Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia
Untergang der Sonnen hier abzuwarten und sich dann in den Hof zu schleichen.
Dann machte sie einen Fehler.
Sie glaubte jeder Gefahr aus dem Weg zu gehen, indem sie sich in einen der kleinen Lagerräume zurückzog. Das Lager, das sie sich aussuchte, enthielt Mehlsäcke. Sie breitete einige leere Säcke aus und legte sich nieder, um Kraft für die Pläne der Nacht zu schöpfen. Dort wurde sie von Magero aufgespürt.
Er war nicht betrunken. Er hatte Alkohol zu sich genommen und schleppte einen Krug guten Rotweins mit sich herum, und sein Gesicht war gerötet und verschwitzt, aber er war nicht betrunken. Er lächelte jovial. Sein Gebiß wies Lücken auf. Er trug eine Freizeitrobe, die scheußlich rosafarben und blau gemustert war, auf dem Arm einen Korb mit Speisen von weitaus besserer Qualität, als den Sklaven zugestanden wurde. Delia fuhr alarmiert hoch und erblickte seinen massigen Körper und den schlichtledernen Gürtel mit Rapier und Main-Gauche.
Er nannte sie seine kleine Paline. Damit wollte er ihr ein Kompliment machen.
»Du bist gut gelaufen, Mädchen. Ich habe das Gold gewonnen. Dieser prahlerische Cranchar konnte es mir nicht vorenthalten, nicht nachdem ich Naghondo die verkneisteten Augen ganz geschlossen hatte. Ha!«
Delia schwieg. Aufmerksam belauerte sie jede Bewegung Mageros.
»Du gefällst mir, Kleine Paline. Als Sklavin bist du unglaublich schön - ich habe noch keine gesehen wie dich.« Er stellte den Rotwein aus der Hand und verschüttete einige Speisen, als er heftig den Korb niedersetzte. »Ich finde, wir sind seelenverwandt. Wir haben viel gemein. Wir dienen einem Herrn, der uns nicht recht zu schätzen weiß.«
Delia fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Die Kovneva…«
»Die braucht doch nur zu pfeifen, und schon kommt Cranchar gehorsam wie ein geprügeltes Hündchen angekrochen. Ich habe das schon mehr als einmal erlebt.« Lächelnd entblößte er seine Zahnlü c ken. »Aber ich bin nicht gekommen, um mich mit dir über solche Onker zu unterhalten. Du hast das Goldstück bekommen? Oder hat sich die Sklavin etwa damit verdrückt?«
»O nein, nein«, antwortete Delia, die Limi unbedingt vor weiteren Kummer bewahren wollte. »Das Goldstück habe ich bekommen.«
»Siehst du! Du siehst, wie großzügig ich bin. Ich kann noch viel großzügiger sein. Viel großzügiger, wenn du mich nett behandelst.«
Delia entschied sich für eine Reaktion, die bei Frauen wie Nyleen Gillois nur Verachtung geweckt hätte.
»Du bist so groß und stark und verstehst es zu kämpfen. Dennoch sprichst du schlecht vom Herrn. Vielleicht ist es nicht ratsam, sich mit dir einzulassen.«
»Ratsam? Natürlich ist das ratsam! Cranchar fürchtet mich, denn ich durchschaue ihn. Komm, Mädchen, zieh deine Tunika aus!«
»Sollte ich nicht zuerst für dich tanzen?«
»Du trägst keinen Schleier, und ich bin bereit.«
Er griff nach ihr, und sie rutschte auf der Kehrseite zur Seite. Dann stand sie auf, zwang sich zu einem Lächeln und umtänzelte ihn mit graziösen Bewegungen, wobei sie stets außer Reichweite der haarigen Arme blieb. Eine lächerliche Szene: sie mußte ihn genau in Position bringen, ehe sie zuschlug, er war ungemein groß.
»Du bezauberst mich schon zur Genüge! Du brauchst nicht für mich zu tanzen!«
»Oh, Magero, du großer Zhantil! Tanze ich nicht gut?«
Delia wiegte sich in den Hüften und schwankte hin und her, schwenkte lächelnd die Arme im Kreis, den Kopf auf die Seite gelegt. Magero atmete schwer. Auf seiner Stirn schimmerte der Schweiß.
»Bei Vox! Du überwältigst mich, meine Kleine Paline!«
Delia griff nach dem Verschluß ihrer Tunika, öffnete ihn, klappte den grauen Stoff herunter und wieder hoch. Das Gewand gehörte Sissy und saß ihr ziemlich knapp. Leichtfüßig tanzte sie im Kreis, immer vor Mageros ausgestreckten Armen her, und er torkelte ihr schwitzend vor Leidenschaft nach. Hätte sie sich den Raum mit dem Feuerholz ausgesucht, gäbe es nun ein Stück Holz zu schnappen, um es ihm über den Kopf zu ziehen…
»Komm, Schätzchen! Ich bin bereit für dich!«
Obwohl sie sich bedrängt fühlte, mußte Delia ein lautes Auflachen unterdrücken. Es war schon komisch, wie sehr sich dieser riesige Mann quälen ließ. Sie würde ihn doch mit bloßen Händen angreifen müssen, in der Hoffnung, ihn schnell zu erledigen. Dabei war er unfair groß und kräftig.
Ihr Plan war einfach. Sie tanzte um ihn herum, indem sie das graue Tuch auf und nieder klappte, bis ihm die Augen
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