Sagan
berühren, war übermächtig, doch sie wollte nicht, dass Guin sie sah, falls er zurückkam. Autoerotische Spiele waren, neben Schlafen, etwas, wozu sie kein Publikum brauchte, und so sollte es auch bleiben.
Doch was dachte er in diesem Moment? Was fühlte er und … was hatte er vor? Er war gegangen, also war klar, was er nicht tun würde. Das war doch gut, oder?
Ja. Die Dinge waren nur ein bisschen … ein bisschen außer Kontrolle geraten. Er hatte recht. Sie hatte versucht, ihren Standpunkt klarzumachen, obwohl sie sich gar nicht mehr sicher war.
»Licht und Verdammnis«, stieß sie leise hervor, während sie mit den Händen unruhig über ihr heißes Gesicht fuhr. Wen genau versuchte sie damit an der Nase herumzuführen? Es gab wirklich nur eine Möglichkeit.
Sie musste mit ihm sprechen.
Er hatte es versaut.
Nein, tatsächlich hatte er es geradezu königlich versaut. Der Begriff passte perfekt, auch wenn er nicht darüber lachen konnte. Was beim Licht hatte er sich dabei gedacht? In seinem selten genutzten Schlafzimmer ging Guin wütend im Kreis. Er hatte die Hände in die Hüften gestemmt, was ihm nur allzu deutlich vor Augen führte, wo er seine Waffen gelassen und vor allem warum er sie überhaupt abgelegt hatte. Er legte auch den Lederschutz ab, den er im sicheren Teil des Palasts nicht brauchte. Aber seine Waffen. Nein. Er legte sie nie ab, bevor Malaya und der übrige Palast schliefen. Und selbst dann lag das Schwert dicht neben ihm und der Dolch unter seinem Kopfkissen.
Ihm war heiß, seine Haut dampfte vor Schweiß, und er wusste, dass das nichts mit der Umgebung der unterirdischen Stadt zu tun hatte, da es hier eigentlich von Natur aus kühl war, sondern ausschließlich mit der unglaublich erregenden Frau, die ihm eine überaus schmerzhafte Erektion verschafft hatte. Außerdem protestierte sein ganzes Wesen dagegen, so weit von ihr entfernt zu sein. Er hatte unzählige Stunden damit verbracht, sich zu vergewissern, dass er nur wenige Meter … meistens sogar nur Zentimeter von ihr entfernt war. Sogar die ein, zwei Räume Abstand zu ihr fühlten sich unnatürlich an, wie es sich auch unnatürlich angefühlt hatte, den Palast für mehrere Wochen zu verlassen. Wenn Magnus ihm in der zweiten Woche nicht einen wichtigen Auftrag erteilt hätte, wäre er nicht in der Lage gewesen, so lange wegzubleiben.
Doch wie sollte er sich wieder in ihre Nähe wagen, nach dem, was er getan hatte? Er hatte viel zu viel von sich preisgegeben. Er hatte ihr alles offenbart – jedenfalls beinahe. Seine Sehnsucht nach ihr war sein Geheimnis gewesen, das er erfolgreich für sich behalten hatte, seit es existierte. Und wahrscheinlich existierte es, seit er sie kannte. Wie hatte er nur so die Kontrolle verlieren können?
Aber andererseits konnte er die Sache nicht ungeschehen machen. Das Einzige, was ihm jetzt noch blieb, war Schadensbegrenzung. Irgendwie musste er sie davon überzeugen, dass es nicht so war, wie es ausgesehen hatte. Guin musste die Wogen glätten. Wenn sie sich diese Schwäche zunutze machte, wäre er erledigt. Für sie wäre es ein Spaß. Ein Flirt. Ein Teil ihres fortwährenden Kampfes, ihren Willen durchzusetzen. Für ihn wäre es Folter, weil er wusste, dass nichts daraus werden würde. Selbst wenn sie mit ihm ins Bett ginge, wäre es für sie nur zum Vergnügen oder weil sie dann Macht über ihn hätte. Sie hatte vor, einen Mann von Adel zu ehelichen. Und sobald sie verheiratet war, wäre sie für immer unerreichbar. Wie sollte er damit zurechtkommen, einen so erlesenen Geschmack nur einmal auf der Zunge zu spüren und dann nie wieder? Schlimmer noch, fünfzig Jahre nur eine Handbreit von ihr entfernt zu sein und mit ansehen zu müssen …
Guin erschrak bei dem Gedanken, doch er zwang sich, ihn zu Ende zu denken.
Mit ansehen zu müssen, wie sie einen anderen liebte. Mit ansehen zu müssen, wie sie einen Bauch bekam, und mitzuleiden, wenn sie in den Wehen lag. Oder schlimmer noch, mit ansehen zu müssen, wie sie ein Leben ohne Liebe führte und ihr Vertrauen und ihr optimistischer Blick auf die Welt angesichts ihres Unglücks verschwanden.
Oh, was würde er nicht darum geben, wenn er in diesem Moment ganz eigennützig sein könnte. Er würde fortgehen und nicht mehr zurückblicken. Er würde einen Ort auf der Welt suchen, wo er sich zurückziehen könnte. Er könnte als Söldner arbeiten; vielleicht im Krieg gegen Nekromanten und menschliche Jäger mitkämpfen. Ein Netzwerk war am Entstehen,
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