Saga von Dray Prescot 26 - Spikatur-Zyklus 04 - Die Verbündeten von Antares
Erde zurückverbannt zu werden. Offenkundig sah diese Situation nun anders aus.
Ich überlegte, was ich den Everoinye sagen konnte, um sie davon zu überzeugen, daß ich in der Tat ein nüchterner, vernünftiger Herrscher geworden war und den tollkühnen, brüllenden Kämpfer ein für allemal abgelegt hatte ... dabei starrte ich finster auf die schwarze Wand gegenüber den drei kregischen Bildern und merkte plötzlich, daß es sich gar nicht um eine Wand handelte, sondern um eine Leere, einen Abgrund, ein Nichts. Wenigstens kam es mir so vor, denn die Schwärze schien sich, noch während ich hinschaute, über das Maß der Unendlichkeit hinaus zu dehnen, wenn so etwas überhaupt vorstellbar ist, und die zuckenden Lichtpunkte tanzten wie Glühwürmchen im Abend.
»Sagt an, ihr Herren der Sterne! Ich habe Arbeit auf Kregen, und ihr stört mich bei dieser Arbeit, wie schon ...« Ich stockte.
»Wie wir es immer getan haben?«
»Wenn ihr es sagt.«
Die hohle Stimme verschärfte sich und zeigte etwas von der bösen Kraft, an die ich mich von früher erinnerte. »Lenk nicht ab. Wir wissen, was du erstrebst.«
»Dann wißt ihr auch, was vor mir liegt.«
»Die Fortsetzung unserer Pläne zu Gunsten Paz'.«
Ich atmete tief ein.
In meiner Verwirrung ging mir plötzlich auf, daß ich noch den Weinkelch in der Hand hielt. Hart und poliert und überaus real lag er in meiner Hand. Ich hob den Kelch, leerte ihn und schaute mich nachdrücklich nach einem Tisch um, auf dem ich das kostbare Ding abstellen konnte.
Woraufhin sich wie ein schnellwachsender Pilz ein Tisch aus dem ebenholzschwarzen Boden erhob.
So dicht neben mir trat dieses Phänomen auf, so schnell schoß es empor, daß es mir beinahe einen Schlag zwischen die Beine versetzt hätte. Ich schaute empor.
»Und wäre das geschehen, Everoinye – hättet ihr gelacht?«
In der Stimme lag ein Seufzen, das ich mit erstaunlicher Klarheit vernahm.
»Einst waren wir sterblich wie du, Dray Prescot. Wir haben das Lachen nicht verlernt, doch sehen wir neuerdings dazu keine Gelegenheit mehr. Du sagst, du hast Arbeit. Wir müssen dich warnen ...«
Ich krallte die Fäuste um den Kelch, öffnete den Mund und hätte beinahe den alten jähzornigen Dray Prescot herausgelassen. Aber dann klappte ich den Mund doch wieder zu, kniff die Lippen zusammen und wartete ab.
»... müssen dich warnen, daß deine Arbeit erst am Anfang steht.«
Ich schwieg.
»Die Shanks.«
»Die haben viele unangenehme Namen – diese Bezeichnung scheint beliebt zu sein. Mir schmecken ihre Übergriffe nicht. Der Zeitvertreib solcher Leute entspricht nicht meinem Geschmack. Meine Leute bekämpfen sie. Und ihr?«
Wenn ich angenommen hatte, die Wandlung der Herren der Sterne würde bewirken, daß sie nach diesem Köder schnappten, sollte ich mich irren.
»Du wirst sie bekämpfen, Dray Prescot, denn das wünschen wir.«
Plötzlich wurde ich von einem unerträglichen, schneidenden Gefühl des Schreckens ergriffen. Sollte ich nackt und unbewaffnet bei den Shanks abgesetzt werden, inmitten der Fischköpfe, der Leem-Freunde? Nein, bei Zair, das hätte ich nicht ertragen ...
Die allesdurchdringende Stimme der Everoinye sponn ihre Worte wie ein Netz um mich.
»Wir sind alt, Dray Prescot, unser Alter entzieht sich deiner Vorstellungskraft, auch wenn du selbst tausend Jahre alt werden kannst. Dennoch müssen wir zu bestimmten Zeiten gewisse Ziele erreicht haben. Du hast dich für uns als nützlich erwiesen. Dies leugnen wir nicht. Es ist seltsam, daß es dazu gekommen ist, denn du bist ein Wesen ohne Tiefgang, ein Gauner mit Größenwahn, ein Herrscher mit Charisma, der eine ganze Welt unserem Willen unterwerfen kann. Und wir kennen die Ursachen für deine derzeitige Zurückhaltung und nüchtern-tolerante Art. Wir begrüßen den Anlaß, lassen uns aber nicht täuschen.«
Wenn dies eine Falle sein sollte, würde ich nicht hineintapsen.
»Und welche Hilfe könnt ihr mir gewähren?« fragte ich energischer als zunächst beabsichtigt.
»Vielleicht schicken wir dich nicht auf deine Heimatwelt zurück.«
War da wieder ein champagnerperliges Lachen, im Ansatz erstickt?
»Und konkrete Hilfe?«
»Das, Dray Prescot, mußt du zu gegebener Zeit herausfinden.«
Mir war klar, daß ich zu diesem Punkt keine Aufklärung erhalten würde, und wandte mich einer Frage zu, die mich brennend interessierte.
»Sagt mir eins, Everoinye, warum habt ihr Kregen mit so vielen wunderbar verschiedenen Rassen und Tieren
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