Saga von Dray Prescot 30 - Pandahem-Zyklus 04 - Die Klauen von Scorpio
fest.
Brennende Holzbrocken wirbelten herab; der Boden über uns brannte durch.
Einer der Leem-Freunde gab Monsi einen heftigen Stoß und schrie: »Lauf, du Cramph, wenn du den Weg ins Freie kennst! Beeil dich!«
Solches Verhalten war bei den Lemmiten ganz normal. Monsi stolperte und stieß einen Entsetzensschrei aus. Ich faßte sie stützend um die Hüfte, die für ein Mädchen ihrer Größe überraschend schmal war – und ergriff den Arm des Leem-Freundes. Dann beugte ich mich ein wenig in seine Richtung.
»Wenn du die Frau noch einmal schlecht behandelst, landest du kopfüber in den Flammen!«
Auf seiner Silbermaske spiegelte sich rötliches Feuer. Er versuchte mich zu schlagen, und ich schleuderte ihn mit einer Hand zur Seite und eilte mit Monsi weiter. »Soll ich das Mädchen tragen?«
»Ich schaffe es schon, vielen Dank.«
Wir benutzten keine Namen.
Der Ablauf der Dinge ist mir heute nicht mehr genau in Erinnerung. Eben noch eilten wir durch den Kellergang – plötzlich brach das ganze Dach ein. Monsi stürzte vorwärts und rollte mit wirbelnden Beinen mehrmals seitlich ab. Tipp schrie auf und sprang ihr nach.
Die Leem-Ahängerin stolperte und stürzte auf mich. Die anderen waren verzerrte Schatten irgendwo im Rauch und Chaos. Ich rappelte mich auf und schob einen brennenden Balken zur Seite. Dann zerrte ich die Lemmitin hoch, die geschmeidig aufsprang und sofort Anstalten machte, ihrem männlichen Begleiter zu helfen. Der Weg vor uns war versperrt. Wir drei waren abgeschnitten, von Flammen umgeben.
»Wo entlang?« rief der Mann schrill.
»Egal, wohin – nur nach oben!« antwortete das Mädchen.
Wieder vermengen sich die Ereignisse in der Erinnerung. Wir versuchten es mit mehr als einem Kellergang, mehr als einem Schlupfloch und kamen keuchend an Käfigen vorbei, in denen Leems eingesperrt waren. Niemand kam auf den Gedanken, sie freizulassen, so schlecht es im Augenblick auch um sie bestellt war. Ein großer Teil der Decke brach über den Käfigen ein und entfesselte ein Inferno. Wir schützten uns so gut wie möglich und liefen weiter.
Das Mädchen mußte den Mann an einer Flammenzunge vorbeizerren, die einen schmalen Nebengang verdeckte. Als ich an der Reihe war, sprang ich hindurch. Die Lodernden Feuer von Inshurfrazz waren zweifellos heißer – aber nicht sehr, bei Krun!
Hinter dieser Stelle erschnüffelte das Mädchen eine Stelle, durch die frische Luft hereinströmte. Wir eilten weiter und liefen dabei gegen alte Wandvorsprünge, denn wir konnten kaum noch etwas sehen. Schließlich fanden wir Stufen, die fast halbmondförmig ausgetreten waren, eilten keuchend hinauf und stemmten uns gegen die darüberliegende Falltür.
Die beiden Hälften der Tür öffneten sich ruckartig. Über uns der Nachthimmel, sternenübersät, ein kühler Nachthauch. Stämmige Gestalten bewegten sich als Silhouetten vor den Sternen. Eine heisere Stimme brüllte: »Hier sind noch mehr!«
Und der erste Teil der Antwort: »Schlagt sie sanft nieder ...«, dann ein verschwommener Schatten aus dem Augenwinkel, und schon senkte sich der schwarze Mantel Notor Zans herab und hüllte mich ein.
Und wieder muß ich deutlich machen, daß mir die Reihenfolge der Ereignisse unklar ist.
Wenn ich auf diese schreckliche Periode zurückblicke, ist mir, als hätte ich Widerstand geleistet, denn man schlug mich, vielleicht sogar mehrmals. Meine Erinnerung, die im Normalfall aufgrund meines Bades im Heiligen Taufteich bestens funktioniert, liefert mir nur unvollständige Bilder. Wann der schwarze Mantel Notor Zans mich genau einhüllte, bleibt nur zu vermuten. Nach jenem kurzen Blick auf die kregischen Sterne habe ich keine deutliche Erinnerung mehr, nicht einmal an irgendwelche Sterne im Innern meines alten Voskschädels. Schließlich machten mir Schmerzen an den Handgelenken zu schaffen, und ich konnte die Füße nicht bewegen und fühlte mich schrecklich, und der Kopf hing mir nach unten.
Man hatte uns nebeneinander an Wandhaken festgemacht.
Eine heisere Stimme krächzte: »Bei Lem! Dafür werden sie büßen!«
»Wer läßt sie büßen?« fragte die Stimme des Mädchens neben mir und aus derselben Richtung.
Die Augen zu öffnen, war vielleicht nicht so schmerzvoll wie das Lärmen in meinem Kopf, doch genügte mir die Qual. Endlich konnte ich meine gefesselten Füße sehen und unter mir, ein kleines Stück entfernt, das rauhe Gestein des Bodens. Ich sah meine Beine und den scharlachroten Lendenschurz, den ich mir für
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