Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia
und Beinen. Das Haar war ihr nach vorn ins Gesicht gefallen und verdeckte den lodernden Zorn und die Mordlust.
»Herr! Deine Schwester…«
»Wenn du’s nicht tust, erledige ich es!«
Cranchars Rapier zuckte hoch.
Delia atmete keuchend ein und drehte sich herum. Nath zog das Rapier zurück. Einen schrecklichen Augenblick lang hing sie seitlich auf der Tischkante und fürchtete schon, er würde sie aufspießen.
Als dann aber Cranchar heftig zum Angriff überging, sackte sie auf den Boden hinab und ließ den Dolch tief in der Tischplatte ste c ken. Cranchars Rapier fauchte an ihrem Kopf vorbei.
Als sie herumrollte, erblickte sie zwei dicke haarige Beine, darüber einen dicken Bauch. Ein rotes Gesicht beugte sich herab.
»Sklavin, bleib, wo du bist!«
Es war der Mann, den sie auf dem Rücken getragen hatte. Er meldete sich mit lauter durchdringender Stimme zu Wort.
»Das Gold! Herr! Ich habe gesiegt - das Gold, das du versprochen hast!«
Cranchar schien verwirrt zu sein. Sein Rapier zuckte zurück und hielt sich für den nächsten Stich bereit, sobald nur das Opfer wieder sichtbar wurde. Die Sklavin war allerdings unter dem Tisch verschwunden. Er schüttelte den Kopf.
»Das Gold, Magero? Welches Gold?«
Stimmen schrien durcheinander.
Magero brüllte lauter als alle anderen, aufgedunsen, rotgesichtig, siegreich, entschlossen, sich nicht um das ehrlich gewonnene Gold betrügen zu lassen.
»Der Sack Gold für den Sieger, Herr! Ich fordere mein Recht!«
Hätte Delia in diesem Augenblick den Dolch besessen, hätte sie damit nach oben gestochen und Mageros Männlichkeit in Gefahr gebracht.
Aber er hatte sie aufgefordert zu bleiben, wo sie war, sich still zu verhalten. Nun behauptete er brüllend, er habe das versprochene Gold gewonnen, bei Vox! Er langte nach dem Beutel, der auf dem Tisch lag, unweit der Main-Gauche, die dort noch im Holz steckte.
»Mein Gold!«
Etwas Weiches prallte gegen Delia, und sie wurde halb unter den Tisch gedrückt. Ein Mädchen und der auf seinem Rücken reitende Mann fielen zu Boden. Der Rest des Feldes ging ebenfalls durchs Ziel. Die meisten Mädchen waren völlig erschöpft.
Noch immer verlangte Magero brüllend sein Gold. Cranchar forderte schrill, die Sklavin solle unter dem Tisch hervorgezerrt werden, damit er sie aufspießen könne. Die Mädchen weinten und schluchzten erschöpft, einige lagen sogar reglos am Boden, während ihre Reiter lautstark behaupteten, Mageros Trägerin habe geschummelt. Da erschien Nath der Muncible in Delias Blickfeld.
Die ganze Szene war ihr höchst zuwider.
»Du hast mir gesagt, du willst mir nichts schulden, Alyss. Das mag wohl sein. Aber ich gedenke für dich ebenfalls keine Nachteile in Kauf zu nehmen.« Das Gesicht des Muncibles war bleich und verkniffen. Er packte Delia an der Schulter und schüttelte sie. »Hoch mit dir! Und daß du mir vor dem Herrn reumütig sprichst!«
Und schon stand sie wieder, von Naths Hand hochgezogen und gehalten. Vermutlich wäre sie wieder umgesunken, wenn er sie nicht gestützt hätte. Das belebte ihre Gedanken. Seit ihrem ersten ›Nein!‹ gegenüber Chranchar dem Cranchu hatte sie nicht sonderlich viel nachgedacht.
»Das Mädchen hat fair gesiegt«, verkündete Nath. »Magero steht das Gold zu, Herr. Deine Schwester, die Kovneva…«
Das Rapier in Cranchars Hand funkelte im Fackelschein. Er bewegte sich unsicher hin und her und hatte die Stirn gerunzelt.
»Ich weiß, Muncible - aber du bewegst dich hier auf gefährlichem Grat…«
Nath ließ Delias Schulter los.
Haltlos sank sie zu Boden.
In Wirklichkeit war dieser Sturz nicht gänzlich vorgetäuscht. Delia war, als hätte sie sich keinen Augenblick länger auf den Beinen halten können. So stürzte sie und lag ausgebreitet auf dem Boden und rührte sich nicht mehr.
Sollten die Kerle das allein ausdiskutieren!
Das lautstarke Durcheinander nahm seinen Fortgang, Pfiffe und freche Rufe gellten auf, es gab hitzige Wortgefechte. Delia lag still. Viele meinten, sie habe klar gewonnen, andere hielten es für einen Regelverstoß, daß sie aufgestanden war.
Der Mann, der als zweiter ins Ziel gekommen war, begann sein Mädchen zu schlagen.
»Du dumme Shif! Warum bist du nicht auch gelaufen?«
Das Mädchen umfaßte ihre Knie und weinte vor Schmerz. »Ich konnte nicht, Herr…«
»Mein Gold!« Magero ließ sich so leicht nicht abspeisen.
»Betrüger!« kreischte der Mann, den er besiegt hatte.
»Sag das noch einmal…«
»Betrüger!«
Brüllend trat
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