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Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia

Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia

Titel: Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hiebe mit. Und Kovneva Nyleen schaute zu.
    Weil sie die Rolle einer Sklavin spielte, jammerte Delia, so laut sie konnte.
    Wenn sie es genau bedachte, wußte sie nicht, ob sie die Stärke und Willenskraft besessen hätte, nicht zu schreien.
    Sie fühlte sich schrecklich. Ohnmächtig wurde sie nicht, doch wirkte die Welt zeitweise sehr entrückt. Feuer bewegte sich mit Flammenfingern über ihren Rücken. Glühende Pein strömte in ihren Körper. Jeder einzelne Striemen schien seine Schmerzbotschaft durch den ganzen Leib zu schicken - von den Fußsohlen bis zum Kopf.
    Man ließ sie den Rest des Nachmittags in Ruhe. Am Abend erwartete man von ihr, daß sie sich wieder an die Harfe setzte.
    Das Instrument mußte dringend gestimmt werden - eine schwierige Aufgabe, die sich Delia nicht ohne weiteres selbst zutraute, obwohl sie die Grundbegriffe natürlich beherrschte. Nyleen trat ein und schaute ihr eine Zeitlang zu, dann fragte sie: »Und tut es dir leid, Sklavin?«
    Das tat es Delia in der Tat - aber nicht aus den Gründen, die sich Nyleen vorstellte.
    »Gewiß, Herrin.«
    »Du wirst nicht mehr so ungeschickt sein?«
    »Nein, Herrin.«
    Das Mädchen, das sich das schwarzweiße Fell übergeworfen hatte, zerrte an den beiden Werstings, und die Jagdhunde schnieften und folgten der Kovneva gehorsam. Es gab in den Gehegen jenseits des Küchenhofes noch andere Jagdtiere, aber Delia wußte natürlich nicht, wie viele Pärchen Nyleen ihr eigen nannte.
    Die Kovneva kam auf Delia zu. Ihr eiskaltes Gesicht zeigte keine Regung. »Man hat deinen Rücken behandelt?«
    »Ja, Herrin.«
    »Das ist gut. Du bist wertvoll.«
    Nyleen legte Delia die Hand auf die Schulter, wo die Perlenketten besonders dicht zusammengerafft waren. Dann ließ sie die Hand über den nackten wunden Rücken gleiten. Delia schnappte nach Luft. Die Kovneva drehte die Hand, bewegte sie über die Rippen und nach vorn auf Delias Bauch. Nachdenklich bewegte sie die Hand hin und her.
    »Wenn dein Rücken wieder in Ordnung ist, habe ich andere Aufgaben für dich, angenehmere Aufgaben. Wenn du deine Lektion begriffen hast.«
    »Ja, meine Dame.«
    Nyleen tätschelte sie noch einen Augenblick lang und verließ dann, gefolgt von ihrem Hofstaat, den Saal. Geplagt von Gefühlen, die in dieser Situation eher lächerlich waren, kehrte Delia an die Harfe zurück. Sissy hatte gesagt, Nyleen sei sanftmütig. Delia hielt das aber nicht unter allen Umständen für zutreffend.
    Wenn ihre Flucht Erfolg haben sollte, brauchte sie ein Reittier. Die in der Burg gehaltenen Werstings waren zwar zahm und hatten abgeschliffene Zähne, doch konnten sie trotzdem schneller laufen als ein armes halbnacktes Sklavenmädchen, das durch den Wald zu entkommen versuchte. Die Raubtiere würden ihr Opfer finden und es für die Jäger festhalten, die dann mit ihren Ketten und Netzen und Peitschen das Werk nur vollenden mußten.
    An diesem Abend fiel Delia der Umgang mit der Harfe schwer. Sie würde kaum reiten können, ehe der Rücken wieder völlig intakt war.
    Wegen des Bades im Heiligen Taufteich würden die Wunden natürlich schneller verheilen, als die Sklaventreiber erwarten konnten. Deshalb mußte sie so tun, als ginge es ihr schlechter, als sie sich in Wahrheit fühlte. Nun ja - bei Vox! - , so schwierig war das nicht!
    Als sei ihre Bestrafung ein Anlaß zur Eifersucht, stellte Delia fest, daß viele Gesichter, die bisher gelächelt hatten, ihr nun ernst begegneten. Sie hatte eine Pflichtvergessenheit begangen. Während der Heilperiode bemühte sie sich, ihr Denken nicht nur auf die Rache zu richten, die sie zu nehmen hoffte; das konnte nicht genügen. Bei solchen Übungen zum seelischen Aufbau halfen ihr die praktischen Lehren der SdR ebenso wie deren mystische Regularien. Am nützlichsten waren ihr in dieser Zeit wahrscheinlich die liebevollen Gedanken an all jene Menschen, die ihr nahestanden. Die Vorstellung, sie vielleicht nicht wiederzusehen, quälte sie weitaus mehr als der beißende Rückenschmerz.
    Die persönliche Nadelstecherin der Kovneva, eine verkniffen wirkende Seele, die nur selten in Erscheinung trat, hatte keine Erlaubnis erhalten, den Schmerz mit ihren Akupunkturnadeln zu lindern.
    »Durch den Schmerz soll die Shishi lernen, sich innerlich zu läutern«, verkündete die Kovneva.
    Als Lebensprinzip fand Delia so etwas ziemlich schäbig. Daß es sogar etwas für sich hatte, machte dabei keinen Unterschied. Der Schmerz konnte eine Person von innen nach außen kehren und sie

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