Saga von Dray Prescot 32 - Pandahem-Zyklus 06 - Seg, der Bogenschütze
sich über seine flinke Zunge zu ärgern.
Seg antwortete ziemlich gelassen und so wahrheitsgemäß, daß sich sein Gewissen nicht zu rühren brauchte.
»Oh, wir besitzen ein schönes Zuhause in Valka. Aber wie ich schon sagte ...«
»Valka? Kenne ich nicht.«
»Liegt nördlich von hier. Aber wie gesagt ...«
»Nördlich?«
Seg seufzte. Frauen hatten die Angewohnheit, sich in Einzelheiten zu verbeißen, die man nicht näher ausführen wollte – während sie andererseits solchen Details wenig Bedeutung beimaßen, wenn es ihnen in den Kram paßte. Verdammt schlau waren die Frauen – meistens.
»Es handelt sich um eine kleine Insel im Meer von Opaz.«
»Hmm. Die Insel muß sehr klein sein, denn ich kenne die meisten wichtigeren an der Nordküste Pandahems im Meer von Opaz. Allerdings nennen wir Pandahemer das Meer vorzugsweise den Ozean Pandas.«
»Ach ja – das zeigt nur wieder, wie abgeschnitten von allem wir dort sind.«
Er wagte nicht, sie anzuschauen, damit sie sein Unbehagen nicht bemerkte. Beim Teufel Chanko-Taroth! Er wollte Milsi nicht belügen, doch sollte seine Vergangenheit nicht vorzeitig offenbart werden – erst wenn er dazu bereit war.
Milsi zählte die größeren Inseln an der Nordküste der Hauptinsel herunter. Valka? Irgend etwas rührte sich bei dem Namen, die schwache Erinnerung, ihn schon einmal gehört zu haben, von den Lippen ihres Vaters, in großer Erregung ausgesprochen. Aber die Erinnerung wollte sich nicht verdichten.
Vor beinahe allen kregischen Küsten reihten sich Inseln dicht wie Luftbläschen an der Oberfläche kochender Milch. Sie waren viel zu zahlreich, als daß man ihre Namen alle im Kopf behalten konnte.
»Was sagtest du eben?«
»O ja. Valin wird sich erst Valin Valintorio nennen können, wenn er Berühmtheit erlangt und Respekt gewonnen und die Stammesvorderen und die Geheimen dazu gebracht hat, ihm das ›Torio‹ zu gewähren. Dann wird er eine Familie und Ländereien besitzen und kann sich Valin Valintorio nennen. Ich freue mich schon auf diesen Tag.«
»Und der Name Seg wird sich durch die Hauptlinie der Familie vererben.«
»Richtig.«
»Bei uns ist das anders.« Milsi hielt inne und biß sich auf die Unterlippe. »Ich meine, nun ja, hier wird die männliche Abstammung nur anerkannt, wenn die Familie der Frau damit einverstanden ist.«
»Was bedeutet das genau?«
»Seg, dazu will ich dir ein Beispiel nennen, das die Leute in Croxdrin in letzter Zeit sehr beschäftigt hat. König Crox verlor bei einem schrecklichen Unfall seine Frau und die gesamte Familie. Sein legaler Anspruch auf die Krone leitete sich aber ursprünglich durch die Frau her.«
»Folglich mußte er den nächsten gesetzlichen Erben suchen?«
»Es ist schon vorgekommen, daß Väter ihre Töchter heirateten, um sich den Thron zu sichern – natürlich nur formell und dem Namen nach, möchte ich betonen. Demnach ...«
»Ach, verstehe. Ich hatte gehört, die arme Königin Mab, der du gedient hast, habe den König geheiratet, und er sei unmittelbar danach zu der schicksalhaften Expedition in den Coup Blag aufgebrochen. Königin Mab sei ihm dann gefolgt – sie muß ihn geliebt haben, obwohl man mir gesagt hat, es sei nur eine politische Ehe gewesen.«
»Wirklich nur politisch. Die beiden verband keine Liebe, nur eine fürchterliche Hinnahme des Schicksals.«
»Nun ja, du mußt es wissen, du warst ja ihre Hofdame.«
»Ja.«
»Diomb und Bamba sind unruhig. Es wird Zeit, daß wir weiterkommen.«
Mit ihrer nächsten Bemerkung überraschte sie Seg.
»Die Zeit ist etwas Schreckliches, Seg der Horkandur! Ich könnte mir beinahe wünschen, diese Wanderung würde ewig dauern, denn ich finde sie viel angenehmer als am Anfang.«
»Aber dein Ziel ist doch Mewsansmot!«
»O ja. O ja. Und doch ...«
»Los, ihr beiden!« rief Bamba. »Diomb ist schon ziemlich ungeduldig.«
»Wir kommen.«
Der Weg um den Sumpf führte die vier nach Nordwesten, Norden, Nordosten und sicherheitshalber im Bogen auch ein wenig nach Ost-Nordost.
»Mein mutiger junger Freund«, sagte Seg unterwegs energisch, »in der ersten anständigen Schänke, die wir finden, spendiere ich euch beiden gebratenes Voskfleisch, Momolams, Squishkuchen und einen gehäuften Teller Palines. Und jede Menge Bier und Wein – das kannst du mir glauben!«
»Mit Bier und Wein«, sagte Milsi besorgt, »sollten wir bei Bamba und Diomb etwas vorsichtig sein.«
»Natürlich. Aber die beiden werden ihre Krüge so schnell leeren wie mancher
Weitere Kostenlose Bücher