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Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia

Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia

Titel: Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia Kostenlos Bücher Online Lesen
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einbildete, liefe Nath schon längst ohne Kopf herum. Hätte Cranchar zu den kregischen Führern gehört, die auf Einmischungen in ihre Wünsche unwillig reagierten, wäre es längst um Nath geschehen.
    Gezähmt wurde der Bruder ausschließlich durch den Gedanken an Nyleen, die Kovneva. Nath hatte sich darauf verlassen. Zu ihrer sorgenvollen Überraschung stellte Delia fest, daß sie sich sogar auf Nyleens Rückkehr freute.
    Das war ja beinahe unvorstellbar!
    Am späten Nachmittag war sie wieder kräftig genug, um aufzustehen. Sie badete, wusch sich das Haar und bürstete es durch. Der Pflasterstein mit dem Versteck darunter lockte. Warum nicht? Wenn Nyleen erst wieder in der Burg war, gab es bestimmt neue Unannehmlichkeiten. Cranchar würde sich eine Geschichte ausdenken, mit dem Ziel, die freche Sklavin in Schwierigkeiten zu bringen. Gold war Gold, und Stolz war Stolz. Die beiden Gillois sehnten sich nach dem einen und ließen sich vielleicht von dem anderen in ihren Taten hinreißen. War Nyleen erst überzeugt, hatte Cranchar freie Hand. Diese Möglichkeit behagte Delia ganz und gar nicht. Heute abend sollte es also geschehen - hoffentlich stand ihr das Glück des Fünfhändigen Eos-Bakchi zur Seite!
    Sie bereitete sich körperlich und geistig auf die kommenden Aufgaben vor. Sich ein Taschentuch mit Nahrung zusammenzustehlen, war nicht sonderlich schwierig; sie mußte nur den Hieben von Nans drittgrößtem Löffel ausweichen.
    Der Dumme Nath konnte sich wegen des Rennens nicht beruhigen, aber Delia schickte ihn mit netten Worten fort und schlich in das Zimmer zurück, das sie mit Sissy teilte. Es erschien ihr seltsam, wie leer der Raum ohne das Mädchen wirkte. Sie verschloß die Tür, indem sie Sissys Bett dagegen keilte, und stellte sich einen Topf in Griffweite, falls jemand einzubrechen versuchte. Dann legte sie sich auf ihr wackliges Bett.
    Widerlich.
    Ja, das war die richtige Bezeichnung für diese Burg. Die Sklaven waren bedrückt und zeigten nur in Gegenwart ihrer Herren oder Herrinnen eine gewisse Energie. Sie führten ihr eigenes Leben und versuchten mit den schwachen Kräften hauszuhalten. Die Burg war widerlich. Delia wußte nicht, wie sie hieß, auch wenn sie in Gesprächen zwischen Nyleen und ihren Vertrauten die Bezeichnung Veliganda vernommen hätte, als könnte damit diese Festung gemeint sein. Wie sie auch immer heißen sollte, sie war widerlich.
    Delia lag für eine Weile auf dem Bett, dann stand sie auf und wanderte unruhig im Zimmer herum. Sie nahm den irdenen Topf zur Hand, wog ihn ab, schwenkte ihn einige Male durch die Luft.
    Auf diese Weise versteckte sie sich bis zur Dunkelheit in ihrem Zimmer. Jeder Schritt im Korridor ließ ihr Herz aufgeregt schlagen. Bei Vox! Sollte ein betrunkener Bursche bei ihr eindringen wollen, würde er sich Beulen und gebrochene Rippen holen!
    Es war ein Kinderspiel, das große Ganze zu sehen, wenn man im Palast auf dem Thron saß, eine Krone trug und Regimenter und Flotten und Luftstreitkräfte in Marsch setzen konnte. Hockte man aber in einer kleinen Kammer mit einem Tontopf als einziger Waffe - nun, dann verlor die große weite Welt schnell an Bedeutung.
    Schläue, Intelligenz, Geschicklichkeit, Mut. Das waren so ziemlich alle Waffen, über die sie verfügte. Sie hätte stolz sein können auf den alten Trick, der ihr im Saal gelungen war - ein Ausweg, den Frauen seit Urzeiten benutzten. Frauen, die wie Nyleen von Zorn geblendet waren, verachteten solche Winkelzüge natürlich und sahen verächtlich darauf nieder. Doch hatte Delia einen prächtigen Ohnmachtsanfall hingelegt. Sie hatte das Bewußtsein verloren, hatte hübsch geschwankt und hatte ihr Ziel erreicht.
    Draußen im Korridor näherte sich jemand. Delia verkrampfte sich und konnte nur halb aufatmen, als die schweren Schritte vorübergingen.
    Wenn sie Cranchars sämtliche Anhänger auf einmal hätte besiegen können, wäre ihr vor einem Kampf nicht bange gewesen. Aber ein solches Verhalten hatte in der logischen Welt keinen Platz, das war eher der Stoff, den Schattenspieler und Wanderschauspieler in den Suks der großen Städte vorführten. Dort konnten Schauspieler ganze Armeen niederkämpfen, kleine Mädchen mochten Regimenter vernichten; sie aber war eine sterbliche Frau.
    Der rotgrüne Lichtstreifen, der durch das Fenster hereindrang, glitt langsam über den Boden und kletterte die Wand hoch. Die kregischen Sonnen gingen unter. Sobald die Schatten sich ausdehnten, wollte sie in Aktion treten. Und

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