Saga von Dray Prescot 30 - Pandahem-Zyklus 04 - Die Klauen von Scorpio
daran, ob die Lem-Freunde sich wehrten oder den Kampf aufgaben – soviel war mir sofort klar.
Ich klemmte mir das Mädchen unter den Arm und sprang auf die Behänge im hinteren Teil der Bühne zu.
Wenn ich mich seitlich zu einer passenden Tür durchkämpfen konnte, müßte ich freien Weg nach draußen haben. Dank Zair saßen hier keine weiteren kleinen Mädchen gefangen.
Andere hatten die gleiche Idee. Sie kannten das Gebäude, und so folgte mir eine ganze Horde durch den staubigen Korridor. Es hatte in dieser Phase keinen Sinn, sie zurückzutreiben, denn so sehr es mir auch im Schwertarm kribbelte, loderte doch das Feuer tosend hinter uns und würde uns alle – ohne jede Ausnahme – verschlingen, wenn wir nicht schleunigst hier verschwanden.
Wer durch andere Ausgänge zu fliehen versuchte, würde auf Feuerwände stoßen. Der vor uns liegende Korridor war von Flammen und Qualm noch frei. Pompinos Leute würden warten, bis ich ins Freie kam – aber nicht endlos, bei Krun! –, und dann würde auch dieser Teil des Hauses in Flammen aufgehen. Falls der Tempel nicht bereits überall lichterloh brannte.
Frei von Rauch und Flammen mochte der Ausgang noch gewesen sein – doch war er nicht frei von den goldmaskierten Zhantilkämpfern.
Als wir durch die letzte Tür stürmten und auf die nach draußen führende Doppeltür zuhielten, stellte sich uns eine Kette Kämpfer in Zhantilmasken mit funkelnden Waffen entgegen.
Nun war im Grunde jeder mein Verbündeter, der Lem dem Silber-Leem Widerstand entgegensetzte. Außerdem glaubte ich zu wissen, wer die Männer geschickt hatte, wer sie beschäftigte, wer in trotziger Auflehnung gegen die Leem-Maske auf den Gedanken gekommen war, eine Zhantilmaske zu schaffen.
Es gehörte nicht zu meinen Plänen, Verbündete zu bekämpfen.
Seitlich zweigte ein Korridor ab, vielleicht konnte ich auf diesem Wege um die Falle herum ... Ich umfaßte das Mädchen, das nun verständlicherweise angesichts des Lärmes und Durcheinanders, der brausenden Flammen und des übelriechenden Qualms weinte, und versuchte mir energisch nach rechts einen Weg zu bahnen. Die zhantilmaskierten Männer drängten nach. Schreiend wichen die Leem-Freunde zurück. Rauch wallte beklemmend herab und verdeckte weitgehend die Szene, und das unangenehme Knacken der Flammen versuchte den Kampflärm zu übertönen.
Eine Hand packte mich am Ellenbogen.
Eine Leem-Maske funkelte; sie gehörte einem schlanken Mann mit einem kurzen braunen Cape, das kaum silbern verziert war. Er zupfte mich am Arm.
»Hier entlang, Jak! Schnell!«
Neben ihm stand eine Frau, die weitaus massiger war als er und mich ebenfalls zur Eile antrieb.
Sofort machte ich mir klar, daß ich Tipp den Kaktu und Monsi den Busen, Naghan Raerdus Spione, vor mir haben mußte.
Durch den Qualm führten sie mich fort von der Masse der Kämpfenden; drei oder vier Lem-Freunde bemerkten unsere Absetzbewegung und folgten. Zu siebt oder acht stolperten wir keuchend und hustend vorwärts, gequält von dem Rauch, der uns in Mund und Nase drang. Tipp der Kaktu öffnete eine Falltür im Boden. Monsi der Busen griff nach dem kleinen Mädchen unter meinem Arm.
»Schnell, Jak – wir müssen uns beeilen!«
Eine andere Möglichkeit gab es nicht.
Monsi ergriff das Mädchen und verschwand durch die Öffnung im Boden. Ich folgte ihr und ließ mich auf einen strohbedeckten Boden fallen, der lediglich von dem schräg von oben herabfallenden Feuerschein erleuchtet wurde. Ein Körper stürzte hinter mir herab, und Tipps dünne Stimme drängte: »Weiter! Weiter!«
Er fiel gegen mich und fluchte, als weitere Gestalten uns folgten. Die Aufgeweckten unter den Leem-Freunden ließen sich die Chance nicht entgehen. Dichtgedrängt eilten wir durch den dunklen Korridor.
Naghan mußte seinen beiden Agenten genaue Anordnungen gegeben haben. Bestimmt hatten sie mich die ganze Zeit beobachtet und diskret beschattet. Wie tief waren sie in den üblen Kult verwickelt? Sie kannten sich im ehemaligen Schauspielhaus zum Singenden Lotus gut aus. Die Kellerräume reihten sich verwirrend aneinander; an einer Stelle war die Decke eingestürzt und zwang uns zu einem Umweg; Balken brannten lichterloh. In dem hellen orangeroten Schein erblickte ich die Leem-Freunde bei unserer Gruppe, zwei Männer und ein Mädchen, wendige, aktive Gestalten, die dem Hindernis sofort auswichen und zurücktraten, um Tipp und Monsi die Wahl des weiteren Weges zu überlassen. Es waren Überlebenstypen, soviel stand
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