Saga von Dray Prescot 27 - Pandahem-Zyklus 01 - Die Labyrinthe von Scorpio
übrige infernalische Labyrinth.« Ich musterte Dame Milsi. »Weißt du, ob es sich um Banditen gehandelt hat?«
»Ich ... keine Ahnung. Meine Gruppe wurde überfallen, meine Leute kamen ums Leben oder flohen. Ich wurde gefangengenommen und an jenen schrecklichen Ort geführt.«
»Also kannst du über das Labyrinth gar nichts wissen. Nein, das verstehe ich durchaus. Trotzdem frage ich mich, warum man dich gefangengesetzt hat ...«
»Ich diene der Königin.«
»Dieses Gespräch kann im Augenblick zu nichts führen, Dray! Komm, mein alter Dom! Verschwinden wir von diesem Ort, suchen wir nach dem Weg ins Freie. Den muß es irgendwo geben.«
»Du hast recht. Geh voraus.«
Ich wandte mich der Tür zu und folgte Seg und Milsi. Aus dem Augenwinkel nahm ich plötzlich eine Bewegung wahr und schaute, gefaßt auf einen heimtückischen Überfall, in die Richtung.
Einer der hohen gelbseidenen Wandbehänge wogte. Aufmerksam betrachtete ich die Erscheinung. Ein kleiner braungelber Skorpion watschelte unter dem Wandteppich hervor. Er verharrte, schaute sich um und ließ den Schwanz über dem Kopf hin und her schwenken. Als ich hörbar nach Luft schnappte, machte das Geschöpf kehrt und stolzierte zurück, den Stachel wie zum spöttischen Gruß erhoben. Es verschwand unter der gelben Seide.
Ich spürte, wie mir das Blut durch den Körper pulsierte. Durch die Kammer hallte plötzlich ein Knirschen wie von aufeinander mahlendem Gestein. Wieder wandte ich mich der Tür zu. Zwischen den Türpfosten senkte sich eine Steinplatte herab und landete mit dumpfem Geräusch auf dem Boden.
Nutzlos prallte mein Schwert gegen die neu entstandene Wand.
Ich war allein in der Felshöhle, hinter kompaktem Gestein gefangen.
Ein leises Geräusch ertönte hinter mir. Ich wirbelte herum. Die sieben Ringe aus rasiermesserscharfem Stahl glitten in den ebenholzschwarzen Thron zurück. Sie saugten sich hell und ohne Blutflecken aus dem Körper des Dämons. Die Blutbahnen auf den Wangen des Dämons rannen über die Wangen empor. Sie zogen sich aufwärts und verschwanden in den zerstörten Augenhöhlen. Kaum war das Blut zurückgekehrt, entstanden von neuem die Augen und funkelten wieder in teuflischem Haß.
Der Dämon fauchte. Er erwachte zum Leben und brüllte, und in den Augen loderte die Zauberkraft einer anderen fremden Welt.
Ich saß allein in der Falle und starrte in angstvoller Faszination auf die schreckliche Gestalt des Dämons, der Anstalten machte, mich mit seinen Feuerstrahlen niederzustrecken.
18
Ich, Dray Prescot, Lord von Strombor und Krozair von Zy, hatte ein Gefühl, als erstarre mir das Blut in den Adern. Schmerzhaft pochte mein Herz. Ich erbebte. Die Augen des Dämons zogen mich in ihren Bann. Funken sprühten aus den Pupillen, aus riesigen Augäpfeln, die vor Krach noch weiter anzuschwellen schienen. Mit dem nächsten Herzschlag – sollte mein Herz überhaupt noch fähig sein, ihn zu machen – würden übernatürliche Feuerlanzen aus diesen Augen hervorstechen und mich verbrennen.
Ich hatte nur eine Chance, eine einzige winzige Chance – der kleine braunrote Skorpion war meine einzige Hoffnung.
Mit dem Kopf voran stürzte ich mich unter den gelben Seidenvorhang, unter dem der Skorpion zierlich hervorgeschritten war.
Mir blieb keine Zeit, den Stoff anzuheben. Ich konnte mich nur unter den Spalt schleudern und mit voller Kraft gegen die Wand prallen lassen.
Meine Schulter berührte die gelbe Seide, die sich einwärts wölbte. Einen schrecklichen Augenblick lang glaubte ich mich gegen festes Gestein geworfen zu haben – denn ich landete an einer harten Oberfläche. Dann aber brach ich in einem Schauer kleiner Putzbrocken durch eine falsche Mauer – und spürte gleichzeitig brennendes Feuer im Rücken.
Der Dämon hatte seine tödlichen Feuerstrahlen ausgeschickt. Die gelbe Seide ging in Flammen auf. Inmitten von unzähligen Holzsplittern und Putzbrocken schoß ich auf der anderen Seite in einer Art Salto heraus und landete in einer Rutsche, die ich haltlos kreisend passierte, wobei mir Arme und Beine wild herumwirbelten.
Grelle Flammen umspielten mich, während die Seide niederbrannte und weitere Feuerstöße das Loch trafen, das ich erzeugt hatte.
Ich prallte gegen etwas Weiches, Pelziges, Warmes. Gelber Fackelschein stach mir in die Augen. Das warme pelzige Objekt bewegte sich, zuckte. Im nächsten Augenblick mußte ich mich verzweifelt festklammern, denn ich hockte auf einem monströsen Ungeheuer, das
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