Saga von Dray Prescot 30 - Pandahem-Zyklus 04 - Die Klauen von Scorpio
wir langsamer, ließen aber in unserer Wachsamkeit nicht nach. Pompino erschien auf meiner anderen Seite. Er schaute zu Dayra hinüber und zeigte sich nach Art der hochmütigen Khibils gelassen und höchst galant.
»Meine Dame. Wohin dürften wir dich geleiten?« Ehe sie antworten konnte, fuhr er fort: »Du scheinst unseren Jak recht gut zu kennen – und das verdient er nicht. Vielleicht könntest du uns mit einem Bericht eures Kennenlernens erfreuen, allerdings möchte man nicht drängen ...«
Obwohl er im Scherz sprach, traf der Stachel.
Dayra zuckte nicht zusammen.
»Ich bedanke mich für die Rettung in letzter Sekunde, Kot ... Horter Pompino. Jak meint, wir seien befreundet, ich weiß nicht recht, ob ich das meinerseits so leichtfertig sagen möchte.«
»Aha!« rief Pompino, dem die Nachwirkung des Kampfes offenbar ins Blut ging. »Ich weiß es doch! Ich habe immer schon gemeint, daß er seine Geheimnisse allzugut für sich behält. Meine Dame, du mußt nämlich wissen ...«
»Manche Geheimnisse sind nicht so geheim – etwa das verstohlene Laster des Weintrinkens –, andere dagegen so sehr, daß sie sich schon von der Beschreibung her nicht zur Offenbarung eignen.«
Er beäugte mich, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und verzichtete darauf, sich über die Schnurrbarthaare zu fahren. »Der entscheidende Punkt, Jak, ist doch, daß wir im Begriff sind, einen großen Harem von Frauen einzusammeln – was sollen wir nur mit ihnen anfangen?«
»Die Kinder könnten sich ja zu deinen zwei Zwillingspärchen und Ashti vom Dschungel gesellen.«
Jäh schlug er sich auf den Schenkel und lachte los. »Großartig! Und meine liebe Frau würde die Kleinen wirklich gern aufnehmen, denn sie wäre zu viel größeren Phantasiesprüngen fähig als ich.«
»Was die erwachsenen Damen angeht – im Augenblick Nalfi und Ros –, so tun sie eben, was sie tun wollen.«
»Ich kümmere mich um Zankov«, sagte Dayra kehlig. »Jak – du hast ihn von seinem ›Schatz‹ sprechen hören?«
Ich war ihr bereits zehn Sprünge voraus und nickte. Aber es wäre dumm gewesen, Dayra die eigenen Pläne vorzubeten.
»Ein Schatz?« fragte Pompino sichtlich interessiert.
Da mußte ich leise sagen: »Meine liebe Ros, sollte eine Schatzsuche in der Luft liegen, so muß ich dich warnen, daß die Burschen hier klebrige Finger haben.«
»Meinetwegen können sie alles behalten – vorausgesetzt, sie nehmen den Schatz jenen ab, die ihn im Augenblick haben, oder jenen, die ihn aus Gewinnsucht anstreben.«
»Nun ja, dazu gehört zunächst mal die ganze Besatzung.« Aber trotz der scherzhaften Worte war uns sehr ernst zumute. Und Dayra war klug genug zu erkennen, daß sie nicht in die Einzelheiten zu gehen brauchte.
»Wie viele müssen wir umhauen?« Offensichtlich steigerte sich Pompino immer mehr in seine gute Laune hinein. »Mir ist natürlich klar, daß die Generäle der Armee, die zur Zeit angeworben wird, das Versteck der Soldkisten nicht kennen.«
»Niemand traut dem anderen. In der Zelle hat Zankov mir bestätigt, daß er auch das Vertrauen in mich verloren hat.« Dayra sprach nicht verbittert oder resigniert, sondern nachdrücklich und entschlossen – auf jeden Fall verändert. O ja, Dayra hatte sich in jenen traumatischen Stunden gewandelt. Ich bildete mir nicht ein, daß dieser Wechsel mich in ihren Augen nun besser dastehen ließ – zumindest noch nicht. Sie fuhr fort: »Wie bei solchen Dingen üblich, hat man eine komplizierte Serie von Vorgängen vorgesehen. Man hat Agenten und Komplizen eingesetzt, Kov Colun Mogper von Mursham, das in Menaham liegt und deshalb von den Pandahemern kritisch gesehen wird, hatte irgendwie die Hand im Spiel. Er hat dabei mit Strom Murgon zusammengearbeitet.«
»Aber der Schatz?« ließ Pompino nicht locker.
»Ich weiß nicht, woher Zankov ihn hat. Er hatte sich mit seinem Herrn, dem Hyr Notor, überworfen, und als er starb, schien Zankov von einer schweren Last befreit. Jedenfalls steht fest, daß Zankov nie aus eigenem Antrieb an soviel Gold herangekommen wäre. Es muß da jemanden geben, dem sehr daran gelegen ist, Vallia zu schaden – vielleicht ist es auch eine ganze Gruppe ...«
»Den Leuten geht es darum, das Tor zu Plünderei und Sklaverei aufzustoßen«, warf ich hastig ein. Dayra mochte in Vallia eine erfahrene Agentin sein; hier in Pandahem mußte sie vorsichtiger auftreten. Schon hatte sie sich einmal im letzten Augenblick das Wort ›Koter‹ als vallianische Anrede für Horter
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