Saga von Dray Prescot 30 - Pandahem-Zyklus 04 - Die Klauen von Scorpio
Band?«
Sie huschte fort wie ein Woflo, der es auf ein Stück Käse abgesehen hat.
Die anderen Mädchen beobachteten sie, und angesichts des Durcheinanders von Gestalten, die sich aus dem umgestürzten Kasten bedienten und Kleider von den Haken zerrten, mußte ich an die Horde der Hausfrauen – und Ehemänner – denken, die bei Beginn des Winterschlußverkaufs in die Läden stürmt.
Als sich endlich jedes Mädchen ungewaschen in ein Kleid gezwängt hatte – bei Krun! die Hälfte paßte nicht –, sagte ich mir, daß die Wächter eigentlich überfällig wären.
Die Doppeltür ließ sich mühelos öffnen. Die Sonnen zeigten fast die Mittstunde an. Naghan Raerdu würde warten müssen. In geschlossener Gruppe schoben wir uns nach draußen, ich als letzter – und jetzt, spät, aber tödlich, nahmen die Wächter des Tempels unsere Verfolgung auf.
Die Badewärterin führte sie an; auf ihrem Kittel schimmerten noch die Seifenflocken.
»Da ist er!« kreischte sie. »Der elende Leem-Schänder! Tötet ihn!«
13
Es waren nur sechs, und ich hatte das Gefühl, daß ich mit ihnen fertigwerden konnte, nicht ohne meine innere Überzeugung zu vergessen, daß ich eines Tages nach Mefto dem Kazzur einen zweiten Schwertkämpfer treffen mochte, der mir überlegen war. Für raffinierte Schwertstreiche blieb keine Zeit. Die Kinder schwärmten draußen über die Straße und starrten um sich; einige jammerten noch und drängten sich zusammen, doch eine ziemlich große Zahl wanderte bereits davon. Die Männer, die an der Ecke herumlungerten und in Wahrheit Wächter waren, durften nicht bemerken, wie ihre Opferlämmchen die Flucht ergriffen ...
Ich mußte mich also tüchtig strecken und ducken und herumhämmern und täuschen.
»Nimm das, du Tapo!« kreischte der erste, ein gutgebauter Rapa mit hellgelben Federn um den Schnabel. Ich schnappte mir den geschleuderten Speer aus der Luft; er hatte ihn kaum geworfen, als sich ihm die Spitze bereits in die Brust bohrte. Die Frau kreischte los, um die Wächter anzufeuern, dabei geriet sie den Kämpfenden in den Weg. Die nächsten zwei Wächter, beide Rapas, hatten natürlich gesehen, was mit ihrem Gefährten geschehen war, und griffen mit ihren Speeren von links an; sie mußten mit energischen, saftigen Stößen eines Besseren belehrt werden. Einer fiel sehr unglücklich und brach seinen Speerschaft ab, dessen Spitze senkrecht nach oben ragte.
Die nächsten drei, die letzten drei, attackierten gemeinsam. Sie setzten Schwerter ein. Zwei finteten – reine Zeitverschwendung in einem Kampf dieses Zuschnitts, und sanken zu Boden. Schließlich stand mir nur noch ein Mann gegenüber, dessen Haltung allerdings verriet, daß er das Kämpfen gewohnt war.
Kreischend forderte die Frau: »Mach zu, Nodgen! Greif an und spieß ihn auf!«
Er schob sie mit der freien Hand ungeduldig zur Seite, damit sie ihm nicht vor die Klinge lief.
»Bleib zurück, Mitli, bleib zurück ...«
Sie stolperte über einen Toten und stürzte. Die Spitze des aufrecht liegenden Speers durchbohrte sie. Im gleichen Moment, als Nodgen, der immerhin eine Art Schwertkämpfer war, brüllend vorstürmte, sah ich das Blut aus Mitlis Mund quellen.
»Kämpf, Tapo! Bei der Klinge von Kurin, du bist reif!«
Für einen Söldner, für einen Kreutzin, einen leichten Infanteristen – der sich noch nicht Paktun nennen durfte –, war er sehr gut. Er wollte kämpfen, wie er es gewohnt war, Schwert gegen Schwert – und er wollte den Sieg für sich.
Dafür reichte die Zeit nicht.
Ich erledigte ihn mit einem bösen kleinen Trick, bei dem meine Main-Gauche seinen Thraxter hochwirbeln ließ, während mein Rapier sein tödliches Werk zwischen Brustplatte und Helm verrichtete.
Noch mit den blutigen Klingen in der Hand machte ich mich daran, die herumwandernden Kinder einzufangen.
Die Gruppe ließ sich am besten in eine Richtung lenken, wenn ich laut »Naje! Süßigkeiten!« rief und sie alle vor mir hertrieb. Erst als wir die Straße überquert hatten und ein gutes Stück des Querwegs zurückgelegt hatten, konnte ich ein wenig aufatmen. Einige Passanten eilten vorbei, schlugen aber sichtlich einen Bogen um uns. Es waren Gauffrers, die flachen Hüte tief über die nagetierartigen Gesichter gezogen; sie kümmerten sich um ihre eigenen Angelegenheiten. Gauffrers waren Stadtbewohner und mochten weder Bäume noch Grasland; ihr Leben, so vielfältig es auch war, bestimmte sich nach den Gewohnheiten und dem Rhythmus größerer
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