Saga von Dray Prescot 32 - Pandahem-Zyklus 06 - Seg, der Bogenschütze
Zusammenhang mit dem Signal des königlichen Kurierdienstes.
Tyr Naghan Shor saß auf seinem bequemen Stuhl am Heck, bürstete sich die dichten Schnurrbarthaare und genoß den Schein der beiden Sonnen, die seine goldene Mähne schimmern ließen. Kov Llipton brachte Angehörigen seiner eigenen Rasse besonderes Vertrauen entgegen und ließ sie Geheimbotschaften übermitteln und am Fluß Spionagedienste tun. Der unauffällige Xaffer, der sich abseits hingehockt hatte, störte niemanden, denn Xaffer sind eine seltsame isolierte Rasse, die im allgemeinen zu Sekretärsdiensten oder Hausarbeiten herangezogen wurde. Der Xaffer im Boot, Ninshurl das Siegel, trug eine saubere Robe, die von einer Silberkette zusammengehalten wurde; trotzdem war er Sklave.
»Ein sinnloser Auftrag, Ninshurl, das wage ich zu behaupten, bei Numi-Hyrjiv, der Goldenen Pracht!«
»Der Kov war aber sehr bestimmt, Herr.«
»Oh, man streitet sich nicht mit Kov Llipton, es sei denn, man möchte im Fluß schwimmen gehen. Trotzdem – sollten die Hulus aus Mattamlad sich querstellen ...«
»Wir haben die Flagge des Waffenstillstands gesetzt, Herr. Man wird sich anhören, was wir zu sagen haben.«
»Natürlich hast du recht. Trotzdem habe ich ein sehr hübsches Numim-Mädchen sitzenlassen müssen, um dieser dummen Pflicht nachzukommen – und ich habe nicht die Absicht, allzuviel Zeit darauf zu verschwenden, das kannst du mir glauben.«
In schneller Fahrt glitt das Boot flußabwärts, zusätzlich angetrieben von den harten Muskeln speziell auserwählter Paddler, ausschließlich Sklaven, die man an die Bänke gekettet hatte.
Mattamlad lag an der Mündung des Flusses und döste im Sonnenschein vor sich hin. Am Hafen stank es nach Schlamm, die Hitze brachte alles zum Verrotten. Tyr Naghan Shor, der die Flagge des Waffenstillstands gehißt hatte, durfte an den Wachbooten vorbei, denn Mattamlad war eine unabhängige Hafenstadt und schuldete König Crox und seinem Land nichts.
Tyr Naghan meldete sich im Büro für Ausländer und registrierte dabei die hohen Masten der Schiffe, die den Hafen füllten. Er krauste die Nase. Für die Mattamlader hatte er nur Verachtung über; doch konnte kein Zweifel bestehen, daß sie direktere Kontakte zu anderen Nationen unterhielten. Nun ja, der Tag würde kommen, wenn Pandrite soweit war – da würde Kov Llipton den Fluß hinabstürmen und die gesamte Mündung für sich mit Beschlag belegen.
»Deine Friedensflagge und deine Vollmachten sollen Gültigkeit haben, Tyr«, sagte der Hafenbeamte zu Naghan. »Aber ich hielte es für ratsam, deine Angelegenheiten innerhalb eines einzigen Tages abzuschließen.«
»Ich tue, was ich kann. Aber du kennst ja die Ausländer ...«
»Oh, aye«, sagte der Beamte, ein erfahrener Marcer, dessen mitgenommenes Äußeres erkennen ließ, daß er einmal im Fluß geschwommen war – vermutlich ziemlich gegen seinen Willen. Wegen seiner wundersamen Errettung wurde er auch Nath die Flunder genannt. »Oh, aye, Tyr Naghan Shor. Bei den Blutigen Bissen des Braunen Flusses, ich glaube, wir kennen Ausländer besser als du.«
Naghan ließ es nicht zu, daß seine natürliche Numim-Autorität sich wegen einer solchen Kleinigkeit manifestierte, und wanderte los. Schwungvoll schlenderte er durch die schlammige Straße und rechnete sich aus, daß er sein Ziel wohl gerade erreichen konnte, ehe der Regen mit gewaltiger Wucht herniederrauschte. Er marschierte an den Schänken vorbei, warf einen Blick auf den Knöchel der Meerjungfrau und erreichte schließlich, dichtauf gefolgt von dem Xaffer, eine breitere Straße, deren hochgestellte Bürgersteige den Reichtum des Viertels dokumentierten.
»Da ist es«, sagte er und erstieg einige Holzstufen vor einem Bronzetor. Ein großes, von einer Mauer umschlossenes Haus erhob sich dahinter. Sein Klingeln wurde von einem Mann beantwortet, der eine freundliche Bemerkung machte. Dieser Mann trug ein weites Wams über einer Tunika, deren Ärmel rot und gelb eingefaßt waren. Er war mit zwei Schwertern bewaffnet.
»Tritt ein, tritt ein, Horter! Ich melde dich sofort.«
Tyr Naghan brummte nichtssagend vor sich hin. Auf der Schwelle begegnete ihm ein anderer Mann, der es eilig hatte, das Haus zu verlassen, um noch vor dem Regen die nächste Schänke zu erreichen. Er trug Lederwams und lederne Hose und einen Hut mit breiter gerollter Krempe, über dem sich eine flotte Feder krümmte. Den Numim grüßte er mit einem fröhlichen »Llahal, Horter!«, ehe er zu den Tavernen
Weitere Kostenlose Bücher