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Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia

Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia

Titel: Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia Kostenlos Bücher Online Lesen
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Halbbruders, um Vals willen! Aber mehr wußte sie nicht. Wenn man so großartig am Himmel dahinstürmt, verschwimmen die Einzelheiten, die unten vorbeiziehen. Mit dem Flugboot konnte man in einer oder zwei Stunden eine viel größere Strecke zurücklegen als ein Mädchen zu Fuß an einem Tag!
    Die bestellten Felder blieben zurück, der Trupp erreichte ein Waldgebiet, das sich immer mehr verdichtete und das Licht abschnitt. Der Weg führte durch unebenes Terrain. Bei dem Gedanken an die Holprigkeit des Weges konnte Delia nicht anders: Sie mußte sich abtasten. Erschreckt stellte sie fest, daß sie sich hügeliger anfühlte als der Weg, den sie beschritt.
    Sie hätte sich keine Gewissensbisse gemacht, wenn die verdammten Sklaventreiber plötzlich von eiternden Schwären geplagt worden wären; schlimmer war es schon, wenn sie die drei Gefährten angesteckt hatte, die mit ihr im Flugboot abgestürzt waren. Dann mußte sie sehen, wie sie mit ihrem Kummer und ihrer Schuld fertig wurde.
    Der gesunde Menschenverstand sagte ihr, daß sie eigentlich unschuldig war, denn die Ärzte gingen davon aus, daß sie sich nicht angesteckt hatte. Sie wußten aber nichts von dem Taufteich am Zelph - Fluß im fernen Aphrasöe. Da konnte der gesunde Menschenverstand meinen, was er wollte: Sie war Delia und litt unter Selbstvorwürfen, die die Grenzen logischen Denkens nicht respektieren wollten.
    Obwohl sie noch nicht jeden Sklaven in der Gruppe hatte anschauen können, war sie sicher, daß Mimi, Lathdo und Jordio nicht dazugehörten. Die beiden Männer, die sich bei ihr im vorderen Teil des Vollers aufgehalten hatten, mußten in hohem Bogen auf die andere Seite des Hauses gestürzt sein. Was Mimi anging, so war sie wie ein Drachen davongewirbelt. Opaz allein wußte, wo sie sich jetzt befand. Delia gab das Schicksal der kleinen Zofe in die Obhut Opaz’, der Manifestation der Unsichtbaren Zwillinge.
    Im nächsten Augenblick stürzte sie über eine vorstehende Wurzel und fiel der Länge nach hin.
    Die Frau, die neben ihr angekettet war, stürzte über sie. Metall klirrte. Wächter erschienen und schwangen aufgebracht ihre Peitschen. Delia schaffte es, sich umzudrehen und die Kette anzuheben, so daß die Schläge vorwiegend auf das Metall prallten. Aber ab und zu wurde sie doch von den Riemen getroffen, die wie flüssiges Feuer schmerzten.
    Plötzlich explodierte der Gedanke in ihrem Kopf: Wenn ich jetzt meine Peitsche hätte!
    Die Wächter stellten mit Hieben und Schlägen die Ordnung wieder her, und der Trupp marschierte weiter. Delias Entsetzen über ihre Erschöpfung nahm immer mehr zu. Sie war so verdammt müde! Kettenbefrachtet stolperte sie vorwärts, während ringsum »Grak! Grak!« gebrüllt wurde. Die Frau, die sie mit zu Boden gezerrt hatte, schwieg. Sie bewegte sich, als wäre sie von Eis umfangen. Hinter einem Riß in ihrer grauen Tunika schimmerte Blut.
    Delia wurden allmählich die Knochen weich; das dicke linke Bein wollte ebensowenig weitermarschieren wie das rechte. Noch waren die Beine irgendwie am Körper befestigt und bewegten sich auf und nieder und vorwärts und zurück, doch breitete sich in ihr die Überzeugung aus, daß sie keinen Halt mehr boten. Sie spürte sie überhaupt nicht mehr, und die Füße waren erst recht abgemeldet. Die Welt ringsum wurde dunkler.
    Immer nur weiter marschieren. Mehr brauchte sie nicht zu tun. Weitermarschieren, Kopf hoch, Brust raus, einen Fuß vor den anderen, nicht mit gesenktem Kopf und gekrümmtem Rücken schlurfen, erfüllt von Schmerz, der allerdings an den Oberschenkeln endete.
    Der Schatten der Bäume vermengte sich mit der Trübung ihrer Augen. Sie vermeinte nur noch Wolken unter den Füßen zu haben. Bald würden die Ketten die Haut durchscheuern. Sie hatte schöne Haut, jedenfalls bis die Schwellungen und Verfärbungen erschienen waren. Sie konnte kaum noch etwas sehen.
    Auf dem Boden unter ihr raschelten Blätter. Sie erinnerte sich nicht daran, ein zweitesmal gestürzt zu sein. Da sie nicht ausgepeitscht wurde, konnte sie nicht gestürzt sein. Statt dessen wurde ihr eine Schale in die Hand geschoben. Man hatte das Nachtlager aufgeschlagen!
    Gierig schlang sie den Brei herunter und wischte mit den Fingern die Schale aus, die sie dann ableckte. Beinahe stand sie nun auf einer Stufe mit Pakkad, der in der kregischen Mythologie das Sinnbild des heruntergekommenen Parias war, des Geächteten. Wenn sie diese Nacht schlafen konnte, schöpfte sie vielleicht neue Kraft für

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