Saga von Dray Prescot 29 - Pandahem-Zyklus 03 - Die Feuer von Scorpio
Mutter, Tilda mit den Vielen Schleiern, hatte zu trinken begonnen. Und dann - ja, was dann? Er hatte zusehen müssen, wie seine Armee auf dem Schlachtfeld unterlag, und es war ihm irgendwie gelungen, sich wieder in die Gunst des Königs zu schleichen. Dabei hatte er sein Kovnat behalten. Sein Gesicht zeigte natürlich neue Falten, doch sah er nicht mitgenommener aus als das Antlitz jedes anderen Kregers, der auf ein gut zweihundertjähriges Leben hoffen kann. Er bewegte sich mit einer gewissen Nervosität, einer ruckartigen Gereiztheit, die ihn mir nicht sonderlich sympathisch machte. Immer wieder fuhr er mit der linken Handfläche über seinen Schwertknauf. Die Waffe schien simpel gearbeitet und zweckmäßig zu sein, was so gar nicht zu seiner sonst so farbenfroh-kostbaren Aufmachung paßte.
Er starrte uns an. Die Stirn furchte sich ihm - es schien sich um eine eingeübte Grimasse zu handeln, darauf angelegt, seine Höflinge in Angst und Schrecken zu versetzen. Dann sah er mich.
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. Sein Blick glitt über mich dahin, über Pompino und Quendur, verweilte einen Augenblick lang auf Lisa. Wir vier standen starr wie aus Balassholz.
»Man hat euch billig davonkommen lassen, und zwar ohne meine Erlaubnis. Wie lautet eure Erklärung?«
Pompino öffnete den schlauen Mund, und ich sagte: »Das Silberne Wunder verbindet uns alle in großer Gefährtenschaft, Pantor.«
Ein kurzes Zucken seiner Lippen ließ mancherlei Deutung zu - Unwillen, Hochmut, Widerwillen gegenüber uns niederen Leuten. Wir konnten es uns aussuchen. Ich gebe zu, in mir rührten sich erste Zweifel an dem älter gewordenen jungen Pando.
»Ihr behauptet, Anhänger Lems des Silber-Leems zu sein?«
Er redete nicht um den heißen Brei herum.
Ich antwortete nicht sofort. Alle echten Jünger Lems benutzten den Namen nur zurückhaltend - wohl ebenso sehr aus Vorsicht als aus Stolz auf ihre Zugehörigkeit. Pando nickte, jung, gutaussehend, doch mit verräterischen blauen Schatten unter den Augen und jener beständigen kreisenden Handbewegung auf dem Schwertknauf. Ehe ich mich dazu durchringen konnte, ihm eine Geschichte aufzutischen - die mich endgültig festgelegt hätte -, sagte er: »Ihr wollt dem Silbernen Wunder abschwören?«
»Nein, Pantor«, sagte ich. »Es ist nur so, daß manche Namen nicht vor einem Llahal oder dem Pappattu ausgesprochen werden, welches das Pelzige Silber und das Braun Getrockneten Blutes verlangen. Das ist alles.«
Er riß die Augen auf und richtete sich auf.
»Du sprichst Dinge, die dich die Zunge kosten könnten, Rast!«
Aber noch immer konnte ich meiner Sache nicht sicher sein. Konnte sich Pando mit Lern verbündet haben? Wenn nicht, war es unser Untergang, diese Religion als die unsere auszugeben. Und doch, und doch - Murgon mußte es ihm gesagt haben, und das hätte er bestimmt nicht getan, wenn Pando nicht dazugehört hätte.
»Wir haben keine bösen Absichten, Pantor«, meldete sich Quendur gelassen zu Wort. Pando überhörte ihn. Sein Blick ruhte auf mir.
»Du bist der Mann aus Tuscursmot, der Pompino genannt wird? Das liegt in Süd-Pandahem.« Er sprach abschätzig, ein Nord-Pandahemer, der einem Süd-Pandahemer kaum das Leben gönnte.
»Nein, ich heiße Jak.«
Er fuhr zusammen, und auf seinem Gesicht erschien plötzlich ein wachsamer Ausdruck. Er legte den Kopf ein wenig auf die Seite und musterte mich mit seinen verflixten Augen, die so viele Erinnerungen weckten. »Du nennst dich Jak. Ich glaube dich zu kennen. Wir begegnen uns heute nicht zum erstenmal.« Ich antwortete nicht.
»Woher kennen wir uns? Tiksum! Sprich! Du hättest mich bestimmt nicht vergessen, soviel steht fest. Ich kann mich nicht an jeden erinnern, der mir über den Weg läuft. Und du bist reif für eine Abreibung!«
»Ich habe dir nicht nur einmal eine Abreibung verpaßt, Pando«, sagte ich, »und hätte dich noch öfter rannehmen sollen, wenn deine Mutter Tilda nicht so...« Er trat vor und versuchte mich zu schlagen. Ich hielt seinen Arm fest, wir standen reglos da, und jeder starrte in das Gesicht des anderen. Er verkrampfte sich plötzlich, als bekäme er einen Anfall. Ein Flackern erschien in seinem Blick. Er versuchte zu sprechen und schluckte und zuckte mit den Lippen. Dann spuckte er mir ins Gesicht.
»Dray Prescot! Du... du... laß mich los, dann töte ich dich!«
»Ich heiße Jak! Ich habe es dir gesagt, Pando. Ich heiße Jak.«
»Ja, ja, ja! Das glaube ich dir ohne weiteres!« Er
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