Saga von Dray Prescot 24 - Spikatur-Zyklus 02 - Der Rebell von Antares
huschte los wie ein Locrofer; er beugte sich über sie und rief im Laufen: »Ich fliehe und rette Jaezila, Jak, darauf kannst du dich verlassen! Aber um unserer Gefährtenschaft willen werde ich nicht vergessen, warum ich geflohen bin und wer mich dazu zwang, einem Kampf auszuweichen.«
Da mußte ich, Dray Prescot, laut lachen. In den nächsten Sekunden kreuzte sich mein Schwert mit den Waffen der ersten Wächter, die an mir vorbeistürmen und meinen Gefährten folgen wollten. Der Stahl kratzte, glitt, scharrte. Den vordersten erwischte ich sauber, sprang zurück und verwundete auch den zweiten Mann. Der dritte und der vierte kamen zusammen und versuchten mich in die Zange zu nehmen; ich ließ sie kommen, wich mit einem uralten Eins-Zwei-Sprung aus und knallte ihnen die Köpfe zusammen. Es waren Rhaclaws mit runden Schädeln, breit wie die Schultern.
Sie sackten unter den Kolonnaden auf den Steinboden. Nur noch ein Mann war auf den Beinen und griff mutig an, doch ich täuschte ihn und traf ihn mit dem Schwertgriff.
Unter dem Dach am anderen Ende der Kolonnaden rotteten sich Schatten zusammen. Hoffentlich war Tyfar so klug, nicht stehenzubleiben! Es wäre ein denkbar ungünstiger Moment, sich wehren zu wollen. Immer mehr Wächter liefen herbei, und Kampflärm hallte durch die Nacht. Arianes Verschwörung war aufgedeckt und wurde zerschlagen.
Ich glaubte zu wissen, was Lady Ariane in diesem Augenblick tat. Sie würde wieder so handeln wie damals im Moder, als sie inmitten der von Panik ergriffenen Menge nur an sich dachte und anderen nicht helfen wollte. Tyfar war Zeuge dieser Szene gewesen. Daß er Ariane auch danach noch höflich behandelt hatte, lag allein an seinem Ehrenkodex. Bestimmt war sie längst auf der Flucht, und wenn Naghan der Doorn bei dem Versuch ums Leben kam, sie zu schützen... nun ja, dafür wurde er schließlich bezahlt, und Ariane würde schnell einen neuen Gefolgsmann mit Hellebarde finden. Um sie machte ich mir keine Sorgen.
Was die anderen Verschwörer anging, so mußten sie sehen, wo sie blieben.
So ließ ich die Wächter unter den Kolonnaden schlummern und empfahl mich. Tyfar und Jaezila waren längst fort. Ich eilte auf einen schmalen Durchgang zwischen mächtigen Gebäuden zu, der hoffentlich zur Außenmauer führte. Plötzlich hörte ich das typische klingende, gleitende Rascheln von Bronzegliedern über meinem Kopf. Ich machte einen Satz vorwärts. Das Netz senkte sich auf mich herab. Man versteht sich in Huringa auf den Umgang mit Metallnetzen. Das Gewebe hüllte mich ein wie eine Krake ihre Beute. Ich strampelte sinnlos, doch schon huschten Männer herbei und gaben mir sicherheitshalber einen Schlag auf den Kopf.
9
Grell brannte das Licht der Doppelsonne Scorpios, Zim und Genodras, in den von Steinmauern gesäumten Hof. Der auf dem Boden verstreute Sand war nicht das silberne Granulat aus der Arena, sondern grobkörnigund allenfalls für eine Übungsarena geeignet, wo man Coys karge Einblicke in die Kunst des Kämpfens gab, ehe man sie in den sicheren Tod schickte. Etwa zweihundert elende Wichte saßen oder standen in der Hitze herum. Vermutlich konnte ich mich glücklich schätzen, als Arenafutter hier gelandet zu sein und nicht, den Kopf unter dem Arm haltend, in irgendeinem Grab zu liegen.
Eine gewisse Raffinesse hatte ich aufbieten müssen, um hier zu landen. Ich wandte die schmerzhaften Künste an, die Deb-Lu-Quienyin mich gelehrt hatte, und zeigte ein bekümmertes, intelligenzloses Gesicht. So ging ich als einfacher Wächter durch, der nicht gewußt hatte - Havil der Grüne sei mein Zeuge! -, was sich bei den hohen Herren abspielte. Die Arena des Jikhorkdun von Huringa brauchte laufend neue Opfer. Bei einem einfachen, ahnungslosen Wächter lohnte nicht einmal das Große Verhör - und so war ich zusammen mit anderen gefangenen >Kollegen< ins Jikhorkdun geschafft worden.
»Aufstehen! Aufstehen! Baut euch in Reihe auf, ihr nichtsnutzigen Rasts!«
Der bullige Mann wanderte zwischen uns herum und schwang seine Peitsche. Die bedrückte Horde stellte sich auf. Am anderen Ende der Umfriedung standen vier Männer. Sie trugen Rüstungen und Waffen. Andere Arenawächter waren an strategisch wichtigen Punkten aufgestellt. Wir alle waren nackt und waffenlos.
Während die Gefangenen sich langsam hintereinander auf die vier Männer zubewegten, versuchte ich festzustellen, was hier ablief. Ich merkte bald, daß die Coys am Ende der Reihe auf einen der vier Bewaffneten
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