Saga von Dray Prescot 22 - Jikaida-Zyklus 04 - Ein Sieg für Kregen
Djanduin?«
»Ja.«
Tyfar wandte den Blick nicht von mir. »Du weißt, daß Hamal wegen der von Herrscherin Thyllis angezettelten Kriege in vielen havilfarischen Ländern nicht wohlgelitten ist. Eine allgemein verbreitete Wahrheit. Vielleicht stammst du aus einem Land, das von Hamal erobert wurde. Vielleicht, Freund Jak, siehst du dich womöglich als mein Feind?«
Ich hatte diesen letzten Worten nicht ohne Sorge entgegengesehen. Doch vermochte ich mich nun zu entspannen. Er hatte gesagt ›mein Feind‹. Hätte er mich als ›Feind meines Landes‹ bezeichnet, hätte meine Antwort anders ausfallen müssen.
Das Problem war nur, daß Tyfar durchaus recht hatte. Die verrückte Herrscherin Thyllis hatte sich so ziemlich jedes Land zum Feind gemacht, das sich in Reichweite ihrer eisernen Legionen befand.
Außerdem hatte ich das Gefühl – untermauert nur durch Intuition und einige mitgehörte Gesprächsfetzen –, daß Tyfars Vater, Prinz Nedfar, mit Thyllis nicht besonders glücklich war und seinerseits nicht gerade in Gunst bei ihr stand. Dabei hatte ich Lobur dem Dolch angedeutet, daß ich insgeheim für die Herrscherin Thyllis arbeitete. Ich straffte die Schultern.
»Ich kann dir nicht alles sagen, Tyfar, was ich dir gern offenbaren würde. Möge es an dieser Stelle genügen, daß ich das Heilige Viertel kenne. Ich könnte mich notfalls blindlings darin zurechtfinden. Ich habe als Klingenschwinger dort so manche fröhliche Nacht verbracht. Ich verfüge in jenem Land über große Besitzungen ... nun ja, weniger groß als angemessen und ergiebig ... und ich arbeite zum Wohle des Landes.«
Das war nicht gelogen.
Er war überrascht.
»Du bist Hamalier?«
Ich besaß Grund und Boden in Hamal. Ich war dort als Hamun ham Farthytu, Amak des Paline-Tals, bekannt. Aber ich war kein Hamalier. Wenn überhaupt, dann war ich – der ich nicht auf Kregen geboren worden war – Vallianer. Diese Dinge konnte ich aber weder Tyfar noch Quienyin offenbaren.
»Ich arbeite zum Wohle Hamals«, sagte ich. Und wieder waren meine Worte nicht gelogen, auch wenn Vallia Hamal nicht gerade das Beste wünschte, und am wenigsten der Herrscherin Thyllis. »Ich verabscheue, was das Reich neutralen Ländern antut ...«
»Ich auch, bei Krun!«
Dieser Ausruf aus dem Munde eines Prinzen, dessen Vater zweiter Vetter der Herrscherin war, stellte wirklich einiges klar.
Ich rang mir ein Lächeln ab.
»Dann können wir uns in dieser Sache wirklich als einig betrachten, Tyfar. Bedränge mich nicht weiter. Bedenke nur eins: Was immer ich auch tue, geschieht zum Wohle Hamals und ganz Paz'. Zu einem Wohl, das sich irgendwann manifestieren wird.«
»Und du willst dich mir nicht anvertrauen.«
»Von ›nicht wollen‹ kann keine Rede sein.«
Er runzelte die Stirn und entspannte schließlich das Gesicht und lächelte sogar, ein wenig unsicher – aber immerhin. »Ich ... verstehe.«
Und Deb-Lu-Quienyin, jener mächtige Zauberer aus Loh, starrte mich an und hatte aufgehört, an dem Knochen zu nagen.
»Hyrklana, Djanduin oder Hamal«, sagte er forsch und schwenkte den Knochen, »mir ist alles recht. Ich habe mit Notor Jak bereits soviel durchgemacht, daß es mir gleichgültig wäre, ob er aus irgendeinem queltarischen Höllenloch käme, wo kein Mensch existieren dürfte. Bei den Sieben Arkaden, er ist ein Mensch und ein Freund!«
»Gut gesprochen, San.« Tyfar stand auf und lächelte nun wirklich aus voller Überzeugung. »Wie ich sehe, verfolgst du geheime Absichten, Jak. Schön und gut, das ist deine Angelegenheit und geht mich nichts an. Du hast mir dein Wort gegeben, daß du für Hamal arbeitest. Dasselbe gilt für mich und ebenso für meinen Vater. Ich gehe davon aus, daß wir nicht gegeneinander wirken.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich bitte dich, Prinz! Auf diesem Wege bekommst du die Antwort nicht aus mir heraus!«
Er lachte laut. Einige Prinzen, die ich kannte, hätten sofort ihr Gefolge zusammengerufen und mich festgenommen. Um die Szene nicht in Rührseligkeit abgleiten zu lassen, griff ich einen früheren Gedanken wieder auf. »Wir alle wüßten gern, ob es unseren Familien und Freunden gut geht«, wandte ich mich an Quienyin. »Du weißt, was ich meine, San. Das ist nichts Neues. Aber wir haben keinen Anspruch auf dein Kharma, keinen Anspruch auf ...«
»Ich bitte dich, Jak, nun spiel nicht herunter, was wir einander bedeuten!«
Ich nickte. »Wie du willst. Wenn du in Lupu gingst, könntest du uns sagen, was in größerer
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