Saga von Dray Prescot 22 - Jikaida-Zyklus 04 - Ein Sieg für Kregen
hatte nichts dagegen, sie ziehen zu lassen. Wären sie beritten gewesen – ganz egal, um welches der prächtigen kregischen Reittiere es sich gehandelt hätte –, nun, dann hätten meine Gefährten sich wohl nicht so still verhalten ...
Als der letzte in den Schatten des Moders verschwunden war, setzten wir unseren Weg fort.
Wir waren noch wachsamer geworden.
Quienyin hielt sich murmelnd in unserer Mitte.
»Prinz«, flüsterte ich leise, damit mich der Zauberer aus Loh nicht hörte, »ich glaube, wir müssen eine kurze Rast einlegen ...«
»Rast, Jak? Ich dachte, es wäre unsere Absicht, im Licht der Monde so weit wie möglich zu wandern und uns erst in der Sonnenhitze auszuruhen.«
Er bemerkte den Blick, den ich auf Quienyin warf; der alte Mann hatte sich nicht umgedreht, sondern stakste mühsam weiter.
»Ach, natürlich – wie gedankenlos von mir!«
Tyfar eilte nach vorn und bremste die Pachaks, die die Spitze übernommen hatten.
Wir ruhten uns aus, obwohl in Wirklichkeit nur Quienyin eine Pause brauchte.
Wieder einmal machte ich mir Gedanken über Prinz Tyfar. So mancher hochmütige Prinz wäre einfach weitermarschiert, ohne sich um das Unbehagen eines einzelnen Mitmenschen zu kümmern. Daß Quienyin ein Zauberer aus Loh war, wußten meine Gefährten inzwischen; aber nicht das hatte Tyfar veranlaßt, meinem Vorschlag zu folgen.
Wir besprachen das Schicksal unserer Toten und brachten unsere Zuversicht zum Ausdruck, daß andere Überlebende aus der Expedition hatten fliehen können. Wir hatten sie ins Sonnenlicht verschwinden sehen, ehe eine zuschlagende Tür uns im Moder gefangensetzte, und für Tyfar war es offensichtlich undenkbar, daß sein Vater und seine Schwester womöglich nicht entkommen konnten.
»Und vergiß eins nicht, Jak: Lobur der Dolch war dabei, und er hat ein Auge auf meine Schwester Thefi geworfen.«
»Wie auch Kov Thrangulf.«
»Ach ja, Kov Thrangulf.«
Als wir schließlich weiterwanderten, erhob sich Quienyin ohne Widerworte. Der neue Tag war nicht mehr weit entfernt. Der angenehme Geruch der Luft, kaum von Staub durchsetzt, die riesige Kuppel strahlender Sterne – dies alles war von jener atemlosen Vorläufigkeit, wie sie jedem neuen Tag vorausgeht.
Ich begann meine Umgebung noch zielstrebiger abzusuchen, galt es doch ein vernünftiges Versteck für den Tag zu finden. Ich wußte genau, was wir brauchten, und als wir eine kleine Bodensenke erreichten, links und rechts von Dornefeu gesäumt, glaubte ich uns am Ziel. Es war kein vollkommenes Versteck, aber Besseres konnten wir nicht erwarten.
»Tyfar, ich glaube, hier wäre es richtig.«
Er schaute sich um. Ich beobachtete sein Gesicht und fragte mich, ob er sich hier in der frischen Luft als anderer Mensch erweisen würde.
Der Dornefeu, ein bösartiges Gewächs für jeden Unachtsamen, bildete einen dichten Schutzbewuchs auf den beiden Rändern der Senke. Wenn wir die Köpfe unten behielten, waren wir für jeden Reiter unsichtbar, der sich im rechten Winkel näherte. Eine Auswölbung innerhalb der Senke sorgte dafür, daß wir nur nach einer Seite Ausschau halten mußten. Die dichtstehenden Büsche schimmerten grün, und die Dornen ragten in alle Richtungen wie ein Heer winziger Lanzenträger.
»Meinst du, Jak?« Tyfar schaute mich unsicher an.
Die drei Hauptpersonen standen dicht zusammen. Die drei anderen täten ihre Meinung erst kund, wenn sie dazu aufgefordert wurden, auch wenn die beiden Pachaks im Grunde das volle Mitspracherecht besaßen.
Schließlich rief Tyfar: »Barkindrar, Nath! Wir lagern hier.«
Ich nickte vor mich hin.
So mußte es sein. Selbstbewußtsein war wichtig. Die beiden Pachaks machten sich wortlos daran, Dornefeu zu schneiden und eine Art Schutzwall um die offene Seite der Senken-Ausbuchtung zu bauen. Kampferfahren waren diese beiden Pachak-Hyr-Paktuns, großartige Helfer auf riskanter Mission.
»Heller Efeu vor der Tür ist mir eine Wonne«, sagte Quienyin. »Dieses spitze Zeug aber kann tödlich sein.«
Wir zerrten den Dornefeu mit Hilfe von Stäben und Waffen herum, ohne die Dornen zu berühren, und errichteten auf diese Weise den Schutzwall. Im ersten Licht des Morgens schaute ich noch einmal über Land. Dann sprang ich hinaus, entfernte mich ein Stück und machte kehrt, um mir unser Versteck von draußen anzuschauen.
Nichts Auffälliges.
Als ich in die Senke zurückkehrte, war ich von Zuversicht erfüllt.
Wir konnten uns hier den ganzen Tag verstecken, ohne entdeckt zu werden, wenn
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