Sagan
die Welt um sie herum ein besserer und sichererer Ort war, solange sie zusammen waren. Das hieß nicht, dass sie an dem Abend, als sie den dunklen Ring auf der Haut um ihren Bauchnabel entdeckt hatte, nicht in Panik geraten war. Trotz der guten Laune, die sie Magnus gegenüber gezeigt hatte, hatte sie große Angst gehabt. Dass er selbst so erschrocken war, hatte sie in gewisser Weise erleichtert. Zu sehen, dass nicht nur sie selbst aus der Fassung geriet, machte es ihr leichter, es zu akzeptieren. Die Freude, die ihr religiöser Gemahl seither entwickelt hatte, und der Stolz, mit dem er den anderen im Sanktuarium die Schwangerschaft verkündet hatte, hatten ihr geholfen, sich nach und nach damit anzufreunden.
Jetzt, wo sie das winzige Gewicht ihres Kindes und seine intensive Körperwärme spürte, seufzte sie leise und küsste es auf die zarte Stirn. Es fühlte sich richtig an, Magnus’ Kind im Arm zu halten. Die anderen, die es für einen Segen hielten, dass sie von ihm schwanger war, hatten recht. Jedes Kind, das Magnus zum Vater hatte, würde große Dinge in der Welt bewegen, so wie sein Stiefsohn Trace der Wesir von Kanzler Tristan geworden war, der Mann hinter einem der wichtigsten Posten der Regierung.
Doch an Trace zu denken bedeutete, an die Gefahr erinnert zu werden, in der sich Ashla und ihr Baby befanden, und es jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Sie war nicht dumm. Sie wusste ganz genau, dass die Tatsache, dass sie Acadians Tochter getötet hatte, eine zweischneidige Sache war. Es gab Leute, die sie als Heldin und großartige Kämpferin bejubelten, es gab aber auch solche, die sie deshalb als Erzfeindin betrachteten. Und Acadian selbst als Feindin zu haben war die bei Weitem größte Gefahr.
Schon allein der Gedanke an diese böse Person veränderte die ganze Stimmung ihres Traums. Der Säugling verschwand aus ihrem Arm, und sie erhob sich rasch, um das Herannahen eines dunklen Flatterns zu beobachten. Die Schärpe einer Senatorenrobe zischte an ihr vorbei, während der Raum um sie herum verschwand. Hastig griff sie nach dem schwarzen Stoff, dessen tannengrüne Zierborte auf den Träger schließen ließ. Sie verengte die Augen und blickte zum Horizont, der erste Trick, den ihr Magnus über das Jagen im Traumreich beigebracht hatte.
Auf einmal befand sich ein Lichtpunkt auf ihrer Schulter, und mit einem erschrockenen Keuchen drehte sie sich um. Sie hatte kaum Gelegenheit zu reagieren, da packte eine kräftige Hand sie auch schon am Hals, und ihre Beine gaben nach. Sie sank zu Boden, und die Luft entwich aus ihren Lungen. Die Hand um ihren Hals hinderte sie daran zu atmen, und sie machte sich zum Kampf bereit, als sie dem Blick der Senatorin begegnete, die sich über sie beugte.
Senatorin Helene.
Doch sie wusste genau, dass diese Frau einen anderen Namen hatte und eine andere Identität, berüchtigt dafür, dass sie so gefährlich war wie das dunkelste Wasser.
»Ich weiß, was du denkst«, sagte die hübsche, elegante Frau leise. »Senatorin Helene ist Acadian? Aber sie arbeitet für wohltätige Zwecke, unterstützt die Kanzler nach Kräften und ist bekannt für ihre Tugendhaftigkeit! Das kann doch gar nicht sein! Sie kommt jede Woche in den Tempel und ist nach der Beichte sogar zur Buße bereit!« Helene lächelte, und in diesem Augenblick verwandelte sie sich in Angelique. »Oder vielleicht ist es die temperamentvolle Angelique, die Malayas Macht und deren Position so hasst, dass sie behaupten würde, Weiß ist Schwarz, nur um ihr zu widersprechen.« Dann veränderte sich die Gestalt der Frau, die sie würgte, erneut, und Malaya selbst blickte Dae in die Augen. »Oh, aber wer ist Acadian wirklich? Du wirst es nie erfahren, oder? Sie lachte, und obwohl sie die Gestalt und das Gesicht der Kanzlerin hatte, wurde sie durch und durch zu der bösen Acadian, von der Daenaira so viel gehört hatte. »Wer ist wohl am besten geeignet, einen Weg zu finden, diese idiotischen Zwillinge auszulöschen, hmm? Sie haben so hehre Ideale und diese unerträgliche Hoffnung, dass andere genauso sind wie sie. Und die Leute behaupten,
ich
wäre unverfroren und arrogant. Das wird ihr Untergang, so wie du es für Magnus sein wirst. Er wird für seine Rolle beim Tod meiner Nicoya bezahlen, und du wirst dafür bezahlen, indem du das Mittel sein wirst, um ihn in die Knie zu zwingen.« Sie kam mit ihrem Gesicht näher und lauschte einen Moment, als Dae würgte, um Luft zu bekommen. Sie nutzte die Energieverbindung zum
Weitere Kostenlose Bücher