Saga von Dray Prescot 30 - Pandahem-Zyklus 04 - Die Klauen von Scorpio
mich im Auge behalten und die wütenden Retter hergeführt hatte – sie alle kämpften die Lemmiten nieder, und ihre Stimmen bildeten den Hintergrund zu meinen hastigen Worten. »Ja – dann bist du sicher Ros die Strahlende.«
»Nein, Delphor. Ros Delphor.«
»Wie du willst.« Eine Gestalt mit zerschlagener Silbermaske torkelte vorüber. »Ich muß den Jungs helfen ...«
»Du sagst, daß ich dein Freund sein soll. So leicht, so schnell wird das zwischen uns nicht gehen.«
»Nein – aber dieses Ziel wollen wir uns setzen, Ros Delphor!«
Und ich stürzte mich brüllend in den Kampf, der dann wirklich nicht mehr lange dauerte.
Pompino strich sich über die Schnurrbarthaare und schaute in die Runde.
»Bei den verfilzten und verlausten Locken der Göttlichen Dame von Belschutz! Was für eine heruntergekommene Truppe!«
Kapitän Murkizons Axt schimmerte dunkel. Pompino sagte zu mir: »Du bist unverletzt, Jak?« Dann lachte er. »Ich scheine das mit bestürzender Regelmäßigkeit zu fragen, beim Mächtigen Horato!« Sein Blick fiel auf Dayra.
Sie schritt arrogant durch den Raum, trat mit dem Fuß gegen liegende Gegenstände, riß hier und dort Capes und Umhänge ab, bis sie einen anständigen grauen Mantel gefunden hatte, den sie sich um die Schulter schwang. Schließlich zog sie unter den Mantel eine graue Tunika an, die nur wenig befleckt war, bewaffnete sich mit Thraxter und Dolch und kam zu uns zurück. Sie bewegte sich mit der tödlichen Anmut eines jagenden Leem und – so sagte ich mir voller Bewunderung für meine Tochter – mit der Vornehmheit eines Zhantil.
Hastig leitete ich das Pappattu ein.
»Scauro Pompino der Iarvin – Ros Delphor.« Kurz stellte ich auch die anderen vor, denn wir mußten hier fort, und ich hatte in dieser Nacht noch bestimmte Dinge zu erledigen, ehe ich mir eingestehen konnte, daß das Abenteuer vorüber war.
Gemeinsam verließen wir die Zelle; natürlich hatte ich mich inzwischen ebenfalls angekleidet und mit Waffen versehen. Wir erstiegen einige Treppen, und unterwegs vergaß ich nicht, mich bei Tipp dem Kaktu für die Rettung zu bedanken.
Ohne die Leem-Maske zeigte sein Gesicht einen intelligenten, wachen Ausdruck. Die Nase war eher dünn geraten, doch schwangen sich die Lippen in aufgeprägten Linien. »Naghan Raerdu bezahlt gut. Außerdem ist er unberechenbar. Im übrigen mag ich keine Leute, die Kinder töten.«
Damit hatten die Lemmiten gegen uns keine Chance.
Auf unserem Marsch durch das Haus sahen wir keine weiteren Masken, weder silbern noch golden, außer bei Toten. Ich blieb stehen und löste das Lederband der goldenen Zhantilmaske eines Toten. Er wirkte durchaus friedlich. Ich steckte das Zhantilgesicht zu einer Silbermaske in den Beutel eines Burschen, an dessen dickem Bauch mehr als eine Börse gehangen hatte. Schließlich öffneten wir die letzte Tür und traten im Licht der Monde auf die Straße von Port Marsilus hinaus.
Unter den verdreht daliegenden Toten hatte ich vergeblich nach Zankov Ausschau gehalten – und ich kann Ihnen sagen, daß ich wirklich gründlich geschaut hatte.
Auf meine Frage sagte Larghos der Pfeil mürrisch: »Ach der – ich habe geschossen, aber da geriet mir ein breitschultriger Brokelsh in den Weg und bekam den Pfeil ab. Gleich darauf war der andere – Zankov? – verschwunden.«
»Den erwischen wir noch!« brüllte Murkizon aufgekratzt. Nachdem er wieder einmal der Göttlichen Dame von Belschutz Erwähnung getan hatte, fügte er hinzu: »Solche Typen entgehen der Schlinge selten.«
Ros die Klaue, Ros Delphor schwieg.
Besorgt wandte ich mich an Tipp den Kaktu: »Was ist mit Monsi dem Busen? Ist sie in Sicherheit – seid ihr beide aus dem brennenden Keller herausgekommen? Und das Kind?«
»Ja, Jak. Das Kind auch.«
»Dank sei dem guten Pandrite.«
Dayra warf mir einen schnellen Blick zu und sagte wieder nichts. Pandrite – einer der führenden Götter Pandahems – nahm sich auf den Lippen eines Vallianers irgendwie seltsam aus. In einer dichtgedrängten Gruppe eilten wir wie Desperados die Straße entlang, unsere Umhänge und Mäntel wehten im Nachtwind.
Die Monde ließen die dahinwandernden Wolken orangerot leuchten; von Flammen oder Rauch war nichts zu sehen. Es hatte nicht lange gedauert, den Tempel, das ehemalige Schauspielhaus zum Singenden Lotus, niederzubrennen. Aber – bei Krun! – es mußte ein großartiges Schauspiel gewesen sein!
Nachdem wir uns ein Stück vom Ort des Geschehens entfernt hatten, gingen
Weitere Kostenlose Bücher