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Saga von Dray Prescot 30 - Pandahem-Zyklus 04 - Die Klauen von Scorpio

Saga von Dray Prescot 30 - Pandahem-Zyklus 04 - Die Klauen von Scorpio

Titel: Saga von Dray Prescot 30 - Pandahem-Zyklus 04 - Die Klauen von Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Siedlungen.
    Das halbblöde Gesicht, das ich aufgesetzt hatte, um meinem häßlichen alten Geierschnabelgesicht die furchteinflößende Wirkung zu nehmen, täuschte wohl die Kinder, nicht aber die Gauffrers. Die blutigen Klingen, die ich in der Hand hielt ... Nun ja, auf Kregen ist dieser Anblick nicht so selten, wie er eigentlich sein sollte. Vorsichtig wischte ich den Stahl am Inneren des kleinen Capes ab, das ich trug, und steckte sie wieder in die Scheide. Ein passendes Paar hatte ich als Geschenk von Kapitän Nath Periklain an Bord der Herrschaftlichen Schydan erhalten; ich mußte sie gut behandeln. Nun begann die nächste Phase unseres Hamelner Rattenmarsches.
    Die Kinderhorde ließ sich zu den Docks bringen, wo sie sich anderen geretteten Kindern an Bord der Jungfrau von Tuscurs anschließen konnten. Der Gedanke an Kapitän Linsons Kommentar bestärkte mich beinahe darin, diesen Plan in die Tat umzusetzen. Man konnte sie aber auch in den Palast bringen. Wo immer sie landen würden – sie würden Aufmerksamkeit erregen – auch die der Spione der Leem-Freunde, die uns schnell finden würden. Wohin wir auch gingen – wir würden Sorgen und Kummer mitbringen ...
    Das hieß, daß die Jungfrau von Tuscurs nicht angesteuert werden durfte. Die Mädchen würden mit in den Zhantil-Palast kommen müssen. Es war höchste Zeit, daß der leichtfertige junge Pando die Herrschaft über sein Kovnat ernst nahm. Die bevorstehenden Auseinandersetzungen mit den Anhängern Lems des Silber-Leems mochten ihn endlich einmal aus seiner Lethargie reißen. Wenn er seine Rolle als Mitglied weiterspielte, kam er vielleicht sogar durch. Wie auch immer – ich wollte diese pathetische Ladung jungen menschlichen Abschaums schleunigst loswerden – so würde die Mehrzahl der Einwohner von Port Marsilus die Kinder einstufen –, um mich meiner eigentlichen Aufgabe zu widmen. Pompino würde gehörig die Augen aufreißen, wenn ich ihm von meinem verdammten Abenteuer erzählte, und sagen: »Beim Mächtigen Horato, Jak! Und du hast den Tempel nicht angezündet?«
    Ha! sagte ich mir. Er hätte mal dabei sein sollen!
    Noch heute weiß ich nicht zu beurteilen, ob ich die Kinder ungehindert in den Palast bekommen hätte. In der nächsten Straße passierten wir den niedrigen Eingang eines Gebäudes mit Schieferdächern und zahlreichen kleinen Fenstern. Nur wenige Leute waren um die Mittstunde auf den Straßen unterwegs. Über dem von Mondblüten gerahmten Eingang hing ein Schild, auf dem in abblätternder Goldfarbe etwas geschrieben stand. Die Goldfarbe erinnerte an eine frühere Pracht.
    Auf dem Schild stand einfach: ›Wenn du unreinen Herzens bist, Fremder, sei uns willkommen, denn Reinheit gibt es nur bei den Dahemin.‹
    Ohne den Glockenstrang zu ziehen, drückte ich die niedrige Tür auf und schob mich mit den Mädchen in einen blumenübersäten Hof. Die Dahemin, die Zwillinge, Gott Dahemo und Göttin Dahema, waren vor langer Zeit in Ungnade gefallen, als Havils grüne Religion neu aufkam. Die frommen Frauen, die hier lebten, die Schwestern der Unreinheit, bewahrten die alten Mysterien und Überzeugungen. Ich ahnte, daß ich mich hilfesuchend an sie wenden konnte. Wenn nicht, dann gab es in der Stadt kein vernünftiges anderes Ziel für uns.
    Die Schwestern machten Ooh und Aah, liefen mit wedelnden gelben Handtüchern um die Kleinen herum, um die aufsteigenden Gerüche zu vertreiben, und führten sie schließlich zum Baden fort. Dabei würden die Kinder ganz anders behandelt werden als im Tempel des Silber-Leem. Die Mutter Oberin – die eigentlich einen anderen Titel hatte – setzte mir ein Glas Parclear und einen Teller Miscils vor. Während mir die winzigen Kuchenstücke auf der Zunge zerschmolzen, stellte sie mir Fragen, und ich erzählte alles. Ich berichtete, daß die Anhänger Lems des Silber-Leem Nachforschungen nach den Mädchen anstellen würden, um sie für ihre Opferrituale zurückzugewinnen. Mir war klar, daß man die Kleinen nicht für immer hier im Ordenshaus behalten konnte. Ich verriet aber niemandem, wohin ich sie später bringen wollte.
    Sie ließ sich als Herrin Mire anreden. Sie war nicht alt und trug ein strenges graues Gewand mit einer Schnur als Gürtel. Sie ging barfuß und hatte sich ein graues Tuch über das Haar gelegt, das prächtig schimmerte. Die Kleinen Schwestern der Unreinheit kümmerten sich um jeden, der ihre Dienste in Anspruch nahm, und die geringen Gebühren, die sie nahmen, reichten für das bescheidene

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