Saga von Dray Prescot 22 - Jikaida-Zyklus 04 - Ein Sieg für Kregen
Tag, um tief einzuatmen und sich nicht in das Lee einer Küste zu begeben.
Turko deutete nach vorn. Ich nickte.
Dort unten lag ein entmastetes Schiff tief im Wasser; es hatte sich zu nahe an die Küste herangewagt. Weiter vorn war die Insel von gefährlichen Felsriffen umgeben, und das Meer stieg in immer höher werdenden Schaumwogen empor. Das Schiff war dem Untergang geweiht, würde es doch niemals den Weg um die Felsen schaffen, die eine auf der anderen Seite gelegene schlammige Bucht abschirmten.
»Dies hat Quienyin gemeint«, sagte ich. »Aber er hatte mehr im Sinn, als uns nur zu Zeugen eines Schiffsuntergangs zu machen.«
»Es handelt sich um einen Argenter aus einer der freien Städte an der lohischen Küste«, stellte Turko fest. Sein Gesicht blieb ausdruckslos. Was hier zu tun war, oblag meiner Entscheidung, und Turko würde loyal zu mir stehen, für diesen Weg hatte er sich entschieden.
»Wir könnten ...«, sagte ich, hielt inne und überschaute noch einmal die Szene. Mit der Schnelligkeit des Seemanns berechnete ich Winkel und Entfernungen. »Zu schaffen wäre es.«
Turko verstand mich nicht richtig. »Du bekommst sie nicht alle an Bord, Dray!«
An Deck des Argenters standen die Menschen dichtgedrängt. Wie alle Schiffe der Argenterklasse war es breit und geräumig angelegt, ein rundliches, gemütliches, nicht besonders wettertüchtiges Gefährt; die Argenterflotten bildeten das Rückgrat der Handelsflotten aller seefahrenden Nationen – mit der Ausnahme Vallias. An den Männern, die da unten das Deck bevölkerten, fiel mir etwas Seltsames auf. Sie hatten sich alle ausgezogen, damit sie schwimmen konnten, sollte der bevorstehende Zusammenstoß mit den Küstenfelsen sie ins Meer schleudern; gleichwohl hatte sich jeder einzelne Waffen auf die nackte Haut geschnallt. Ja, ich weiß, kein Kreger wird sich ohne Waffen aus dem Haus wagen; aber in einer mörderischen Brandung um sein Leben zu schwimmen, wäre doch bestimmt eine Gelegenheit, einmal auf Schwert, Speer und Bogen zu verzichten! Diese Männer aber waren nackt und bewaffnet.
Turko hatte recht. Überschlägig mußten sich hundertundfünfzig bis zweihundert Mann an Deck befinden und das Ende erwarten. Wir hatten keine Chance, sie an Bord unseres Fliegers zu holen.
»Turko, hol an Tauen zusammen, was wir haben! Andrinos soll sich darum kümmern. Wir schleppen den Argenter um die Felsspitze herum.«
Turko erhob keine Widerworte, sondern begab sich sofort nach achtern zum Kabelschrank. Vielleicht hatten wir nicht genug an Bord. Wir konnten ein Seil zu den Leuten herablassen; sie würden keine Leine zu uns heraufschießen können. Während wir in Position manövrierten, stellte ich mir die Frage, ob vielleicht Seg Segutorio, nach meiner Ansicht der beste kregische Bogenschütze, einen Pfeil mit einer Leine zu uns heraufbekommen hätte. Turko stieß einen Schrei aus und gab mir durch Winken zu verstehen, daß wir genug Leine hatten.
Der schwierigste Teil war, die Leine gleichmäßig zu belasten. Der Argenter stampfte behäbig im Wasser und rollte so schwerfällig, daß der Schiffskörper sich bereits mit Wasser füllen mußte. Es würde knapp werden. Drei Möglichkeiten gab es: Entweder zerschellte das Schiff auf den Felsen, oder wir konnten es um die Felsspitze schleppen – oder der Argenter sank, ehe eines der beiden Ereignisse eintrat. Die Leine senkte sich baumelnd und wurde von einem Meer hochgereckter Arme ergriffen und am inneren Ende des Bugspriets belegt. Vorsichtig verschob ich den Kontrollhebel für den Vorwärtsflug und setzte den Voller in Bewegung.
Turko behielt die Leine achtern im Auge.
»Zieh den Kopf ein, wenn das Ding reißt ...«
»Aye, Dray, ich weiß Bescheid!«
Seine hervorragenden Khamorro-Reflexe würden ihn schon nicht im Stich lassen, wenn das Ende der gerissenen Leine hochpeitschte.
Der Argenter entpuppte sich als störrische Schlepplast. Die meisten kregischen Voller fliegen lautlos; hätten wir uns auf Motoren verlassen müssen, so hätten sie jetzt protestierend gejault. Aber wir kamen voran, wir bewegten uns!
Langsam, mühsam zerrten wir den Argenter, der in den Wellen bockte und zuweilen von weißen Wogen übergischtet wurde. Kein Mann ging über Bord. Der stumpfe Bug hob und senkte sich und mahlte den weißen Schaum. Ganz langsam kam das Schiff herum, und wir schlichen auf das Ende des Felsriffs zu. Die Leine sirrte.
Der unbekannte Voller mochte nicht schnell sein, aber er konnte schleppen!
Allmählich
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