Saga von Dray Prescot 22 - Jikaida-Zyklus 04 - Ein Sieg für Kregen
den Hals um!«
Sie glaubten es einfach nicht, diese Khamorros, und irgendwie war das auch verständlich. Sie waren es gewöhnt, daß Männer scheu vor ihnen zurückwichen, soweit sie keine Klingen trugen oder sich damit nicht auskannten. Natürlich sieht die Wahrheit so aus, daß die höchsten Khamster kaum je einmal Herrelldrin verlassen, das im tiefen Südwesten Havilfars liegt. Zahnlückes Männer stammten nicht aus der obersten Schublade; aber sie waren gut. Alle Khamorros verstehen sich auf ihr Handwerk.
Nachdem ein halbes Dutzend leblos im Zimmer herumlag, sagte ich zu Jimstye: »Das genügt nun.« Ich hatte die gegenüberliegende Tür im Auge behalten, die zu den Privatgemächern führen mußte, und wenn Turko sich hier befand, dann bestimmt in dieser Richtung. »Bist du zufriedengestellt – alter Freund?«
»O ja. Über die Bedingungen unterhalten wir uns später.«
Er winkte seinen Ringern zu. »Am besten verschwindet ihr jetzt und genießt den freien Abend. Dem Kerl, der das Zelt zum Einsturz brachte, ziehe ich einzeln die Daumennägel aus. Los!«
Den anderen wie auch mir war klar, daß er die Bedingungen meiner Einstellung unter vier Augen besprechen wollte. Das war mir nur recht. Als die anderen verschwunden waren, fragte er: »Wein, Nalgre ti Hamonlad?« Miklasu fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und begab sich zu einer Anrichte. Sein Rapier und seine Main-Gauche waren schlichte, vielbenutzte Waffen, der Jiktar und der Hiktar, die Waffen eines Mannes, der zu töten verstand.
»Man hat mir erzählt, Jimstye Zahnlücke«, begann ich, »du wüßtest, wo sich ein Freund von mir aufhält, mit dem ich gern spräche, und zwar sofort. Vielleicht hättest du die Güte, mir mitzuteilen, wo er sich befindet!«
Er sah mich überrascht an. Miklasu, ein Glas Wein in jeder Hand, fuhr zu mir herum.
»Ein Freund? Ich weiß, daß wir uns nie zuvor begegnet sind – und ich verstehe, daß du anderes behauptet hast, um zu mir vorgelassen zu werden.« Er runzelte die Stirn. »Allerdings hast du ein bißchen zu sehr darauf hingearbeitet, die Stimmung zwischen mir und meinen Khamorros zu stören. Welchen Freund meinst du?«
»Turko.«
Miklasu ließ beide Weingläser fallen. Rapier und Main-Gauche sprangen ihm förmlich in die Hände und blitzten auf, der hervorragende Kampfauftakt eines Bravo-Kämpfers.
Zahnlücke lachte. »Die ganze Sache war also nur ein Trick! Du gehörst doch mit vollem Herzen in den ›Goldenen Prychan‹ – und zu jenen, die diesen Turko suchen!« Er wandte sich zu Miklasu um. »Töte ihn!«
Der Bravo-Kämpfer huschte vor, und sein Schwert und Dolch waren zum Angriff erhoben.
»Ich gehöre nicht zu denen, die sich von einem Khamster besiegen lassen«, sagte er. »Du hast keine Waffen. Daraus ergibt sich, daß du sterben wirst.«
»Was das betrifft, so werden wir sehen. Aus dem Haus Klaiton bist du, nicht wahr?«
Er riß die Augen auf. »Was ...?«
»Nun mach schon, Miklasu, mach voran!«
»Ehe er loslegt«, sagte ich, »bitte ich dich um eine Auskunft; wenn ich sterben soll, wäre das ohnehin ein illusorischer Trost. Wo ist Turko?«
Wieder lachte Zahnlücke. »Gewiß wirst du sterben. Es gibt in ganz Pandahem keinen Schwertkämpfer, der sich mit Miklasu messen könnte. Und was Turko betrifft ...« Mit dem Daumen deutete er ruckhaft auf die Innentür. Ich seufzte.
Mir fiel meine Auseinandersetzung mit Mefto dem Kazzur ein, dem hervorragenden Kildoi-Schwertkämpfer, der mich in einem fairen Kampf besiegt hatte. Ich hielt es für möglich, Miklasu zu überwältigen, aber wie immer bestand die Möglichkeit, daß er die Oberhand behielt. Meine Sorge galt vor allem Turko.
Ich lief zur Tür, trat sie auf und stürmte hindurch.
Sie waren zu dritt, wie Hühner an Haken aufgehängt. Sie waren splitternackt. Das Zimmer gewährte Zugang zu anderen Schlafräumen. Der Lärm hinter mir ließ keinen Zweifel daran, daß Miklasu mir nachstürmte. Ich fuhr herum.
Ich brüllte: »Ich – Nalgre ti Hamonlad – warne dich, Miklasu. Ich möchte dich nicht töten müssen ...« Aber schon attackierte er mich mit wirbelndem Rapier, den Dolch zum Stoß von unten bereithaltend. Ein hübscher Bravo-Trick. Ich wich zur Seite aus und packte ihn am Handgelenk, aber er wich zurück, und ich duckte mich zur Seite fort. Er war gut.
»Ich hätte es wissen müssen ...«, sagte Turko.
Die beiden Khibils, Andrinos und Saenci, hingen in ihren Fesseln und verfolgten die Szene mit aufgerissenen Augen. Mir fiel
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