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Saga von Dray Prescot 29 - Pandahem-Zyklus 03 - Die Feuer von Scorpio

Saga von Dray Prescot 29 - Pandahem-Zyklus 03 - Die Feuer von Scorpio

Titel: Saga von Dray Prescot 29 - Pandahem-Zyklus 03 - Die Feuer von Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
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werde krank sein.« Sie lächelte bleich. »Schwer wird mir das nicht fallen.«
    Pompino glättete sich die rötlichen Schnurrbarthaare und zog ein zufriedenes Gesicht. Er trug nicht umsonst den Beinamen larvin. »Dann übernehme ich die Aufgabe, den Strom nicht ganz ohne Schwung niederzuschlagen. Ja, bei Horato dem Mächtigen, ja!«
    »Ah...«, sagte ich. Mein warnender Tonfall ließ Pompino energisch den Kopf wenden.
    »Was ist, Jak?«
    »Unser Plan läuft darauf hinaus, den Strom weiter zu begleiten.«
    Er schaute mich enttäuscht an.
    »Nun ja, du hast recht. Aber es gibt immer neue Gezeiten.«
    »Die Gezeiten von Kregen bewegen sich ewig«, zitierte Quendur. »Und man muß schon zügig anlegen, um die richtige Flut oder Ebbe zu erwischen.«
    »Und wenn diese Flut anrollt, wird sie das Feuer nicht mehr löschen, das wir anzünden wollen«, sagte Pompino forsch und energisch, und zur Abwechslung schien sein Tatendurst einmal über Schläue und Vorsicht gesiegt zu haben.
    Ich schaute aus dem Kutschenfenster, wandte mich zurück und sagte: »San Blarnoi sagt: Jeder Zoll ein Edelmann und jede Spanne ein Gauner - das scheint mir gut auf unseren Strom Murgon zu passen.«
    »Aye!«
    »Wenn Lisa nicht wäre...«, begann Quendur.
    »Schon gut, wir wissen Bescheid.«
    »Niemand kennt sich mit dem Kult des Silber-Leem aus. Man spricht nur im Flüsterton darüber und unter guten Freunden. Ich weiß nichts darüber. Aber man hat mich schon mehrmals aufgefordert, keine Fragen zustellen.« Quendur war Pirat gewesen, ein ungestümer Seeräuber; hier und jetzt, wie er über jene entartete Religion sprach, wirkte er nervös und unruhig. Die Menschen furchten eben das Unbekannte, das zu ergründen hoffnungslos scheint.
    Schritte und leise Stimmen und das Zittern des Wagens, ausgelöst von dem Kutscher, der sich allmählich rührte, lenkten mich von der glatten Art und Weise ab, wie Quendur und Lisa den Namen Lern bisher stets überhört hatten, wenn wir ihn erwähnten. Man kann sich natürlich auch zu wehren versuchen, indem man unbekannten und deshalb unangenehmen Tatsachen den Zutritt zum eigenen Denken verwehrt. Die Tür öffnete sich, und Strom Murgon stieg ein. Er schien ziemlich schlechter Laune zu sein, wie zu erwarten war, und die Kutsche setzte sich sofort ruckhaft in Bewegung. Wir rollten ein Stück über Kopfsteinpflaster und wurden dann nach rechts geworfen; offenbar waren wir soeben durch den Torbogen gefahren.
    Niemand sagte etwas. Das Fauchen seines unterdrückten Atems erfüllte die Kutsche und ließ an unterirdische Fledermaushöhlen, Geysire des Zorns und drohenden Drachenatem denken. Wie es mir oft passiert, Zair möge mir verzeihen, konnte ich das alles nicht sonderlich ernst nehmen. Zu stark wirkte das Komische auf mich ein. Wir steckten tief in einem gefährlichen Abenteuer, doch im Grunde war alles durch und durch lachhaft...
    Während wir in der abgedunkelten Kutsche durch die Straßen rollten, dachte ich über unsere Motive nach. Pompino ging es darum, sich in den Kampf zu stürzen und Lems Tempel in Brand zu stecken. Das würde den Kerlen eine Lehre sein! So würde er bestimmt argumentieren. Die Herren der Sterne würden sich freuen und ihn belohnen. Aber... aber konnte diese Maßnahme wirklich etwas Dauerhaftes bewirken? Die Tempel mochten zwar brennen, doch konnten die Leem-Freunde jederzeit neue errichten. Wenn man von jemandem auf den Kopf gehauen wird mit der Forderung: »Hör auf, den oder die andere zu lieben - liebe statt dessen mich!« - könnte man da seine Liebe einfach umstellen? Wenn etwas zerstört wurde, woran man glaubte, gab man es dann auf, oder baute man den Tempel neu? Womöglich viel wehrhafter?
    Wir hielten Lern den Silber-Leem für einen bösen Kult. Seine Anhänger folterten und töteten kleine Kinder, ein unentschuldbares Verhalten. Aber in einer Sklavengesellschaft, in der ein Kind eine bloße Ware war wie ein Hühnchen, brauchte ein sonst normaler und anständiger Bürger dieses Vorgehen nicht im geringsten unangemessen zu finden. Wenn man ein Hühnchen töten und essen konnte, um seinen physischen Hunger zu stillen, dann war es ebenso normal, eine Sklavin zu opfern, um das seelische Wohlergehen sicherzustellen, um den geliebten Gott zu verehren. So etwas konnte nur einem selbst nützen, konnte dem eigenen Ich Glanz verschaffen und im Himmel einen Kredit aufbauen, der am Tag des Großen Urteils eingelöst werden mußte.
    Wir, Pompino und ich, waren von den Herren der Sterne

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