Saga von Dray Prescot 22 - Jikaida-Zyklus 04 - Ein Sieg für Kregen
wurde das sichere Wassergebiet vor uns größer, denn wir vermochten das Schiff von den Untiefen fortzuschleppen. Unter uns brodelte der reinste Mahlstrom. Die Männer drängten sich zusammen und schauten zu uns empor, und wir fielen in ihre Gebete zu den kregischen Göttern ein.
Als wir schließlich den Landvorsprung umfuhren, der die Felsenriffe von der ruhigen schlammigen Bucht trennte, entdeckten wir auf dem schmalen Landstreifen eine kleine Gruppe Totrixreiter. Die sechsbeinigen Tiere kamen schnell voran, und das Leder der Uniformen schimmerte vor Gischt. Die Männer trugen Lanzen, und ihre Helme schimmerten im frühen Licht des Tages. Sie ritten binnenwärts und waren bald nicht mehr zu sehen.
»Gesellschaft!« rief ich Turko zu. »Wir bekommen ein Empfangskomitee!«
»Freunde?«
Erst in diesem Augenblick ging mir auf, daß dieser Teil Vallias in der Gewalt eines boshaften Gegners stand, eines Kataki-Stroms namens Rosil Yasi, des Stroms von Morcray, der eine Marionette Phu-Si-Yantongs war und sich sehr gefreut hätte, von meinem Tod zu erfahren. Ich muß hinzufügen, daß ich diese Gefühle zum Teil erwiderte.
»Eher wohl Feinde, Turko.«
Er antwortete nicht, aber ich sah, wie sich seine mächtigen Armmuskeln verkrampften.
Andrinos hatte sein Fuchsgesicht besorgt verzogen. »Dann könnten die Bewaffneten da unten auf dem Schiff Feinde sein, die sich ihren Bundesgenossen anschließen wollen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Eine Möglichkeit ist das durchaus – ein Risiko, das wir eingehen müssen.« Ich sagte nichts davon, daß Quienyin uns bestimmt nicht hierhergeholt hätte, wenn die Schiffsbesatzung uns feindlich gesonnen wäre. Da ich aber selbst spürte, daß meine Antwort ein wenig knapp ausgefallen war, fügte ich hinzu: »Ich bin überzeugt, die Männer da unten stehen nicht auf der Seite der vallianischen Feinde. Im Gegenteil – wenn ich recht habe, sind sie hierhergesegelt, um für uns zu kämpfen.«
»Wir beten zu Pandrite und der Gütigen Horata, daß du recht hast«, sagte Saenci.
Schon hatten wir die Felsspitze beinahe umrundet. Hinter der Erhebung hörte das Wasser auf zu schäumen und beruhigte sich. Dort angekommen, konnte der Argenter sich gelassen auf die schlammige Küste zutreiben und auf Grund laufen lassen. Um dann später, im Laufe der Jahreszeiten, zu Staub zu zerfallen.
In diesem Augenblick brach die Schleppleine.
Turko bewegte sich. Eben noch hatte er die Spannung überprüft und mir darüber Meldung gemacht, im nächsten Moment lag er flach an Deck und brüllte uns eine Warnung zu.
Das Ende der Leine peitschte über unsere Köpfe und fiel heftig knallend auf das Kabinendach.
Mit einem hastigen Griff nach den Kontrollen stoppte ich den wilden Sprung, zu dem der Voller ansetzte. Das Flugboot schwang herum und raste im Tiefflug über den Argenter. Die Schiffbrüchigen starrten zu uns empor. Heftige Wogen packten das Schiff und drückten es gnadenlos auf die felsigen Untiefen zu.
»Jetzt gibt's nur noch eins!« brüllte ich Turko zu. Der Voller zog einen engen Kreis und verlor an Höhe. Wir spürten den Druck des Windes. Mit vorsichtigen Bewegungen der Kontrollen steuerte ich die Maschine in das Lee des Argenters, tief über das Wasser. Als wir an der hohen verzierten Poop vorbeikamen, fiel uns der geschnitzte und vergoldete Name auf: Mancha von Tlinganden. Tlinganden gehörte zu den Freien Städten, die nach dem Zusammenbruch des alten Lohischen Reiches übriggeblieben waren, und lag an der Ostküste direkt gegenüber dem pandahemischen Land Yumapan. Dieses Schiff hatte sich erfolgreich gegen die Piraten geschlagen, die in den Hobolings herrschten, und sollte nun mit Mann und Maus untergehen, wenn wir nicht helfen konnten.
Vorsichtig drückte ich den Voller vor, bis wir die auf und nieder wogende Masse des Argenters berührten. Es war ein sehr schwieriges Manöver. Ich mußte mich dem Rhythmus des Meeres anpassen und das Flugboot herunterdrücken und aufsteigen lassen, während ich zugleich einen spürbaren Druck gegen die mächtige Schiffshülle ausübte.
»Bei Morro dem Muskel!« rief Turko, kam zu mir nach vorn und schaute über die Bordwand. »Du schiebst das Schiff frei!«
»Es ist die einzige Möglichkeit. Drück die Daumen, daß die Schiffswandung hält!«
Der Voller stieg und sank ab und rollte, und der Argenter schien sich störrisch nicht vom Fleck rühren zu wollen.
»Oder daß wir nicht ins Wasser gezogen werden!«
Eine Woge brach über uns zusammen,
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