Saga von Dray Prescot 29 - Pandahem-Zyklus 03 - Die Feuer von Scorpio
stehen müssen. Als Schwertkämpfer war ich hier gerade richtig.
Mein Pfeil erwischte den Helfer des Varteristen.
Im nächsten Augenblick raste ein Schauer von Pfeilen auf uns zu, undeinige bohrten sich in das Holz, andere sirrten durch die Öffnungen unserer Heckaufbauten. Ich legte einen zweiten Pfeil auf und verschoß ihn. Wieder knallten die Varters. Schäumend pflügte die Ramme des Schwertschiffes durch das Wasser und kam immer näher. Das durch die Heckluken hereindringende Licht warf immer längere Schatten; bald würde das Schwertschiff eine große schwarze Silhouette vor dem Sonnenuntergang sein.
»Wir werden angestrahlt wie Marionetten auf einer Brücke«, sagte Pompino grollend.
Eine kräftige Hüfte stieß mich an, und Chandarlie reckte den Hals, umeinen besseren Überblick zu gewinnen. Er keuchte wie ein Läufer, der die Füße bei jedem Schritt aus klebrigem Schlamm befreien muß. Mit zusammengekniffenen Augen berechnete er die Entfernungen. Wenn unser Schiff genau im richtigen Augenblick herumgeschwenkt wurde, standen die Chancen nicht schlecht, daß das Schwertschiff an uns vorbeirennen und sich dabei gebrochene Ruder holen würde. Chandarlie verharrte reglos und beobachtete den Verfolger wie ein Falke den Spatzen.
Wurde das Manöver nicht richtig ausgeführt, und zwar weniger durch das Hauptsegel als das Ruder, hielt der Argenter lediglich sein Heck zum Rammen hin. Vielleicht, so kam mir der Gedanke, war es diesmal besser, nicht zu raffiniert zu handeln und auf das Schwenken zu verzichten - sollte sich der Schnabel des Gegners doch in unser Heck bohren: Vielleicht wurde er dabei unter Wasser gedrückt... »Jetzt!« brüllte Chandarlie.
Während ich immer neue Pfeile auflegte und verschoß, während ich mir vielversprechende Ziele aussuchte, auf die ich mich unter Ausgleich der Eigenbewegung des Schiffes einrichtete, blieb die erste Seitwärtsbewegung so gut wie unbemerkt. Im nächsten Moment fiel die Ramme des Schwertschiffes ab, Gischt wurde hochgerissen. Ein Felsbrocken traf ganz in der Nähe gegen die hölzerne Schiffswandung und ließ Splitter fliegen. Von oben waren ein Schrei und ein dumpfer Aufprall zu hören: Es hatte einen armen Teufel auf dem Heckkastell erwischt.
Wären Linsons Seeleute schnell genug gewesen - hätten sie das Hauptsegel samt Topsegel herumgenommen, wodurch wir plötzlich an Fahrt verloren hätten und das Schwertschiff an uns vorübergeschert wäre und sich die Ruder zerschmettert hätten... ja, wäre es dazu gekommen, hätten wir vielleicht davonkommen können. Der Steuermann aber hoffte zweifellos das Ausscheren des Schiffes zu beschleunigen und arbeitete mit zuviel Ruder. Nun geschah alles sehr schnell. Eben noch spürten wir die Seitwärtsbewegung und beobachteten den Bug des Schwertschiffs und die darüber lauernden Prijiker - im nächsten Moment erbebte unser Schiff mit lautem Knirschen: die Ramme hatte getroffen.
Ob der Schwertschiffkapitän unsere Bewegungen beobachtet und sich ihnen angepaßt hatte, kann ich nur vermuten. Ich mußte mich schleunigst festhalten, kam wieder auf die Füße und sah den heulenden Mob an Bord stürmen.
»Auf sie!« schäumte Murkizon und stürzte sich ins Getümmel.
Die Jungfrau von Tuscurs fühlte sich plötzlich irgendwie starr und leblos an. Dem ersten heftigen Angriff setzten wir Widerstand entgegen. Schwerter wirbelten. Es war eine unschöne, brutale Szene in der Enge des Heckkastells. Dabei war es unser Vorteil, daß sich die Angreifer durch die Luken hereinzwängen mußten, was uns Gelegenheit gab, sie niederzusäbeln. In einem jähen, tödlichen Vorstoß brachten wir denAngriff zum Erliegen und drängten die Überreste zurück. Murkizon mißachtete die Pfeile, die auf ihn zurasten, und linste hinaus.
»Beim verlausten und verfilzten Haar der Göttlichen Dame von Belschutz!« tobte er. »Euch will ich lehren...«
Mit diesen Worten sprang er kühn auf das kleine Vorderkastell des Schwertschiffs. Pompino schob sich schwertwirbelnd vor und folgte. Der Rapa drängte nach. Mir blieb nichts anderes übrig, als diesem Beispiel zu folgen. Wir hatten die erste Attacke zerschlagen, jetzt konnten wir den Kampf aufs andere Schiff hinübertragen und hatten die Chance, den Feind gänzlich zu vernichten.
So sprang ich über das Heck auf das Bugkastell des Schwertschiffs. Es ging ziemlich steil hinunter. Zwar landete ich einigermaßen weich, doch wurde ich von einer Rollbewegung des Schiffs nach vorn geworfen. Pompinos Schwert
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