Saga von Dray Prescot 24 - Spikatur-Zyklus 02 - Der Rebell von Antares
lauter werdende Brausen zahlreicher Flügel. Sattelvögel landeten flatternd und ließen Staub aufwirbeln. Männer sprangen geschickt aus den Sätteln.
»Was treibst du hier wieder für Spielchen, Vater?« rief eine Stimme. »Um des süßen Zair willen, was stellt er nur wieder an, Lela?«
Mein Sohn Jaidur trat zornbebend vor.
17
In klirrender Kavalkade ritten wir entschlossen auf Huringa zu, bewacht von Luftkavallerie, die die Vorhut übernommen hatte. Wir waren die Revolution. Auf unseren Bannern leuchtete der Triumph kommender Siege. Mit uns ritt Prinzessin Lildra, die bald Königin Lildra sein würde. Zuversichtlich und mit stolzgeschwellter Brust ritten wir dem Kampf entgegen, und wenn dies überzogen selbstbewußt klingt, so hatten wir jeden Grund dazu.
Im Leben kann man nicht alles haben. Vergeblich wäre die Hoffnung, die Wirklichkeit mit Wünschen beeinflussen zu können. Die Realität des täglichen Lebens funktioniert nicht so. Natürlich gehen Wünsche in Erfüllung - nach mühseliger Arbeit und mit Glück und der Fähigkeit, sich auf den Gegner einzustellen oder sich mit zunächst unmöglich erscheinenden Gefühlssituationen abzufinden. Machtphantasien sind etwas für Kranke, und da die meisten von uns auf die eine oder andere Weise krank sind, sollte man sie sinnvoll in die Therapie einbauen.
Jaezila war Lela. Das war das große Wunder. Jaidur, mein tollkühner junger Sohn, war nach Hyrklana gekommen, um das Feuer gegen Hamal zu schüren. Da er keine Flugboote kaufen konnte, hatte er sich darauf konzentriert, einige Werften niederzubrennen. Außerdem wußte er einiges über Spikarur Jagdschwert.
Die Nachrichten, die er mir von zu Hause übermittelte, klangen beruhigend. Delia und meine Gefährten waren nach dem Unwetter, das uns getrennt hatte, gesund zurückgekehrt, und die Herrscherin hatte verhindern können, daß meine tollkühne Freundesbande in Hyrklana und weiter südlich eingefallen war, um mich zu suchen. Auch Lela hatte eine lange Geschichte zu erzählen. Während wir durch das zweifarbene Licht der Sonnen von Scorpio ritten, erfuhr ich viel über meine Tochter. Seltsam war nur - aber genaugenommen gar nicht so seltsam -, daß ich immer noch nicht Lela in ihr sah, sondern nach wie vor Jaezila. Sie hatte in den Ländern der Morgendämmerung von Havilfar Voller kaufen wollen und nichts erreicht. Mit Prinz Tyfar aus Hamal als Deckung hatte sie es dann noch einmal in Hyrklana versucht. Natürlich fragte ich sie nach ihrer wahren Einstellung zu dem ehrenhaften Prinzen, und sie gab mir Antwort - woraufhin ich bemerkte: »Wenn dieser ganze Unsinn vorüber ist, werden wir eine so prächtige Hochzeit feiern, wie sie Hamal und Vallia noch nicht erlebt haben.«
»Das setzt voraus, daß er mich haben will.«
»Tyfar ist kein Dummkopf.«
»Ist das eine Antwort?«
»Jawohl, meine Tochter.«
»Und die Liebe?«
Ich lachte. Das Lachen fiel mir bei Jaezila ebenso leicht wie bei ihrer Mutter Delia. »Wenn ich in meinem Leben noch keinen verliebten Mann gesehen hatte - dann war Tyfar bestimmt der erste!«
Im Reiten wandte sie den Kopf ab, und ich fuhr fort: »Und da wir gerade von Liebe reden - ist dir vielleicht aufgefallen, was sich zwischen deinem Bruder Jaidur und Prinzessin Lildra anbahnt?«
»O ja.«
»Und?«
»Es gefällt mir. Dir hoffentlich auch.«
Ich nickte. Heutzutage finden es viele Leute modern, eine Kraft wie die Mutter Natur zu leugnen. Vielleicht haben sie ja recht. Ob es nun eine Naturgewalt oder etwas anderes war - hier hatte jedenfalls der Blitz eingeschlagen, Blicke waren gewechselt, Versprechungen gegeben und angenommen worden. Dies alles war mit atemberaubender Geschwindigkeit geschehen. Jaidur und Lildra waren sich begegnet und hatten miteinander gesprochen -und mehr war nicht daran. Möglicherweise standen uns zwei Hochzeiten bevor, wenn das große Problem aus dem Weg geräumt war.
Als Mann spürte ich Zuneigung und Mitgefühl. Als Vater erfüllten mich eher Sorge und Hoffnung auf die Zukunft und der Wunsch, daß meine Kinder ihr Glück finden mochten. Und als zynischer alter Herrscher übersah ich natürlich auch die politischen Aspekte nicht und sagte mir, daß sie hätten schlechter aussehen können, weitaus schlechter, bei Vox!
So ritten wir auf die Hauptstadt zu, stärkten Tag für Tag ein wenig unsere Kampfkraft und vernahmen Gerüchte und maßen sie an der Realität. Hätten die diabolischen Shanks in Süd-Hyrklana angegriffen, während wir unterwegs
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