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Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia

Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia

Titel: Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia Kostenlos Bücher Online Lesen
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grakten.
    Es war ein Glück für Lord Cranchar Gillois na Sagaie, daß er von den Mädchen nicht mehr wollte als die übliche Bedienung. Heißes Wasser, Handtücher, Wein - dies wurde ihm anstandslos geliefert. Jede weitergehende Bitte hätte Delia in Schwierigkeiten gebracht, denn sie wollte die Verschwörung gegen sich aufdecken, ehe sie ihn umbrachte.
    Sie mußte es Sissy überlassen, die geheimnisvolle Sana zu bedienen, und es dauerte eine Zeit, ehe sie der Leidensgenossin die Frage stellen konnte, die ihr auf der Zunge brannte.
    »Ach«, erwiderte Sissy mit energischer Kopfbewegung; trotz ihrer Unsicherheit war sie entschlossen, sich von dem neuen Mädchen die Position als erste Zofe nicht streitig machen zu lassen. »Ach, die ist eine Hexe, bestimmt.«
    »Häßlich?«
    »Sie hat nettes Haar.«
    »Schön?«
    »Ihr Körper war zu hager.«
    Delia war im Grunde gleichgültig, wie die Hexe aussah; wichtig war allein die Macht, die sie ausüben konnte.
    Die jüngste Entwicklung bestätigte die in Lancival erhaltenen Informationen über den Einsatz von Zauberkräften bei den Schwestern der Peitsche, denn Delia war überzeugt, hier auf eine Kerngruppe dieses Ordens gestoßen zu sein.
    »Sie beschwerte sich, daß ihr nur eine Zofe zur Verfügung stünde. Sie war schrecklich.« Im Gegensatz zu ihren Worten wirkte Sissy nicht im geringsten bekümmert. »Du hattest bei Lord Cranchar mehr Glück. Wo er nun hier ist, gibt’s ein paar hübsche Dinge zu erleben!«
    Als die beiden Sklavinnen in den Eßsaal zurückkehrten, wurde gerade der Pandamonische Jut-Galopp getanzt, ein Tanz, der von der Insel Pandahem stammte. Delia tanzte nicht mit. Vielmehr fragte sie sich, was das für hübsche Dinge sein mochten, die Lord Cranchar in einem Frauenhaushalt zur Darbietung bringen wollte. Obwohl sie versuchte, nicht hinzuhören, ging ihr die Musik mit der Zeit auf die Nerven. Schließlich stand sie auf und begab sich zu Sissy. Nyleen stolzierte mit ihrem Bruder hin und her.
    »Sissy. Möchtest du nicht tanzen? Ich spiele die Harfe.«
    »Du kannst das?«
    »Ein wenig.«
    »Wenn du das nicht vernünftig machst, wird uns die Herrin…«
    »Sei unbesorgt. Hör mal, das ist ein Akkord…« Delia ließ die Finger über die Saiten fahren, drückte schließlich den Handballen gegen zwei Saiten und endete mit einem schwingenden Vibrato, wie es der Musik nur eine vorzügliche Harfe abzuringen vermag.
    »Also gut«, sagte Sissy.
    Delia spielte Harfe.
    Der Strom von Valka hatte ihr vor langer Zeit in ehrlicher Verblüffung verraten, er hätte keine Ahnung gehabt, daß sie Harfe spielen konnte. Na, hatte sie nicht Periode um Periode schwitzend geübt, um die Geheimnisse dieses Instruments zu ergründen?
    Es dauerte nicht lange, da hörten die anderen Musiker auf zu kratzen, zu blasen und zu hämmern.
    Kurze Zeit später stellten die Tänzer das Tanzen ein und drängten sich um die Sklavin.
    Delias Repertoire war umfangreich und entstammte der Musik zahlreicher kregischer Rassen und Kulturen, außerdem lag in ihrem Spiel heute ein ganz besonderer Schwung, eine Befreiung von ihren Gefühlen, von ihren Problemen, ein Davontragen auf den leichten Schwingen der Musik. Sie vergaß, daß sie Sklavin war, sie wußte nicht mehr, daß sie Herrscherin war; sie war einfach Delia an der Harfe.
    Als sie fertig war und die Saiten den letzten Ton zur Stille verhallen ließen, lehnte sie sich zurück, erfüllt und erschöpft zugleich.
    Niemand sagte etwas, bis sich Lord Cranchar laut auf den Schenkel schlug und rief: »Schwester! Da hast du ja eine Sklavin, die einen ganzen Sack Gold wert ist!«
    »Ja«, antwortete Nyleen und schien sich über diesen neuen Quell des Reichtums zu freuen, der ihr in den Schoß gefallen war. »Wenn ich mich dazu durchringe, sie zu verkaufen.«
    Cranchar, der einen prächtigen Abendanzug trug, dessen Wangen vom Tanz gerötet waren, mochte sich einbilden, auf viele Frauen unwiderstehlich zu wirken. Doch hielten sich die Anwesenden von ihm fern, mit wenigen Ausnahmen, zu denen seine Schwester gehörte. So hatte er stets Raum, sich zu bewegen. Die Frauen musterten ihn nicht direkt, und wenn sie zufällig seinem Blick begegneten, schauten sie mit schneller Bewegung zur Seite, worauf er mit einem bärenhaften Zucken seiner Schultern antwortete.
    Äußerlich glich er seiner Schwester wenig, das Haar wies das dunklere vallianische Braun auf, und das Gesicht hatte wahrhaftig nichts Eiskaltes, sondern wirkte mit den deutlich sichtbaren dunklen

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