Saga von Dray Prescot 30 - Pandahem-Zyklus 04 - Die Klauen von Scorpio
darfst du dir gern ausmalen, wie ich mit Lela oder Velia verheiratet bin. Egal, mit welcher. Sollten sie mich ebenfalls enttäuschen, heirate ich deine Nichte Didi. Alle drei stehen in der Thronfolge. Alle anderen sind dann natürlich tot und längst vermodert!«
Mit diesen Worten hob er triumphierend den Dolch, um meiner Tochter Dayra das Leben zu nehmen.
Sie spuckte ihm ins Gesicht.
Wenn ich an dieser Stelle zu oft anführe, daß ich Dray Prescot, Lord von Strombor und Krozair von Zy bin, halten Sie mich bestimmt für einen Prahlhans. Ich sehe dies eher so, daß ich aus der staunenden und doch bescheidenen Erkenntnis heraus spreche, daß das Leben mir soviel geboten hat. Ich prahle damit nicht. Ich gebe Tatsachen an, die eine große Bedeutung haben. Die Fesseln schnitten mir in die Handgelenke. Mein Kopf fühlte sich noch immer an, als wäre in einem Lager meiner Klansleute von Segesthes darauf herumgetrampelt worden. Dennoch mußte ich es versuchen.
Die Fesseln sprangen auf – endlich! Ich stürzte zu Boden und rechnete im ersten Augenblick damit, sofort sterben zu müssen. Das war mir gleichgültig – mit Ausnahme der zwei Dinge, die ich noch gern erledigt hätte; auf keinen Fall durfte Zankov meine Tochter erdolchen, solange ich noch lebte und die üble Tat verhindern konnte! Und daß ich, als ich hochkam und wild gegen Zankov anstürmte, an meine Tochter Velia dachte, die erste Velia, können Sie hoffentlich verstehen ...
Ich versetzte ihm einen gewaltigen Stoß in die Rippen, und er ging zu Boden wie ein von einem Leem gefälltes Ponsho. Der Dolch löste sich allerdings nicht aus seiner Faust, und ich kam nicht an die Waffe heran. Statt dessen mußte ich mich schleunigst herumrollen, fort von dem zu erwartenden Klingenhieb oder heransirrenden Pfeil.
»Vater!« schrie Dayra.
Kreischend und torkelnd kam Zankov hoch. Der Dolch in seiner Hand blitzte. Hinter ihm hob ein Mann in Silbermaske seinen Kurzbogen. Die Pfeilspitze richtete sich auf mich, und ich ließ mich zur Seite fallen, fuhr herum und ließ einen Fuß gegen Zankovs grünen Lendenschurz schnellen. Sein Gesicht nahm ebenfalls eine grüne Färbung an.
Er sackte zur Seite, woraufhin ein massiger Brokelsh mit erhobenem Schwert angriff. Ich drehte mir den Mann über die Schulter, bis Kopf und Leem-Maske mit lautem Geräusch den Boden trafen. Blut spritzte, aber das verdammte Schwert klirrte über den Steinboden, und ich fuhr auf, um dem nächsten Pfeil oder Angreifer Paroli zu bieten.
Meine Lage schien nicht gänzlich hoffnungslos zu sein ... ein hektisches Durcheinander ... ständig in Bewegung bleiben, schnell, heftig und überraschend zuschlagen ...
Zwei weitere Leem-Masken sanken zerbrochen zu Boden, und endlich schlossen sich meine Finger um den Griff eines Thraxters. Aus den Augenwinkeln nahm ich eine verwischte Bewegung wahr, und Dayra schrillte: »Hinter dir!« – Ein Dreher, ein energischer Schwertstoß, Blut, das mir über das Handgelenk strömte – ein Hieb, der mich seitlich taumeln ließ, schnelle Stabilisierung und Blick auf einen Rapa, der seinen Bogen hob. Noch nicht wieder im Gleichgewicht, versuchte ich mich zu drehen und dem Pfeil auszuweichen. Aber der Rapa schoß nicht. Er kippte zur Seite. Aus dem Rücken ragte ihm ein Pfeil. Er stürzte nach vorn auf den Schnabel, der unter der Maske verbogen wurde.
Schwere Schritte waren zu hören, dann eine Stentorstimme: »... trampelt sie alle nieder!«
Obwohl Pompino und Kapitän Murkizon und Quendur der Reißer und Larghos der Pfeil brüllend hereinstürmten und mit tödlich funkelndem Stahl um sich hieben, eilte Tipp der Kaktu als erster über die Schwelle.
Ich gab einem hinderlichen Fristle eins über den Schädel und sprang auf Dayra zu. Der blutige Thraxter durchtrennte ihre Fesseln. Sie sank mir gegen die Brust, und ich hielt sie fest, drückte ihren zitternden Körper an mich.
»Hör zu, Tochter, nenn mich Jak! Ich bin hier nur als Jak bekannt. Denk daran ...«
»Jak der Drang?«
»Nein. Einfach Jak. Manchmal Jak der Schuß.«
Sie erholte sich mit der Katzenhaftigkeit, die ihr sicher schon in mancher gefahrvollen Situation das Leben gerettet hatte, wenn kein Elternteil über sie wachen konnte.
»Und ich – Jak?«
»Wir sind befreundet. Wir wissen beide mit fremden Namen umzugehen. Nennst du dich immer noch Ros?«
»Aber nicht mit dem Zunamen ›die Klaue‹ ...«
»Ja.« Das Lärmen ließ nach, Pompinos Genossen von der Jungfrau von Tuscurs und Tipp der Kaktu, der
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