Saga von Dray Prescot 32 - Pandahem-Zyklus 06 - Seg, der Bogenschütze
Dinkus geholfen.
Also mußte er hier hockenbleiben wie ein Feigling und warten, bis die Sklavenjäger vorübergezogen waren.
Er hielt es nicht für nötig, Milsi von seiner Entscheidung in Kenntnis zu setzen. Sie ihrerseits starrte blicklos auf die Sklaven, erschauderte beim Anblick der raubtierhaften Katakis, hielt den Mund und betete inbrünstig, daß ihr großer Jikai, der Bogenschütze Seg Segutorio, es bei seiner Ehre nicht für unerläßlich hielt, loszupreschen und zu kämpfen und zu sterben.
Daß sie solches unlogische Verhalten von Seg erwartete, war für sie der stärkste Beweis für ihre aberwitzige Lage. Keine vernünftige Person würde Sklavenhändler stören, die ihren Geschäften eingingen – und schon gar nicht Katakis. Die Stahlklingen, die sie an ihren Schwänzen trugen, sirrten aufblitzend hin und her, trafen energisch breitseits die Sklaven, um sie weiter voranzutreiben. Wenn sich diese Stahlklingen mit der scharfen Seite nach vorn kehrten ...
Als der bedrückende Sklaventrupp vorübergeschlichen und nicht mehr zu sehen oder zu hören war, reckte sich Diomb und sagte: »Seg, nun sag mir nur, was das alles bedeuten sollte. Ich bin begierig, mehr über die Außenwelt zu erfahren. Aber was ich da eben gesehen habe, verstehe ich nicht.«
»Die häßlichen, brutal aussehenden Burschen waren Katakis, auch Peitschenschwänzler genannt. Mach einen großen Bogen um sie, wenn du keinen Ärger haben willst. Die Sklaven waren ...«
»Sklaven?«
Seg versuchte zu erklären, was darunter zu verstehen war, aber Diomb ließ ihn nicht weitersprechen.
»Ich wußte zwar, daß eine Person gewisse Dinge besitzen darf – etwa mein Blasrohr und Pfeile und die Schürze, darüber hinaus aber nicht viel anderes. Die Häuptlinge haben uns die fremde Welt erklärt – wir sind keine unwissenden Wilden. Ich dachte, ich hätte begriffen, was ›Eigentum‹ bedeutet. Aber Menschen zu besitzen ...«
»Es gibt in der Welt noch vieles, was du lernen mußt«, sagte Milsi. »Ich bin gern bereit, dir und Bamba alles zu zeigen.«
Viele Probleme des wunderbaren Kregen ließen sich in einem Wort zusammenfassen – Sklaverei. Seg hatte seine Auseinandersetzungen mit dieser furchtbaren Sitte gehabt, und so konnte er Milsis Einstellung zwar ablehnen, aber zugleich verstehen. Er freute sich nicht gerade auf die Zeit, wenn er versuchen würde, ihre Einstellung allmählich zu verändern. Längst war er über das Stadium hinaus, da er in dieser Sache sein Gewissen befragte. Auch machte er sich keine Gedanken mehr darüber, ob er überhaupt das Recht hatte, anderen Menschen in der Frage der Sklaverei den Kopf zu waschen. Er hatte genug gesehen. Im Kampf gegen das Sklavengeschäft hatte er bereitwillig manches schwere Opfer gebracht und war bereit, sich weiterhin mit allen Kräften gegen das Übel zu stemmen.
Er zweifelte nicht, daß seine Erklärung der Sklaverei doch etwas anders ausfallen würde als Milsis Ausführungen.
Einige Dwaburs weiter erreichten sie ein Sumpfgebiet.
»Aus Erthyrdrin kenne ich die Malarsümpfe«, erklärte Seg, »und die liegen mir gar nicht am Herzen. Am besten suchen wir uns einen Weg, der darum herumführt.«
Nachdem man sich darüber einig geworden war, wandte sich die Gruppe ein wenig ins Innenland, um die übelriechenden Zonen zu umgehen.
Milsi plauderte lebhaft mit Diomb und Bamba. Seg marschierte stumm voran; er wußte, daß seine Zeit kommen würde.
Als er bei der nächsten Rast Gelegenheit hatte, Milsi ein wenig die Leviten zu lesen, kam die Sprache statt dessen auf die Gewohnheiten der Namensgebung in Erthyrdrin.
»Solange sie im Ausland sind, können sich meine Kinder Segutorio oder Segutoria nennen, als eine Art Nachname. Aber nur soweit das zu den Gebräuchen des jeweiligen fremden Landes paßt. Der Zusatz ›torio‹ ist letztlich aber dem Ältesten vorbehalten, und die ersten Silben bleiben ständig gleich. Das Mädchen nimmt den Namen ihrer Mutter als Nachnamen und kann bei der Heirat, wenn sie will, zusätzlich noch den Namen ihres Mannes tragen.«
Mit einem Holzsplitter entfernte er sich ein Stück Fleisch zwischen den Zähnen. Dabei ging er sehr gründlich vor, was Milsi nicht entging.
»Mein Sohn Valin, Sildas Zwillingsbruder«, fuhr er fort, »heißt zu Hause Valin Segutorio; aber im Grunde ist das nicht richtig, in Erthyrdrin würden wir ihn nicht so nennen. Er ...«
»Aber Seg, ich dachte, du bist in Erthyrdrin beheimatet! Wo liegt denn nun dein Zuhause?«
Es war zu spät,
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