Saga von Dray Prescot 30 - Pandahem-Zyklus 04 - Die Klauen von Scorpio
ganzen Tag über war von Draks Spion Naghan Raerdu nichts zu sehen gewesen. Meine unauffälligen Nachfragen nach frischem Bier ergaben die Nachricht, daß Raerdu erst morgen mit einer neuen Ladung des bernsteinbraunen Saftes erwartet wurde, einem vorzüglichen Bier, das er in bester Qualität zu liefern wußte. Dies paßte mir nicht recht in den Plan, doch tröstete ich mich mit dem Gedanken, daß Naghan mir bestimmt irgendwie Bescheid gegeben hätte, wenn er auf ganz besonders wichtige Informationen gestoßen wäre.
Wir brachen in kleinen Gruppen auf. Unauffällig wanderten oder ritten wir in die Stadt. Ich hatte mich nach dem zerstörten Theater erkundigt und erfahren, daß es bei einem Überfall der Verdammten Menahemer beschädigt, dann wiederaufgebaut worden war, nur um dann während der Herrschaft des Hyr Notors in Pandahem ein noch schlimmeres Schicksal zu erleiden. Es wurde Schauspielhaus zum Singenden Lotus genannt. Ich hielt das für einen flotten Namen. Kürzlich war zwei Querstraßen entfernt ein neues Theater mit dem Namen Goldener Zhantil errichtet worden. Pando hatte sich diesen Bau etwas kosten lassen. Bekümmert fragte ich mich, wie lange es dauern würde, bis die Anhänger Lems des Silber-Leem auch dieses Bauwerk übernehmen würden.
Während wir durch die Dunkelheit schritten, die nur durch zwei kleinere tiefstehende kregische Monde gemildert wurde, überlegte ich, wie schade es doch sei, daß die von Pompino in Tuscursmot angeworbenen Pachaks nicht mehr bei uns waren. Mutig und loyal, ihren Geldgebern nach dem Ehrenkodex des Nikobi treu ergeben, gehörten sie zu den ersten Opfern, die wir auf unserer gefahrvollen Reise hierher zu beklagen hatten. Ich dachte an sie und die Kämpfe, die wir erlebt hatten, und überantwortete ihre Ibs einer erfolgreichen Reise von den Eisgletschern Sicces zum sonnendurchfluteten Oberland dahinter. Wie Sie wissen, bin ich in der Vielzahl der prächtigen kregischen Diffrassen den Pachaks mit besonderer Zuneigung und Bewunderung zugetan.
Die Zwillinge, die sich ewig umkreisten und so viel Licht verbreiteten, daß ehrliche Bürger jeden nächtlichen Gauner ausspähen konnten – auch wenn die ehrlichen Bürger dann für die Drikinger deutlich zu sehen waren –, stiegen am Himmel auf. Einige näherstehende Sterne verblaßten, doch herrschte ein schier unerträgliches Strahlen am Himmel. Nachtgerüche machten sich bemerkbar. Ah, eine kregische Nacht! In der ganzen weiten Galaxis gibt es meiner Meinung nach keinen Planeten, der sich mit Kregen messen kann – mit dem wunderschönen, schrecklichen Kregen unter den Sonnen von Antares.
So wanderten wir durch den herrlichen Mondenschein, und ich mußte daran denken, daß ich dieses Abenteuer mit der einfachen Absicht begonnen hatte, hier und dort einen Tempel niederzubrennen. Dann war ich von zunächst wichtiger erscheinenden Zielen abgelenkt worden. Was ein einzelner gegen eine ganze Armee unternehmen sollte, wußte ich noch nicht recht. Daß ich mir etwas ausdenken mußte, war im Augenblick mein einziger klarer Gedanke zu diesem Thema. Aber da wir auf Kregen waren, schob ich zunächst etwas anderes als vordringlich nach vorn – ohne daß ich den Gedanken an die Dinge unterdrücken konnte, die meiner Ansicht nach noch weitaus wichtiger waren ...
Pompino hatte mir zuvor einen simplen Plan geschildert. Was nun die Frage anging, wer wen heiraten würde – so stellte sich die nach der Rettung der Vadni Dafni aus den Händen Murgon Marsilus' etwas anders dar. Ha!
»Wir dringen durch verschiedene Türen ein, die wir aufbrechen, und schleudern die Brände. Das wird die Rasts an die Luft holen!«
So sah sein Plan aus.
In bezug auf eine Einzelheit hatte ich widersprochen.
Pompinos forsche Antwort ließ keinen Zweifel: »Na schön, Jak. Dann soll ein Stoßtrupp vorher eindringen und die Opferkinder herausholen. Dazu nehmen wir am besten ...«
»Nein. Das tue ich allein. Ich besitze die silberne Leem-Maske.«
»Du meinst, du schaffst es allein?«
»Ja.«
»Dann möge Pandrite in seinem vollen Schein über dir leuchten!«
So standen wir nun in der Nähe Lems des Silber-Leem und fachten die Feuertöpfe an. Schwertarme wurden von hinderlichen Mantelschärpen befreit, während wir uns aufteilten, um jedes Schlupfloch abzudecken. Ich setzte die silberne Maske auf und marschierte kühn durch den Eingang, durch den ich die befreiten Kinder auf die Straße getrieben hatte. Von hier aus würde ich meinen Weg finden. Pompino
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