Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia
deine Gelegenheit! Ich kann mich nicht zu dir legen, Nath!« Aber dann verließ sie der Humor, und sie sagte nachdrücklich: »Laß mich in Ruhe, Nath! In deinem eigenen Interesse.«
Trotzdem hatten die Küchensklaven am nächsten Morgen Gelegenheit, den Dummen Nath zu fragen, woher er sein blaues Auge hatte.
Beim Füllen der Wannen sah er mehr bedrückt als mürrisch aus. Delia brauchte keiner Herzensregung zu widerstehen. In ihrer Welt waren einige Dinge nun mal möglich, andere nicht.
Und die Flagge flatterte immer noch.
Als sie die Küchentür erreichte, hörte sie eine unbekannte Stimme sagen: »… gleichgültig. Wir erwarten in einigen Tagen mehr. Bis dahin mußt du auskommen, so gut es geht.«
Nardo der Wassermeister wischte sich die schmierige Stirn. Er sah zornig und zerknirscht zugleich aus. Der Mann, der mit ihm sprach, trug das Grau eines Sklaven, doch war auf seiner Tunika ein weiß-ockerbraunes Abzeichen befestigt, und seine Peitsche war größer und dicker als die Nardos. Sein Gesicht glich dem einer halb verhungerten Wasserratte, mit Pickeln.
»Ist das die Frau?«
»Ja, Meister Uldo. Dies ist die Frau.«
Aha, sagte sich Delia, dies ist also der Erste Wassermeister Uldo. Es gelang ihm auf das vorzüglichste, Nardo in Angst und Schrecken zu versetzen.
Uldo berührte Delia mit seinem Stab an der Schulter.
»Alyss. Du begleitest mich.« Delia machte Anstalten, ihm unverzüglich zu folgen, doch er brüllte: »Onker! Ohne das Wasserjoch!« Delia handelte, wie es von einer Sklavin erwartet wurde, setzte die Wannen sofort ab und trat geduckt zur Seite.
Zu ihrer Überraschung sagte Uldo: »In der Wassermühle haben wir genug Männer, die das Wasser hochbringen können. Du beförderst es dann weiter.«
Sie nickte, ohne zu antworten. Sie wußte, wie man sich als Sklavin verhielt. Insgeheim fragte sie sich, ob sie Uldo ein wenig länger am Leben lassen würde als die anderen…
Der Erste Wassermeister stolzierte wichtigen Schrittes los und ließ seine Peitsche hin und her schwingen. Delia folgte ihm zügig. Es ging über den Hof, wo sie wie üblich kurz in die Totrixställe schaute, und durch die offene Gittertür auf der anderen Seite. Wächter schauten herab, offenbar Söldner, während die beiden in die Schatten traten und über Holztreppen ins Innere des Bauwerks stiegen.
Der Weg führte über dreckverkrustete Stufen und staubige Korridore, bis sie ein aus der Wand ragendes Türblatt erreichten. Solche Hintertreppen und Gänge gab es in den meisten kregischen Palästen und Burgen. Uldo stieß die Tür auf, und sie traten durch.
Die Zimmerdecke war niedrig, die Wände gemauert. Nur wenig war zu sehen, denn überall wogte Dampf. Das Plätschern von Wasser vermengte sich mit dem heiseren Fauchen eines Blasebalgs. Ein verschwommener rötlichgelber Lichtschein, ein Hauch von Hitze verrieten den heißen Ofen, der zu neuer Glut entfacht wurde. Ein schwacher strenger Duft lag in der dampfschweren Luft.
Uldo zeigte mit der Peitsche voraus.
»Auf Kommando bringst du heißes Wasser in das Badezimmer. Du überzeugst dich vorher, daß es sehr heiß ist.«
»Ja, Herr.«
Und wieder tat Uldo eine überraschende Äußerung. »Ninki ist gestürzt und hat sich verbrüht. Du übernimmst ihre Arbeit, bis es ihr wieder besser geht.«
»Ja, Herr.«
»Und du hast vorher noch Zeit, dir das Haar zu kämmen. Velia!«
Delia zuckte zusammen und erbleichte.
Auf Stummelbeinen watschelte eine unförmige Gestalt aus den Dampfwolken herbei.
Die Frau war riesig. Ihre Arme tropften. Sie trug einen sklavengrauen Lendenschurz und sonst nichts. Neben ihr hätte ein mittelgroßer Vosk klein ausgesehen. Feuchtigkeit lief ihr über die Haut. Unzählige Hautfalten bebten, doch das Gesicht mit den zahlreichen Kinnschichten und der schweinsähnlichen Nase und den kleinen funkelnden Augen lächelte.
»Komm, Schätzchen! Ich richte dich her.«
Uldo wischte sich die Feuchtigkeit von der Stirn. Sein Gesichtsausdruck war der eines sorgenvollen Mannes, der zuviel zu tun hat.
»Wir sind knapp dran mit Sklavinnen, Velia, da muß sich Ninki noch verbrühen. Ich frage mich beinahe, ob sie es nicht absichtlich getan hat. Denk daran, Velia, du mußt dich um alles kümmern. Du bist verantwortlich.«
»Ach, das ist schon in Ordnung. Meine Herrin kennt mich.« Velias gewaltiger Körper bebte vor Belustigung. »Sie verläßt sich auf mich.«
»Mehr als ich…«
»Das liegt daran, daß ich eine Frau bin.«
»Das sehe ich«, sagte Uldo und
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