Saga von Dray Prescot 24 - Spikatur-Zyklus 02 - Der Rebell von Antares
der Verschwörung stand wirklich eine hochstehende Persönlichkeit und schickte Vad Noran als Sprachrohr vor - aber es handelte sich nicht um einen Mann, sondern um eine Frau.
Die heutige Zusammenkunft hellte einiges von dem Rätsel auf, das Ariane nal Amklana für mich bedeutet hatte. Sie hatte die Schrecknisse des Moders auf sich genommen, um einen magischen Vorteil zu erlangen, und nun konnte ich mir den Grund vorstellen. Wenn sie entschlossen war, Königin Fahia zu stürzen und ihren Thron einzunehmen, brauchte sie okkulten Beistand gegen die neuen Zauberer der Königin. Noran war Wachs in ihren Händen, davon konnte man ausgehen. Während sich die von mir niedergeschlagenen Männer langsam aufrappelten und bedrückt in die Runde starrten, schritten Noran und Ariane wie ein Königspaar beim großen Ball voran. Ihr Gespräch bestätigte meine Diagnose der Situation. Ariane hatte Noran fest um ihren kleinen Finger gewickelt.
Naghan der Doorn strich sich die Schnurrbarthaare und trat näher. Der Numim musterte mich von Kopf bis Fuß.
»Du wärst beinahe...«, begann er.
Ich unterbrach ihn. »Dir ging es wie immer um das Wohlergehen deiner Herrin. Aber bedenke, ich stehe auf deiner Seite.«
Daraufhin sagte er etwas, das mich überraschte, auch wenn es das eigentlich nicht hätte tun sollen.
»Als wir dich und die anderen unten im unterirdischen Höllenschlund zurückließen, hat mir das nicht... nicht gefallen. Ich bin froh zu sehen, daß du entkommen konntest.« Seine Finger betasteten die Hellebarde. »Und die anderen? Wie ist es ihnen ergangen? Sind alle geflohen?
»Ja, Dank sei Hu von dem Blitz. Aber es war knapp.«
»Das kann ich mir vorstellen.«
Wir unterhielten uns eine Zeitlang, und die Männer aus Amklana stellten sich zu einer Gruppe zusammen und begannen miteinander zu sprechen. Nach einiger Zeit wurde Prinz Tyfar angekündigt. Ich fragte mich, ob diese ungezwungene Art für eine Verschwörung das Richtige war. Andere Leute, mit denen ich mich zusammengetan hatte, waren unter Decknamen verschwunden und hatten manchen Umweg genommen. Es mußte wohl so sein - und diese Möglichkeit erfreute und erschreckte mich zugleich -, daß Ariane voll auf den Zauber vertraute, den sie errungen hatte und der ihr alle Schwierigkeiten aus dem Weg räumen sollte.
Während dieser Zusammenkunft begannen wir die Pläne auszuarbeiten. Wir begannen Kampfgruppen aufzustellen und entschieden, wo Bestechung ins Spiel kommen sollte oder wo ein Messer in der Nacht die bessere Lösung war. Soldaten würden von Amklana aus losmarschieren -und von anderen hyrklanischen Provinzen, die gegen die Königin eingestellt waren. Tyfar würde seine hamalischen Soldaten beisteuern. Nach einiger Zeit wurden bereits detaillierte Aufträge vergeben. In mir festigte sich der Eindruck, daß diese Leute es nicht nur ernst meinten, sondern ihr Handwerk auch verstanden.
Mir übertrug man die Aufgabe, bei der Bewachung der Hauptpersonen zu helfen. Auf den ersten Blick schien das ganz angemessen. Jedermann ging davon aus, ich würde zum Schutz von Ariane und Noran mein Leben opfern und zum Ruhme Hyrklanas und der kommenden Königin Ariane alles tun. Ich redete niemandem diese Vorstellungen aus. Wenn wegen dieser Frage überhaupt noch Menschenleben in Gefahr geraten sollten, dann das ihre und nicht das meine. Auf einem ganz anderen Blatt stand die Möglichkeit, daß Tyfar oder Jaezila Schwierigkeiten bekommen konnten.
Die Zusammenkünfte setzten sich in den nächsten Sennacht-Perioden in unregelmäßigen Abständen fort, und ich nahm nicht an allen teil. Doch jedesmal wenn ich dabei war, wurde mir von neuem bewußt, daß die Ereignisse in Bewegung geraten waren. Es schien mir angeraten, möglichst in Deckung zu bleiben, und ich wagte mich nicht zu weit vom Silbernen Fluttrell und Norans Villa fort, und wenn ich mich auf den Weg machte, hielt ich mir vor allem den Rücken frei. Niemand folgte mir, niemand bespitzelte mich. Ich hoffte, daß dies bei allen Verschwörern so war.
Arianes Männer standen dicht vor der Stadt; viel Gold war aufgeboten worden. Noran war zwar ein Vad und stand in der aristokratischen Hierarchie somit nicht sehr hoch, er gehörte aber zu den reichsten Männern Huringas. Vermutlich lag hier der Hauptgrund, warum Ariane ihn zu ihrer Marinoette erkoren hatte. Sie behandelte ihn zwar ehrfürchtig und unterwürfig, wenn sie zusammen waren, doch bedurfte es keines besonders scharfen Auges, um die wahre Situation zu erkennen.
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