den Sinn meiner Worte einzusehen. Dieser junge Mann, Prinz oder nicht, schien seinen Verstand benutzen zu können, wie es Leuten wie mir behagte. Im Vergleich zu manchen vollblütigen, temperamentvollen Jung-Prinzen war Tyfar geradezu ein Intellektueller – und außerdem ein hervorragender Axtschwinger. Von seiner Sorte gab es wohl nicht viele in Hamal.
Im Verlauf des Tages machten wir dreimal Flutsmänner aus und zogen die Köpfe ein. Die Swarths hatten sich niedergelegt, dösten in der Hitze und ließen nur ab und zu den schuppigen Schwanz zucken. Die Räuber des Himmels entdeckten uns nicht.
Als der Abend kam, tranken wir sehr wenig, bestiegen neun Tiere und führten die verbleibenden sechs am Zügel mit, beladen mit den Dingen, die wir für unentbehrlich hielten. Das Aasgetier des Bodens hatte sich an den Leichen bereits zu schaffen gemacht, während unsere Gegenwart die Warvols bisher am Landen gehindert hatte. Morgen früh würden nur noch Knochen zu sehen sein.
Ich bestand darauf, daß Tyfar und Quienyin die beiden besseren Swarths bestiegen.
So waren wir wieder beritten und nicht mehr ganz so durstig wie zu Anfang, als wir nun unseren Weg durch das Gekrümmte Land fortsetzten, das Land der Fünften Note. Wir mußten davon ausgehen, daß die Moder-Lords hinter den Swarth-Reitern steckten und sich vorher darüber verständigt hatten, zu welchem Berg eintreffende Expeditionen gold- und magierhungriger Abenteurer geleitet werden sollten. Nun ja, die Zauberer hatten ihren Spaß daran, ahnungslose Zeitgenossen durch ihre Grabmäler zu scheuchen, sie zu foltern und sich an ihrer Qual zu weiden. Was die magischen Hilfsmittel betraf, die wir mitnehmen konnten, so waren sie bei unserem Aufstieg im Moder und bei der Flucht aufgebraucht worden. Auf Lähmzauber und brennende Tropfen und schwanzschrumpfende Magie mußten wir zunächst verzichten. Hier und jetzt kam es auf Stahl und Muskeln an.
Die Nacht verging, und gegen Morgen wagten wir uns in die Nähe eines Berges und füllten dort an einem Bach unsere Flaschen und erjagten anschließend ein Abendessen. Die allgemeine Laune besserte sich.
Tyfar strahlte. »Bald sind wir wieder im Grasland. Dann erfahren wir auch, was aus meinem Vater und meiner Schwester geworden ist.«
Ich warf einen Blick auf den Zauberer aus Loh, der am Feuer saß und das Bein eines Vogels benagte, den Barkindrar die Kugel vom Himmel geholt hatte.
Wieder hatten wir uns einen günstigen Ort für unser Lager ausgesucht, unter einem Felsvorsprung, dessen Dornefeu unser Feuer abschirmte. Die Swarths ruhten sich von den Mühen der Nacht aus und waren sicher zufrieden, daß die neuen Herren sie bei Dunkelheit bewegten und während des Tages rasten ließen.
»Ich bin überzeugt, daß du recht hast, Tyfar. Wir folgen ihren Spuren, auch wenn der Wind sie schnell wieder ausgelöscht hat.«
»Sobald ich wieder in Hamal bin – sobald wir beide dort sind –, denkst du an meine Einladung auf eine Nacht unter Klingenbrüdern im Heiligen Viertel.«
»Gewiß. Ich freue mich schon sehr darauf.«
Und das stimmte, bei Vox!
Unwillkürlich fragte ich mich aber auch, wie er reagieren würde, sollte ich ganz beiläufig sagen: ›Ach übrigens, Prinz Tyfar aus Hamal, ich bin Dray Prescot, Herrscher von Vallia, Anführer der verschworenen Feinde deines Landes.‹
Das würde ihm viel Unbehagen bereiten. Aber natürlich würde er mir nicht glauben.
Wie könnte er auch?
Er nähme an, ich wollte mir einen schlechten Scherz mit ihm erlauben.
Er wußte von mir nur, was ich ihm erzählt hatte, und das würde sich bald ändern müssen. Er würde fragen, was der Herrscher von Vallia, der schlimme Rast, hier in den havilfarischen Ländern der Morgendämmerung zu suchen hatte. Eine gute Frage, bei Vox! Tyfar
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